möglichte nicht nur ein Aufbrechen des Bodens, sondern sogar eine Art rechtsseitiger Furchenbil dung, die in etwa jener des rechtswendenden Pfluges unserer Zeit entspricht. Die beschriebenen Vorbereitungsarbeiten nahmen eineinhalb Stunden in Anspruch. Ich wurde dabei von zwei jungen Leuten aus dem Weypolt-Hof un terstützt, die sich dann auch als menschliche Zug kräfte vor den Pflug spannten. Als Ergebnis des Versuches kann ich feststellen, daß der gegenständliche trapezoidförmige Granitstein durchaus als Hauptteil - nicht als Pflugschar, son dern als Pflugkörper - für einen primitiven Pflug der Form nach anzusprechen ist, der zweifellos in der Wissenschaft Beachtung finden wird.^^ Als Benennung dieses interessanten Fundobjektes vom „Waldkobel" in Schönfichten, Gemeinde Bad Kreuzen bei Grein, schlage ich den Namen „Schönfichtener Pflugstein" vor. 4. Vom hölzernen Pflng zum vielscharigen Traktor anbaugerät Der älteste bekannte Pflug wurde in einem Moor in Walle bei Hannover gefunden. Nach der pollenana lytischen Methode konnte das Alter mit 5000 bis 6000 Jahre eingestuft werden.'" Damit konnte die Erde allerdings nur aufgerissen, aber nicht gewendet Pfkigkörper (Haken) werden. Die vorgeschichtliche Grabe- und Hackkul tur gestattete eine Bodenbearbeitung nur auf kleiner Fläche. Erst durch das gezogene Gerät war eine Ackerwirtschaft möglich, welche in Verbindung mit der aufkommenden Haustierhaltung die Landwirt schaft ergab. Schon 900 v. Chr. besingt der griechi sche Dichter Hesiod ein solches Gerät: . . . und fandest du etwa ein Krummholz. Trag es zu Haus, ob auf Bergen du spähtest oder im Brachfeld. Von Steineichengehölz: denn Bestand hat solches im Stierpflug. Wenn der Athene Genoß in des Scharbaumes Fug" es befestigt Durch die Nägel verband, und es vorn anschlöß der Deichsel. Lorbeer und Ulme verleihen die gediegene Deichsel, ein Krummholz Gibt Steineich und Eiche den Scharbaum. Im Sachsen- und im Schwabenspiegel (Rechtsbücher aus dem 13. Jahrhundert) wurde der Pflug als eine unveräußerliche Sache angesehen. Er durfte nicht gepfändet werden, und ihn zu stehlen galt als Ver brechen. Bei den Römern genoß der Pflug Vereh rung und beim ältesten Kulturvolk Asiens, den Chi nesen, zog in alter Zeit der Kaiser alljährlich mit ei nem silbernen Pflug eine Furche. Um das Krummholz besser führen zu können, er sann bäuerlicher Erfindungsgeist als Handhabe die Sterzen, und mit dem Streich- oder Moltbrett wurde aus dem Aufreisser ein Gerät, welches den Boden auch wendete. Soweit man verfolgen kann, waren auch die alten Pflüge immer Rechtswender. Damit ergab sich eine Unterteilung der Bodenbearbei tungsgeräte: einerseits der wendende Pflug und an dererseits die Arl, die auf der Entwicklungsstufe eines Wühlgerätes verblieb.'® Der wendende Pflug entstammt dem Nordwesten Europas, ist also ger manischer Herkunft, wogegen die Arl dem römi schen Kulturkreis zuzuzählen ist. Als ursprüngliche Grenze kann man den Alpenhauptkamm ansehen. Beide Geräte sind in Arbeitsweise und Wirkung ver schieden. Um eine völlige Lockerung des Bodens zu erreichen, muß mit der Arl eine kreuzweise Bearbei tung erfolgen, was eine quadratische Form der Fel der bedingt — die römische Quadratlur."' Mit dem wendenden Pflug dagegen erzielt man in einem Ar beitsgang eine totale Wendung des bearbeiteten Erdstreifens. Dabei hat sich eine langgestreckte Form der Ackergrundstücke herausgebildet, die uns in der Gewannflur'® begegnet. Da Kulturgrenzen niemals scharf gezogen waren, lassen sich Anklänge an die Quadraflur auch bei uns in der Gegend um Gmunden, Kremsmünster und bis in den Raum von Haag und Amstetten feststellen. Die ursprünglich Über ähnliche Versuche mit vorgeschichtlichem Pflugmatcrial siehe: J.Coies: Erlebte Steinzeit. Experimentelle Archäologie. München 1973. S. 25 ff. '" Josef Buchinger: in: Der Bauer in der Kultur- und Wirtschafts geschichte Österreichs. Österreichischer Bundesverlag für Un terricht. Wissenschaft und Kunst. Wien 1952. S. 38. - Und: Leopold Schindler: Die Landwirtschaft. Band II. Hrsg.: Bayri scher Landwirtschaftsverlag. München 1953. S.752 und 755. Josef Buchinger: a. a. ö. S. 354. Wie Anm.8. S. 115 ff. - Arl ist wohl die alpenländischc und süd östliche Benennung des gespanngezogenen Wühlgerätes. Im Westen und Norden war die Verwendung dieses Gerätes neben dem Pflug für besondere Arbeiten ebenfalls bekannt, jedoch wurde es als Haken bezeichnet, in slavischen Eintfußtiereichen auch „Zechen". G.C.Patzig: Der praktische Ökonomieverwal ter. 11. Auflage. Herausgegeben von der Reichenbach'schen Buchhandlung (Westermann & Staeglich). Leipzig 1887. S. 82 ff. "Josef Buchinger: S. 42. 62. Gewannffur = Flurform mit gemeinsamer Ahmende (Gewäs ser und Weide in Gemeinschaftseigentum) und Besitztümern in Gemengelage.-Nach: Gr. Universal-Lexikon. Berlin: CorvusVerlag 1975.
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