Moral: im zweyten bei Bertieri den zweyten Theil der Dogmatik und bey Giftschütz die Pastoral; und im dritten Jahre bey Bauer und Spendou die Katechetik und Pädagogik, neben welchen Studien auch die praktischen Uebungen vorgenommen wurdend^ Die ses letzte Jahr, angefüllt mit homiletischen und prak tischen Übungen, mochte er am liebsten. Einer allerhöchsten Vorschrift entsprechend, muß ten die Absolventen des Generalseminars noch ein bischöfliches Priesterhaus beziehen, und so kam Paur in das Linzerische. Es war in einem ehemaligen Nonnenkloster eingerichtet und zählte damals - 1786 — nur etwa 12 bis 16 Alumnen. Nebst den jetzt zunächst das Praktische berührenden Studien waren die (oft in Beyseyn des ersten Bischofes in Linz v. Herberstein) gehaltenen Conferenzen für uns vom vorzüglichen Werthe, wo allerley Fälle. Fragen, Be denklichkeiten, Zweifel ventilirt, berichtigt, gelößt und für die Zukunft aus dem seelsorglichen Leben selbst auf Erfahrung gegründete Winke gegeben wur den , , . Katechetische Uebungen wurden zu Hause und in der k, k. Normalschule vorgenommen. Die Hausordnung des Linzer Priesterhauses erschien ihm sehr frei und vernünftig. Im Ganzen ging die Ordnung des Hauses nicht viel weiter hinaus, als nichts wider die Ordnung zu thun, und des heiligen Berufes, den wir uns widmen wollten, immer einge denk zu bleiben . . . Nachdem wir nach kurzen Interstitien die heiligen Weihen empfangen, und von unserm kenntnißreichen und vielerfahrnen Vorstande Schwarzenbach'^^ noch so mancherley Erinnerungen, Weisungen für das neue mehrfache Verhältniß erhal ten hatten, wurden wir mit den bedächtlichen Rück sichten auch auf den Einzelnen exponiret. . So fällt auch bei diesen Schilderungen aus späteren, be reits restaurativ bis reaktionär gewordenen Tagen auf, wie sehr Paur das Positive aus der Erinnerung vor alles etwaige Negative stellte und wie fern ihm das Polemisieren aus irgend einer verhärteten ideo logischen Position heraus fern lag. Dabei zitiert er 1834'hinsichtlich priesterlichen Lebens und Geistes haltung durchaus Autoren, wie sie auch die Restau ration liebte: einen Jakob Frint^^, Franz Stapf, Con rad Thanner und Joseph Anton Sambuga.^^ Paurs erster Seelsorgsposten war Neukirchen a, d. Vöckla, „ein Pfarrvikariat von Pfaffing". Der Emp fang durch den Pfarrer war freundlich und ermuti gend. Nach wenigen Wochen aber kam er auf die zweite Kooperatur in Frankenmarkt, wo er den Schulunterricht zu halten hatte, wobei ihm genügend Zeit zum Ausarbeiten der Predigten blieb. Er pflegte sie anfänglich schon acht Tage vor ihrer Abhaltung fertig zu haben. An seinem anfänglichen Religions unterricht hatte er später selbstkritisch zu rügen, daß er die (damals so moderne) sokratische Methode falsch handhabte.2" Überbeschäftigt war er in Fran kenmarkt jedenfalls nicht. Dr. Johann Michael Feders damals bekannte Schrift, Soll ein Theolog auch ein Belletrist seyn (Würzburg 1787)25, ermutigte ihn in seinen Bemühungen, auch die schöngeistige Bil dung nicht außer acht zu lassen, um den gerechten Ansprüchen an eine gute Predigt zu genügen.Aus pastoraler Klugheit will Paur Teilnahme an geselli ger ünterhaltung, nötigenfalls sogar am Spieltisch, nicht grundsätzlich ablehnen.Seine Hauptunter haltung blieb in Frankenmarkt nebst kleinen Spazier fahrten und Ritten, vermischte Lektüre, die für mich immer mehr und mehr Reitz gewann, daß ich zuwei len dem von Linz zurückkehrenden Rothen eine gute Strecke Wegs entgegen ging, um nur einige Augen blicke früher das erwartete Paquetin meine Hände zu bekommen. Bereits dort hielt sich Paur die Jenaische Literaturzeitung, die ihn mit vielen Büchern inhalt lich bekannt machte, die ihm nicht zugänglich waren. So lebte er zufrieden vier Jahre lang in Franken markt.Sein Pfarrer war Johann Vierthaler^^. Da er zum Kollegiatstift Mattsee keine Verbindung und eine Einladung nach Goisern hatte, tauschte er die Frankenmarkter Stelle gegen letztere, wodurch er auch den in Ischl lebenden Eltern näher war.5° Ein im Geist des josephinischen Jahrzehnts geschul ter junger Priester mochte den besonderen Ansprü chen einer Pfarre wie Goisern, wo ja mehr als die Hälfte der Bewohner sich zum Protestantismus be kannten, besonders gut genügen. Der frühere Kooperator Jukund Schul,z z. B. war zwar seines guten Verhaltens wegen vom Pfarrer gelobt worden, aber er war für diese protestantische Gegend nicht brauchbar und wurde deshalb 1790 nach Leonstein versetzt.3^ Paur hielt es von Anfang an für seine Auf gabe. die Lehre Jesu mit Beseitigung alles Fremdarti gen oder sonst nicht wesentlichen vorzutragen^^ — ein ünterfangen, das genau auf der Linie josephinischen Franz Joseph Wiüt.7enegger, Gelehrten- und Schril'tstellerlcxikon der deutschen Geistlichkeit. 2. Band, Landshut 1819. S. 88f. Andre Schwarzenbach, f 17H9, [iannerhuuer, Gencral-.Schematismus II, S. 10. S. war ein bedeutender Josephiner und Jan senist. Paur, Skizze, I. Teil, S. 15 - 20. 22 J. Frint, 1766- 1834, Brandl, Theologen, S. 73. 22 J. A. Sambuga, 1752 - 1815. Brandl, Theologen. S. 209. 2-» Paur. Skizze, 1, Teil. S, 25. 25 Brandl, Theologen, S. 61. 25 Paur, Skizze, I. Teil. S. 28. 22 ebd. S. 30. 25 Dannerhauer, General-Schematismus I, Linz 1887, S. 199 schreibt ungenau: Johann Paur 1787. 25 J, Vierthaler, f 1797, Dannerhauer, General-Schematismus II, S. 24, 2° Paur, Skizze, 1, Teil, S. 31. 2' Konsistorialarchiv LinzCA/1, Schachtel 127, Fasz. 17/5. 22 Paur, Skizze, 1. Teil, S. 32.
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