OÖ. Heimatblätter 1981, 35. Jahrgang, Heft 3/4

Es war schon eine große Erleichterung, als man die Pflug schar noch später zwischen zwei oder vier Bronzeräder hing. Der Verkehr auf den damaligen Weltstraßen, den man nicht als gar so geringfügig ansehen darf, brachte es mit sich, daß bis zum Beginn der Eisenzeit die recht unzuläng lichen Holzpflüge bis nach Skandinavien hinauf durch me tallene Pflugschare ersetzt wurden. Man tut nicht ganz un recht. wenn man darin etwas wie eine allererste Normie rung einer Erfindung sieht, die doch schließlich eine der wichtigsten war und blieb. In China war es der halbmysti sche Kaiser Shing-nang (um 3700 v. Chr.). dem man die Erfindung des Pfluges zuschreibt. Zur selben Zeit ging man dem Boden im nahen und fernen Orient mit Säeschlitten, Kasteneggen und Säe-Eggen (alle drei beruhten auf dem Prinzip, zugleich mit dem Auf reißen des E3odens auch die Saat miteinzustreuen) zu Lei be. Außerdem handhabten Kulis schon metallbeschlagcne Schaufeln. Der Pflug hat sich im Laufe mehrerer Jahrtausende kolos sal abgewandelt und variiert. Für schwere Böden baute man ihn, so wie in Großrußland sogar mit zwei und drei Pflugmessern. Dort konstruierte man auch die sog. „kosulja", die eine Vereinigung von Pflugschar und Pflugei sen ist. Auch baute man die weißrussischen Hakenpflüge, die zu beiden Seiten Erde auswerfen. Man könnte über haupt an der Entwicklung des europäischen Pfluges die Geschichte der Verderbnis seiner Böden ablesen. Immer gewaltiger wird die Maschinerie, je verschlämmter, ver backener und unergiebiger die Böden werden. Es stimmt mehr als nachdenklich, wenn man die fürchterlichen Mar terwerkzeuge der Gegenwart betrachtet, die sich mit im mer mehr Pferdestärken jetzt zunehmend in die be dauernswerte Erde einwühlen, ohne sie doch fruchtbarer machen zu können. Von all den Riesentraktoren kann man bei bestem Willen nicht behaupten, daß sie biotechnisch gebaut seien. Sie er möglichen zwar für eine gewisse kurze Zeit Maximalerntcn und erleichtern die Bewältigung. d;i sie die übermäßig teuer gewordene Menschenarbeit ausschalten. Die Schä digung. die sie im Dauerbetrieb hervorrufen, gehen dage gen über alles bisher gekannte Maß hinaus. Der Schollenfeinbau wird teils durch das Sauriergewicht, teils durch die rücksichtslose Zerwühlung völlig zerstört. Es gibt keine natürliche Krürnclung mehr, und damit ge hen die wichtigsten, vom Bodenlebcn für das Bodenleben aufgebauten Zonen verloren. Von einem ernstlichen Widerstand gegenüber Aushagerung und Auswaschung kann auf derart mißhandelten Böden keine Rede sein. Die Abwehung gewaltig großer, bloßgelcgter Ebenen durch Staubstürme ist die logische Folge der Aufhebung der Bo denkapillarität und des natürlichen Zusammenhaltes der Feinkrümelung. Die ganze Traktorwirtschaft ist auf den Ma.ximalbetrieb aufgebaut. Ihre Konsequenz wird auch ein maximaler Bo denruin sein, der in absehbarer Zeit als ein fürchterliches Menetekel in die Annalen der Welternährung eingeprägt werden wird. Denn jedes Maximum führt letzten Endes immer zur mörderischen Auslese, während man durch ein Optimum einen erträglichen Ausgleich erlangt. Das ist eine weltgesetzliche Regelung, an welcher noch so viele technische Erfindungen nichs ändern können. Man muß endlich einsehen lernen, daß alles „Tiefpflü gen". das über 50 cm hinausgeht, ein „Totpflügen" der fruchtbaren Erde ist. Es werden damit nur unaufgeschlos sene Rohböden heraufgeholt, überwiegend mineralische, die fast kein Bodenleben enthalten. Man hat sich darum bereits überlegt, ob nicht die obersten 30 cm schon als Grenze der Pflugwirkung gerechnet werden müßten. Auf den ausgeplünderten, degradierten Böden der Ge genwart genügt der einfache Pflug sehr oft nicht mehr. Gegen die berüchtigten ..Betonsohlen" rückt man mit vielklauigen Kultivatoren und Stacheleggen an. Ist die Verschlämmung, Verlehmung, Vertonung eines Ackers aber erst sehr fortgeschritten, nützt auch das nichts mehr. Die mühsam auseinandergerissenen, humuslosen, zähen Schollen klatschen, sobald man sie in Ruhe läßt, hoff nungslos wiederum gleich einer Art von Kitt zusammen. Auch der verzweifelte Versuch, solche Böden schichtwei se auszuglühen, ist kein Allheilmittel. Wohl wird das Was ser mit Gewalt ausgetrieben, aber wer soll das tonigbröckelige Gemenge, das der erste Regen wieder in einen glitschigen Brei verwandelt, organisch aufschließen? Das Bodenleben ist es, das nahezu völlig fehlt. Es bleibt darum selbst der dann und wann hineingebrachte Stall mist unaufgearbeitet liegen. Es mangelt die Kraft des Le bens. ohne die kein Humus entsteht. Soweit die große Bodenbiologin Annie France-Harrar über den Pflug. Auf unserer Mutter Erde unterscheiden wir auch landwirtschaftlich gesehen verschiedene Klimazo nen. Die Regenwaldzone in den Tropen mit 2500 bis 3000 mm Jahresniederschlägen, wo nur teilweise HUMUSrWW Ill|l'c5r///r'^^i -/-- - -/- Ar/d Jiam/al Wasserstrom in der Kulturschicht des Bodens unter ariden und humiden Klimaverhültnissen (nach Pallmann). A) Eluvialhorizont, 8} Illuvialhorizont. C) unbeeinflußte Bodenschicht. I Krume. 2 Unterboden. 3 Untergrund.

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