OÖ. Heimatblätter 1981, 35. Jahrgang, Heft 3/4

Der Pflug und das Pflügen VonFranz Dickinger 0, fragt nicht nach der Sage Ziel, euch künden's rings die Gauen. Der Berg ist wüst, das Schloß zerfiel, das Schwert ist längst zerhauen. Doch liegt das Tal voll Herrlichkeit im lichten Sonnenschimmer. Da wächsts und reifts noch weit und breit, man ehrt den Pflug noch immer.^ In unseren Museen und Heimathäusern werden von den bäuerlichen Geräten bevorzugt Pflüge ausge stellt - je älter, desto lieber. Das Wissen um die Handhabung der Gespannpflüge und welche Zusatzgeräte und sonstigen Vorausset zungen dazu noch notwendig waren und verwendet wurden, um eine gute Ackerarbeit zu erzielen, ist schon weitgehend vergessen, und innerhalb weniger Jahre werden auch die letzten großen Praktiker des Gespannpflügens gestorben sein. Diese Dokumentation soll das Wissen um die vor nehmste Tätigkeit des bäuerlichen Menschen, am Beispiel des Vierfurchenacker-Pflügens, festhalten und weitergeben. 1. Die Vierfurchenackerung im Traunviertel Schmale Ackerbeete von 4 bis 6 Furchen werden in der Fachliteratur als „Bifang" bezeichnet. Diese Art des Pflügens war im ganzen deutschen Sprachraum bekannt und ist eine Spezialart der Beetkultur.^ Es wurde damit ein besserer Wasserabfluß sowie ein besseres Ausfrieren des gepflügten Bodens zur Er zielung einer guten Frostgare angestrebt und großteils auch erreicht. So wie die Kulturart selbst ist auch der Name Bifang sehr alt wie etwa die Bezeich nung Bihänderschwert, das nur mit beiden Händen geschwungen werden konnte. Beim Bifangpflügen werden eben zweimal zwei Furchen zu einem Acker zusammengeworfen. Der Bifangbau ist nur mit einem Karrenpflug möglich. Das Traunviertel war ein klassisches Gebiet des Bifangbaues. Das Vierfurchenackerbeet wurde schlicht als Acker („Aoka") bezeichnet, aber auch der Name Sturzacker wurde verwendet. Es war der Stolz jedes Bauern und Pferdeknechtes, wenn im Herbst am ge pflügten Feld die Äcker wie „geschnürlt" dalagen. Ein gutes Arbeitsergebnis war von verschiedenen Umständen abhängig. ' Schlußversc des Gedichtes ..Schwert und Ptlug" von Wolfgung Müller. So lautete das selbstgewählte Pseudonym des DichterArztes Dr. Wolfgang von Königswinter, der von IS 16 bis IS7.S in und um Köln gelebt und gewirkt hat. Das Gedicht ..Schwert und Pflug" war vor dem 1. Weltkrieg in Schulbüchern enthalten, so auch im „Deutschen Lesebuch für öslerr. Gymnasien und Real schulen", herausgegeben von Dr. Kummer und Dr. Stejskal. 2 Vgl.: Annic France-Harrar: Die letzte Chance lüreine Zukunft ohne Not. München: Bayerischer Landwirtschaftsvcriag I9.S0. S. 277. 301. 451 und 569. a

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