OÖ. Heimatblätter 1981, 35. Jahrgang, Heft 3/4

oder „Ahm" gab. Nach Koren wurden in den Gebie ten der steiermärkischen Brandwirtschaft dazu auch Eggen besonderer Art mit langen hölzernen Zäh nen, die sogenannten „Brandfurkeln" verwendet. Schwere Egge (Reißegge) mit Holzgesteil und Eisenzäh nen. Die in den O.Ö. Heimatblättern, Jahrgang 23/1969 von Prof. Dr. Josef Grüblinger beschriebenen „Drie-, Zwie- und Oanlegearlen" im Granitgebiet des Sauwaldes sind — wie richtig beschrieben — Gerä te für besondere Kulturmaßnahmen im Ackerbau gewesen, die besonders zum Auskämmen der Weiß wurzen (Quecke oder Baier), und im Frühjahr zur besseren Lockerung der im Winter zusammenge sackten Brachäcker verwendet wurden. Man kann sagen, daß es sich bei diesen Geräten um eine Kom bination zwischen Pflugarl und Egge gehandelt hat. So wurde in den Zwanzigerjahren in der Florianer Gegend ein „Geier" genanntes Gerät mit starren Zinken entwickelt, das besonders zur tieferen Lockerung des Saatbeetes für den Anbau der Zukkerrübe eingesetzt wurde. In beiden Fällen hat es sich nicht um Konkurrenzgeräte des Pfluges gehan delt, sondern um Hilfen zur Nacharbeit, wo die Eg gen nicht wirksam genug waren. Der bäuerliche Pio niergeist hat ja immer nach Verbesserungen geson nen, sonst wären wir noch auf der Entwicklungsstufe der Jungsteinzeit. Mit der Motorisierung ging dann die wissenschaftlich-technische Entwicklung land wirtschaftlicher Maschinen und Geräte Hand in Hand, aber Impulse kommen trotzdem auch heute noch von den praktischen Landwirten. Die europäische Landmaschinenindustrie — ausge hend von England - ist 150 Jahre alt und seit Beginn der Einführung des Traktors sind 50 Jahre vergan gen. Zeit genug, um zu vergessen, wie es vorher war. Die vorliegende Dokumentation über den Pflug und das Pflügen mag dazu helfen, die Erinnerung sozusa gen noch aus erster Hand zu erhalten.^9 6. Biologisch — technische Probleme des Fflugeinsatzes Es wäre ein Irrtum, mit totalem Einsatz des Pfluges, insbesondere des Traktorpffuges z. B. in den soge nannten unterentwickelten Ländern das Problem des Flungers in der Welt zu lösen. Wer sich mit die sem Problem beschäftigt, der müßte unbedingt das Buch der großen Biologin Annie Franee-Harrar „Die letzte Chance für eine Zukunft ohne Not" le sen. Allerdings hat es 692 Seiten und ist vor 30 Jah ren erschienen. Die Autorin hat sich gemeinsam mit ihrem Mann, Raoul H.France, ein ganzes Leben lang mit Fragen der Bodenfruchtbarkeit in allen Konti nenten beschäftigt. Im Zusammenhang mit Pflug und Pflügen soll wenigstens auszugweise festgehal ten werden, was sie im Kapitel „Der Pflug" sagt, wo bei das Erscheinungsjahr 1950 zu beachten wäre, als bei uns die Mechanisierung der Landwirtschaft erst voll eingesetzt hat. Eigentlich hat man als Hauptgerät in der Hand des Land wirtes nur den Ptlug. Sein Alter ist ehrwürdig, über seinen Nutzen macht man sich erst jetzt seine Gedanken. Und diese Gedanken stellen sich immer kritischer zu diesem urweltlichen Instrument ein. Wann verfiel man überhaupt darauf, die Erde mit irgendwelchen Geräten aufzureißen? Wahrscheinlich schon sehr früh, denn der Pflug geht mit der Entdeckung, daß man nutzbringende Gewächse aus säen könne, wohl Hand in Hand. Waren es zuerst wohl Grabestöcke, wie sie von Südseeinsulanern heute noch mit Geschick verwendet werden, so band man wohl bald Bastseile daran und hängte sie einem Tier oder Mann um die Schulter. Langsam ausschreitend zog man den harten Stockknorren hinter sich her. den ein Dahintergehender mit aller Kraft fest gegen den Boden drückte. So wurde die erste Furche in die Erde eingegraben. In gottverlassenen Karstdörfern, hoch oben im Vellebit. bin ich noch solchen Astpflügen begegnet, die von ein paar Weibern gezogen wurden, während der Mann hinten lenkte. Solche gerissenen Erdfurchen verstand man schon zur Zeit der Pfahldörfer herzustellen. Man klemmte bald ein großes Steinstück zwischen ein paar Hölzern fest und schleifte das ganze Werkzeug über den Boden. ..Messer pflüge" dieser Art benützte man bis zur Bronzezeit. Sie waren ohne jeden Unterbau und die Pflugschar hing an ei ner freien Deichsel. Es waren Schwingpflüge, die von zwei Rindern gezogen wurden. Sehr bald ersetzte man das Steinmesser durch eine Art von Bronze-, später durch eine Eisenschaufel. Davon hat man Bilder in Tegneby in Schweden gefunden. Auch auf den berühmten Bronzeei mern. z. B. einer Situla in Oberitalien wurden solche Bil der eingraviert. Ein Mann in Rock und Kappe treibt ein Paar breitgehörnte Ochsen mit einer Geißel vor sich her. während er selber mit der linken Hand den Pflug an einem kurzen, gedrungenen Steuer festhält. Das war wohl alles, was man tausend Jahre vor jeder Zeitrechnung in der Ge gend von Certosa bei Bologna als Feldgerät kannte. 29 Wie Anm. 21. S. 535 ff.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2