handle. Ein gleichzeitig erschienener Aufsatz „Stein zeit in Schönfichten" von Irmgard Friedl, beschreibt eine Reihe von an gleicher Stelle gefundenen Stein objekten von hoher Altertümlichkeit.Pollenanaly sen der Deckschichten ergaben eine Datierung zwi schen 3800 und 2300 v. Chr.^^ Um über die Bedeutung des pflugscharähnlichen Steines möglicherweise Aufschluß zu erhalten, lud Frau Dr. Rieger den ihr als Pflugfachmann bekann ten Verfasser zur Besichtigung ein. Die erste Unter suchung, des inzwischen im Keller des Wohnhauses der Familie Rieger eingelagerten Objektes, erfolgte gemeinsam mit der Geologin Frau Oberrat Dr. Schmölzer, Bad Hall, und ergab, daß der Stein eine Fänge von 52 cm und eine Höhe von 24 cm aufweist, im Profil eine Trapezoidform mit abgeschlagener Schulter hat und daß die Bodentläche etwa 10 cm breit ist. Das Gewicht beträgt 13,5 kg. Das aus fein körnigem Granit bestehende Gerät ist also durchaus handlich. Da das Verhältnis der Grund- zur Seiten fläche nicht normal ist, sondern eine Differenz von ca. 3 cm auf die Höhe von 24 cm aufweist, ergibt sich daraus, in Verbindung mit dem trapezoidförmigen Umriß und den Größenverhältnissen, der Findruck eines steilen Pflugkörpers. dem Stein auf den Holzplatz der Familie Rieger, wo das im Winter für den Hausbedarf geschlägerte Stan gen- und Brennholz lagerte. Fs stammt hauptsäch lich aus Haselstauden, wie sie in dieser Gegend hei misch sind. Der Pflugstein mußte mit einem Pflug baum (Grindel), einer Handhabe (Sterze) und einem Zugscheit ausgerüstet werden. Als Grindel fand ich eine 2 m lange Stange mit 6 cm Zopfstärke. Für die Sterze fand ich eine Zwiesel. Zum Zurichten diente ein Beil und eine Handsäge und zum Zusammenbin den diente ein Kälberstrick aus Hanf, also Materia lien, die in primitiver Form auch schon in der Jung steinzeit vorhanden waren. 10 cm \ Auf die Frage von Frau Dr. Rieger, ob es sich um ei nen steinzeitlichen Pflug handeln könnte, wurde von der Geologin Dr. Schmölzer eine Untersuchung dar über angestellt, ob an den Bruchstellen irgendwelche Schleifspuren erkennbar sind, wie sie bei einer Be nützung als Pflug entstanden sein könnten. Solche Spuren wurden aber nicht gefunden. Damit war ab geklärt, daß es sich nicht um ein Arbeitsgerät han delt, Der Stein weist in Ausmaß und Form Merkmale eines „modernen Pflugkörpers" auf. Ich habe mich daher auch bereit erklärt, mit ihm einen Ackerungs versuch anzustellen, um seine Eignung zum Pflügen nachzuweisen. Zu diesem Zweck fuhr ich am 17. April 1977 wieder nach Schönfichten. In der Zwischenzeit überlegte ich, wie dieser steinerne Pflugkörper mit steinzeit ähnlichen Materialien und Behelfen arbeitstauglich gemacht werden könnte. Ich begab mich nun mit Natürlich durften am Stein selbst keine Veränderun gen vorgenommen werden. Daher konnten nur am Grindel zwei zu den Höckern am Stein passende Einkerbungen gemacht werden und eine Rille für den Strick. Die Bruchstellen an der Schulter des Stei nes und damit auch die Höcker waren leider etwas schief und daher war die Verbindung von Stein und Grindel mühsam herzustellen. Aber es gelang, die Teile mit dem Strick haltbar zusammenzubinden. In die Achsel konnte noch ein Querholz als Zugscheit eingeschoben werden, an dem dann die Seile zum Ziehen des Primitivpfluges befestigt wurden. Schon ein erster Versuch zeigte, daß das Gerät für eine einfache Bodenbearbeitung durchaus geeignet ist. Nun wurde noch das Holz mit der Zwiesel zur besseren Fixierung von Grindel und Stein ange bracht, das gleichzeitig auch als Handhabe (Sterze) dient. Damit wurde die Arbeitsleistung des nun aus Pflugkörper, Grindel, Sterze und Zugscheit zusam mengesetzten Gerätes wesentlich verbessert und die Handhabung erleichtert. Die Schräglage des Steines, infolge des schiefen Bruches an der Grundfläche, er- " A. a. O. S. 64- 75. Lt. einer Analyse durch das Waldbau-Institut der Universität für Bodenkultur Wien vom 21. 1. 1977.
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