OÖ. Heimatblätter 1981, 35. Jahrgang, Heft 3/4

tenseminar. Er erhielt aus einem Ohlstorfer Stif tungsfonds jährlich 60 fl, so daß die meisten mate riellen Bedürfnisse abgedeckt waren. Es war zwar der Orden 1773 aufgehoben worden, aber es herrsch te im Ganzen in dem zurückgebliebenen Institute wie vorher derselbe Geist der Ordnung und der strengen Disziplin, der sich schon durch die .Statuten hinläng lich aussprach, wie solche mit dem Anfange eines je den neuen Schuljahres den Seminaristen von dem Pa ter Regens (damals Anton Steinkellner)'' vorgelesen wurden, wo unter andern ein Artikel vorkam, worin auf das allerschärfste das Lesen aller deutschen Bü cher verbothen wurde. ® Das hat Paur später die Erin nerung an den (ex-)jesuitischen Geist der Ultra strenge und Ablehnung alles Neuen, wie er bei vielen Gliedern der bis 1814 erloschenen Gesellschaft (be sonders in Augsburg!) tatsächlich herrschte, verlei det. Bei Tisch wurde den Studierenden aus Aloys Merz'^ Controvers-Predigten vorgelesen; mit ge druckten Missionsnachrichten aus China, Japan und Paraguay suchten die Oberen offenbar Kindgerech teres zu präsentieren , , . Paur kaufte sich insgeheim interessantere Literatur, lernte davon, und erhielt für mehrere Aufsätze großes Lob, Im zweijährigen philosophischen Kurs hörte er mit großer Freude die Logik bei Wenzel Meißler^°, der uns mit einer Art von Begeisterung auf die Tage des hereinbrechenden Lichtes (uti putabatur) hinwies, bemerkend, (quasi de se ipso loquens), daß man es eben nicht viel achten müßte, zuweilen auch ein wenig geschmähet, verket zert zu werden. Auch der aufgeklärte Exjesuit Wenzel Siegmund Heinze, von seinen einstigen Or densbrüdern vielverfolgt, belegt die im damals so kleinen, überschaubaren Linz gegebene Position Meißlers als eines Führers der hiesigen Aufklä rung. Nicht die Eltern bestimmten Paur zum geistlichen Stand; es war sein eigener freier Wille. Er studierte unter Chrysogonus Walser, Joseph Himmelreich'^^ und Johann Dankesreither'^'^ in Linz zwei Jahre lang Theologie, bis er mit anderen Kandidaten ins (1783) neuerrichtete Generalseminar in Wien verwiesen wurde. Neun Jahre hatte er bis dahin im Seminarium Sancti Ignatii zu Linz verbracht. Er konnte das Generalseminar nicht sogleich beziehen. Zunächst fand er bei einer weitschichtigen Verwandtschaft im Schottenhof Ouartier, eine angenehme Bleibe. Fall weise besuchte er das Theater und unternahm Spa ziergänge und besuchte die Universität. Nach Ablauf von vier Monaten trat er in das Generalseminar ein. Wir wissen aus zeitgenössischen Berichten, wie ver haßt den Strengkirchlichen das Generalseminar war, diese Schöpfung Joseph des II, zur Priesterheranbil dung, und wie sehr die Generalseminarien als un kirchlich verketzert wurden. Sicherlich widerspra chen sie der berechtigten Auffassung der Kirche, daß sie, die Kirche, allein für die Ausbildung ihrer Prie ster zuständig sei, und sicher entsprachen die fünf Generalseminarien der Monarchie allzusehr dem normierenden, alles uniformierenden, kontrollie renden Geist Josephs II., der die Priester für immer hin so wichtig hielt, daß man sich ihrer Geisteshal tung und Ausbildung vergewissern müsse. Paur ist nun ein schöner Beleg für die Wertschät zung, die das Generalseminar hinwieder bei anderen genoß. Ich befand mich da in kurzer Zeit recht wohl. Schon die Achtung, in welcher das Haus stand, die humane Behandlung von Seite der Direktoren (da mals Lackenbauer''^, Lorenz, Dankesreither und noch später Spendou, der jüngere''''); die Besuche von Sei ner Majestät Joseph den Zweyten, deren das Haus ge würdiget wurde, die auf verschiedene Art angeregten Erwartungen, Hoffnungen führten etwas Erheben des, Begeisterndes mit sich. Es war im Ganzen ein fri sches heiteres Leben, das sich überall begegnete . . . Dazu kam noch ein besonderer Reitz, welcher in dem reichlichen Schatz von Büchern lag. . . Daß selbst ge wesene General-Seminaristen sich als undankbar ver nehmen ließen, schmerzte mich, wenn ich dergleichen erfuhr, immer um so mehr, je mehr ich mich freue und es mir bis heute zur Ehre rechne, ein Zögling jenes In stituts gewesen zu sevn.''^ So schrieb Paur noch 1834! Da er in Linz bereits verschiedene Fächer gehört hatte, konnte er die Studien in Wien in drei Jahren absolvieren. Er hörte daher im ersten Jahr bei Pehem das Kirchenrecht, bev Domfort und Schanza die r A. Steinkellner, f 1788, letzter Regens des Seminars zum heil. Ignatius in Linz. Dannerhaiier, General-Schematismus II. S. 8. ® Paar, Skizze, I. Teil, S. 9. ® A. Merz, 1727 - 1792, einer der bekanntesten konservativen Streittheologen seiner Zeit, Brandl, Theologen, S. 160. W. Meißler. f 1782. Manfred Brandl und Willibald Katzinger, Wenzel Siegmund Heinze (1737 - 1830). Ein Beitrag zur Ge schichte der Aufklärung in Linz, in Historisches Jahrbuch der Stadt Linz 1977, Linz r978, S. I78f. " Paur, Skizze, III. Teil, S. II. Wie Anm. 10. Himmelreich, f 1798, Dannerhauer, General-Schematis mus II, S. 27; Brandl, Theologen, S. 107. J. Dankesreither. 1 1823 als Bischof von St. Pölten, vgl. Eduard Hosp, Kirche Österreichs im Vormärz 1815 — 1848. Wien 1971. S. 142 - 144. Paur. Skizze. 1. Teil. S. 11. OÖ. Landesachiv. Hofresolutionen I783/I Nr. 11073, Hofkanzleidekret v. 20. September 1783: Das Linzer theol. Studium hört auf. weil dort kein Generalse minar ist. Die 3 theol. Lehrer „haben sich nach Olmüz zur Vollstandigmachung des dasigen Theologischen Studii zu ver fügen und folgende Lehr Kanzln anzutreten: „Joseph Him melreich die Patristik. theol. Literargeschichte und Polemik. Chrysogonus Walser Hebräisch und Hermeneutik des Alten Testaments. Johann Dankesreither Dogmatik 2. Teil. J. Lachenbauer. 1741 - 1799. Brandl, Ideologen. S. 141. ^'J. Spendou, 1757— 1813, ßraud/, Theologen, S. 235. Paur, Skizze. I. Teil. S. 13 - 15.

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