OÖ. Heimatblätter 1981, 35. Jahrgang, Heft 3/4

briel.®® 1833 fand eine Untersuchung seiner Tätig keit und der des Kooperators v. Ankrechtsberg statt.Diese Vorkommnisse mögen seinen Lebens abend überschattet haben. Paur starb am 17. August 1835 in Wolfsegg Nr. 89. wo er in Kur war, an „Bauch-Eingeweide-Erhär tung" und wurde am 20. August in Wolfsegg bestat tet. Das Dekanat Weis übertrug die pfarrämtlichen Geschäfte dem Kooperator Johann Miesbauer und verständigte am 19. August das Ordinariat davon, daß Paur verschieden war, gleichzeitig um die Er nennung eines Provisors ersuchend. Der dritte Teil seiner Skizze einer Selbst-Biographie von 1834 heißt „Reise-Reminiscenzen". Er wollte sie besonders jenen widmen, die sich mit seinem lite rarischen Tun und Treiben etwas befreundet hätten. Seine Reisen wären nach purer Laune, ohne fixe Pla nung, Route und Zeiten, dem Zufall überlassen, un ternommen worden. Seine erste Reise führte ihn im Frühling 1802 von Obertraun nach München, Augsburg, Landshut und wieder zurück. Wir wollen im folgenden besonders die gelehrten Begegnungen Paurs ins Auge fassen, fallen ja dabei manche interessante Beschreibungen von Persönlichkeiten von damals ab, und dies in ei ner Epoche, in der die Gelehrten ein hohes Selbst verständnis hatten, wohl auch befördert durch eine weithin gegebene Wertschätzung des Literaten und Denkers. (Man erinnere sich bloß der überheblichen Selbsteinschätzung so manches recht schwachen bis elenden Skribenten im josephinischen Jahrzehnt, nicht lange vorher.) Der erste Besuch in München galt Lorenz Hübner, einem der Patrone der katholischen AutLIärung, dem Herausgeber der Oberdeutschen allgemeinen Literaturzeitung. Wenn man die Wertschätzung, die Paur für Hübner hegte, mit den wütenden Attacken der Augsburger Exjesuiten gegen das genannte Lite raturmagazin in den 1790er Jahren vergleicht, so er mißt man, wie weit Paur von vor-aufgeklärter, ultra montaner, ultrakirchlicher Geisteshaltung entfernt war. In München hörte er auch den Hofprediger Streb predigen; Fülle der Gedanken, eine reine aufge klärte Denkart. Licht und Wärme zeichneten seinen Vortrag aus.^^ Paur kopierte die Inschrift auf dem Denkmal für den Philanthropen Rumford.^^ Ein Er lebnis war es auch für ihn, Rektor Cajetan Weiller^° und Professor Jakob Salat^'' (einen etwas unausgegorenen extremen Aufklärer) kennenlernen zu dürfen, waren ja beide Fixsterne am Firmament der süddeut schen katholischen Aufklärung. Salat führte ihn ins Museum ein, wo er den Philosophen Schelling antraf. Er bewunderte die von dem unvergeßlichen Kefer angelegte Sonn- und Feiertagsschule und wurde von Kefers Nachfolger Kirschbaumer mit der Anstalt be kannt gemacht. Paur fand nichts dabei, auch das Theater zu besuchen, wo er in einer herrlichen Oper die Musik der Sphären zu hören vermeinte. Von Hübner an einen Magister May in Augsburg empfohlen, wurde Paur von diesem in Augsburg her umgeführt. In der Domkirche wurden die sogenann ten Kontrovers-Predigten gehalten, schreibt er®^, und mag dabei sinnierend jenes exjesuitischen Ultragei stes sich erinnert haben, der seine einstige Erziehung in Linz bestimmt hatte, wo man unter anderem Merz ebenso gelehrte wie fade Streitreden bei Tisch vor gelesen hatte. Eine Seltenheit in Augsburg war mir ein blinder Bücherantiquar: der in einem kleinen Ständchen jeden von seirien Artikeln auf das zuverläs sigste hervorzulangen wußte.^'* Das war der blinde Antiquar Windprecht an der Maximilianstraße.®® In literarischer Hinsicht war natürlich Landshut wichtiger. Im Gasthaus der Gelehrten, Fahrenba cher. logierte er sich ein und wurde auch nicht ent täuscht, Er traf Lorenz Kapler^^. der ja im gleichen Jahr Paurs Obertrauner Antrittspredigt in seinem Kleinen Magazin herausgab.®^ Kapler stellte ihn auch dem Regens des Priesterhauses Mayr vor. Jo hann Michael Sailer. der damals wohl bedeutendste katholische Theologe deutscher Lande, war verreist. Dafür durfte er Georg Alois Dietl (1752 - 1809)®® besuchen, der unweit von Landshut als Pfarrer wirk te und der ein Musterbeispiel für eine äußerlich wie schöngeistig gepflegte Pfarrhaus-Herrlichkeit in der deutschen Spätaufklärung unterhielt, wofür Paur sehr empfänglich war.®® In der Universitätsbiblio thek Landshut forschte Paur dann in ihm noch nicht zu Gesicht gekommenen literarischen Magazinen nach Besprechungen seiner homiletischen Veröf fentlichungen und fand zu seinem Vergnügen auch solches. Bei der Rückreise wollte er in Freising Klement Aloys Baader''^ besuchen, den er aber nicht an traf. Über Linz, wo er sich zwecks seiner kanoni schen Investitur für Goisern einzufinden hatte, ging ®®CAL/2, Fasz. 1/9 = Sch. 7. V. Ankrechtsberg nicht bei Dannerbaucr. General-Schematis mus II; CAL/2,Vasz. 1/9 = Sch. S. =8 Paur. Skizze, III. Teil. S. 5. 53 ebd. S. 5 F. 50 C. Weiller. 1762 - 1826. Brandl. Theologen. S. 258. 5' J.Salat, 1766- 185 I, ßranr//. Theologen. S. 2()7f. 52 Paur. Skizze. III. Teil. S. 7. 50 ebd. S. 9. 5" ebd. S. 9. 55 Hans Pörnbacher (Hrsg.). Christoph von Schmid und seine Zeit. Weißenhorn 1968. S. 30. 55 L. Kapler. 1765 -. Brandt. Theologen. S. 127. 52 Vgl. Werksverzeichnis J. V. Paur. Nr. 5. 55 G. A. Dietl. 1752 - 1809. Brandt. TTieologen. S. 45, 59 Paur. Skizze, III. Teil. S. Ilf. 20 C. A. Baader. 1762 - 1838. Brandt. Theologen. S. 7.

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