der Egge eine bessere Wirkung zur Beseitigung des lästigen Unkrautes gewährleistete. Im Gerichtsbe zirk Unterweißenbach pflügte man beim Stoppel sturz nur sogenannte „Roanln", es wurden also immer nur zwei Furchen zusammen geackert. Von Interesse ist sicher die Tatsache, daß man z. B. im Hausruckviertel, im Gegensatz zum Traunviertel. das Ziehen der 4. Furche eines Bifangs nicht „Roan ausnehmen" sondern „ausmoltern" nennt, was wohl einen Zusammenhang mit dem Moltbrett des Pflu ges hat. Ebenfalls bemerkenswert ist der Verlauf der Grenze zwischen dem Vierfurchenackergebiet des Haus ruckviertels und dem innviertlerischen Sechsfurchenackergebiet im Bezirk Schärding. Irl St. Agatha und Heiligenberg bei Waizenkirchen war noch der Vierfurchenacker daheim, wogegen man in Neukir chen am Wald und bis St. Aegidi hin sechsfurchig ge ackert hat. Ebenso verschob sich die Grenze von Zell a. d. Fram herein gegen Neumarkt-Kallham zu in Richtung Sechsfurchenackerung. Als Benennung der 5. und 6. Furche hat mir der Bauer August Stiglhumer aus Heiligenberg „Roadan und Roaausfahrt" genannt. Die ersten vier Furchen wurden wie im Traunviertel benannt. Als Ursache des Übereinandergreifens der vier- und mehrfurchigen Bifänge zwischen Hausruck- und Innviertel wurde mir das Heiraten über die alte Staatsgrenze (die „Granaz") hinweg angegeben.® Die Übersicht zeigt deutlich, daß das Vierfurchenackerpflügen über das Traunviertel hinaus in den hauptsächlichen Getreidebaugebieten Oberöster reichs bekannt und üblich war. Das hatte bei den schweren und wasserhältigen Böden auch seine Be rechtigung, weil das Durchfrieren zur Erzielung ei ner Frostgare und das zeitige Abtrocknen im Früh jahr erleichtert worden ist. Als Übergangszeit von der Bifangackerung zur Beetkultur werden überein stimmend die Jahre von 1925 bis 1955 angegeben, die Zeit also, in der die Traktoren ins Land kamen. Herr Univ.-Prof. Hofrat Dr. Ernst Burgstaller hat darauf aufmerksam gemacht, daß Andreas Schmel1er im Bayrischen Wörterbuch, Leipzig 1839, S. 728 f. den Bifangbau wie folgt beschrieben hat; Die beim wiederholten Hin- und Herfahren mit dem Pflug mittels des Pflugmessers und der Pflugschar losge schnittenen Streifen Erde, welche durch das Streichbrett gegen- und übereinander geworfen werden, bilden eine Erhabenheit zwischen zwei Vertiefungen. Im bayrischen Flachland bestehen die Bifange gewöhnlieh aus vier sol cher Erdstreifen, während im Land vor dem Gebirge 6. 8. 14. 20 und mehr solcher Stränge, ohne eine Furche dazwi schen zu lassen, aneinander geworfen werden. Diese brei ten Beete werden dann nicht mehr Bifang. sondern ..Acker" genannt. 3. Ein Arbeitsversuch mit dem „Schönfichtener Pflugstein" Unter den in jüngster Zeit bekannt gewordenen vor geschichtlichen Funden in Oberösterreich kommt vom Standpunkt der Gerätekunde aus einem eigen artigen Steingerät besondere Bedeutung zu, das die Altbäuerin Dr. med. Marianne Rieger gemeinsam mit ihrem Gatten Prim. Prof. Dr. Herwigh Rieger auf ihrem Besitz, dem Weypoltgut in Schönfichten 12 bei Grein, gefunden hat. Die Fundumstände wur den erstmals beschrieben in dem Aufsatz „Neue Entdeckungen zur ältesten Besiedlungs- und Reli gionsgeschichte des Unteren Mühlviertels" von Univ.-Prof. Hofrat Dr. Ernst Burgstaller.^® Aus die ser Beschreibung ist ersichtlich, daß sich der Ptlugstein zwischen zwei weiteren spitzen Steinen, in auf rechter Stellung, auf einer Felsstufe, unter einer na hezu 1 Meter dicken Lehm- und Humusschichte, auf dem sogenannten „Waldkobel" nächst dem Weypolthof, inmitten des Waldes befand und vom Ehe paar Dr. Rieger, unterstützt von Freunden, in mühe voller Arbeit ausgegraben wurde. Zwischen zwei anderen Steinen wurde der Pflugs lein aufge funden. Bereits von Dr. Burgstaller wurde die Vermutung ausgesprochen, daß es sich bei dem Gerät nicht um ein profanes, sondern um ein kultisches Objekt ® Über die Verhältnisse an der alten bairisch-obcrösterrcichischen Grenze gaben mir wertvolle Hinweise: August Stiglhumer, Bauer in Maidern, Gemeinde Heiligenbcrg; Josef Berger, Konsulent, Bürgermeister, Gaspoltshofen; Felix Meier. Konsulent. Bürgermeister, Zell a. d. Pram; ebenso die Facborgane von 13 Bczirksbauernkammern. welche mir nach Befragung al ter Bauern über die gebräucbliehc Art des Pflügens in den ein zelnen Gericbtsbezirken berichteten. Ihnen allen sei ebenfalls herzlicher Dank gesagt. Der Neue Bund. Hrsg.G. u. H. Rieger u.A. Schimpf 26. Jg. F.2. S. 75 - 90. Linz 1977.
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