OÖ. Heimatblätter 1981, 35. Jahrgang, Heft 3/4

daß der Name in allen, zum Teil weiterzurückrei chenden Pfarrbucheintragungen der näheren und weiteren Umgebung erst später aufscheint. Das früheste Namensvorkommen enthält das Geburten buch von Pfarrkirchen. Manchen Aufschluß könnte das leider verschollene evangelische Pfarrbuch von Mühlgrub geben. Daß die frühesten Generationen der Lederhilger evangelisch waren, zeigen die ver schiedenen Verhörprotokolle, insbesondere aber je nes über die Visitation der alten Magdalena Leder hilger, verehelichte Stegermeier, die im 18. Jahrhun dert als Auszüglerin auf der Lederhilg hauste. Sie wurde 1693 auf dem Holzergut unter dem Markt ge boren und aus ihren Aussagen geht hervor, daß ihr Vater evangelisch war. Wegen versteckter lutheri scher Literatur wurde sie im Jahre 1767 verhört. Auch ihr Sohn, bei dem sie wohnte, war verdächtig. Die glaubhaften Verhörergebnisse führen uns bis in die Zeit um 1650 zurück. Schon ihr Vater versorgte sie mit lutherischen Postillen und Schriften. Außer dem ergeben sich direkte verwandtschaftliche Ver bindungen und eine Glaubensübereinstimmung mit den Bewohnern auf der Schneidergrueb und auf dem Rührmair. Sie alle waren „suspekt". Die Protokolle über die Visitationen sind interessant genug, um sie hier dem wesentlichen Inhalte nach wiederzugeben. Sie bieten verbindende Elemente für die Genealogie der Familie, die sich erst nach der Transmigration um die Mitte des 17. Jahrhundert in einen katholi schen und in einen evangelischen Zweig eindeutig aufspaltet. Der abschließende Bericht des Pfarrvikars von Pfarrkirchen, Pater Josef, vom 7. August 1767, sei den beiden Visitationsberichten vom 23. Juni 1767 vorangestellt, weil er Allgemeingültiges aus dem Zeitgeschehen zusammenfaßt. Bericht an „Ihre Excellenz etc.. Hochwürdig, Hochund Wohlgeboren gnädiger Herr Prälat etc., gnädi ger und Hochgebietender Herr Herr etc." (Das war die zeitgemäße und devote Anrede.) Es ist am 23. Juni 1767 bei dem Johann Stegermayr auf der Lederhillg, Herrschaft Hallerscher Untertan, nachdem von selben wegen seinem im Haiies verhaltenen Lutherischen Bücher der Ruf gewe sen von erstbenannter Herrschaftskanzlei eine genaue Durchsu chung vorgenommen worden und sich folgende Lutherischen und katholischen Bücher gefunden, als Lutherisch: 1. Johann Pangenbergers Hauspostille. 2. neuvermehrter Evangelischer Sendbrief an die Landsleute in Salzburg von Josef Schaidberger. 3. Veit Dietrich zu Rattenberg aufgelegtes Spruchbüchlein. 4. Biblisches Spruchbüchlein. Katholisch: 1. Wegweiser gegen Himmel, das ist katholische Predigten über alle täglichen Evangelien und von Puter N. N. aufgelegt zu München durch Jäcklin 1668. 2. Christkatholische sehr nützliche Haus- und Kinderpostille, ge predigt und von denen eingemengten Irrtümern 1564 gebessert durch Franziskanerpater N. N. in Verlegung des Johann Andrei 1751. Nach hiervor erhaltenen Nachrichten haben sowohl der dermalige Besitzer der Lederhillg, Johann Stegermayr, als dessen Eheweib, welche bishero sich in allen sehr gut katholisch erzeigt, zu zweima len samt der alten Lederhillgerin berufen, welche auch an sie ge stellte Fragen folgende Antworten erteilt haben: Erstens, Johann Stegermayr sei katholisch und wolle auch also le ben und sterben. Zweitens, habe er gefehlt, als er die Bücher nicht geoffenharet, un geachtet, daß ihm am Tage der Lederhillgerschen Siiftsmesse, den 30. März, weillen er Verdächtig wäre, so ernstlich und nachdrück lich zugeredet. (Stiftungsmesse seit 1719 für Grundstücksabtretung zur Friedhofserweiterung in Rohr.)^^ Drittens, erhübe selten in diese Bücher hineingeschaut, außer wenn er .seiner alten Mutter einige Male habe vorlesen müssen. Viertens, bei Abieiben seiner Mutter habe er die Bücher in den Pfarrhof zu bringen den Willen gehabt. Fünftens, Bekennet er. daß er an verbotenen Tagen zweimal etwas Fleisch gegessen, aus Ursach. weilen er einmal sehr hungrig gewe sen tind von Soldaten gesehen und gehöret, daß es nichts mache und nicht unrecht sei. Atif alle Fragen, besonders die von denen Gegnern bestritten wer den, hat derselbe der katholischen Lehre gemäß geantwortet und meldete, das er in keiner Sach einen Zweifel habe, außer den er von dem alten schon lang verstorbenen Riedmayr gehöret, man habe vor Zeiten das Abendmahl durch Laien unter beiden Gestalten ge reicht. Auf Erklärung und angeführter Ursach, warum dieses duzumale geschehen und die Kirche, die ihre Gewalt hat, dieses unter ei nerlei Gestalt zu geben anbefohlen, wie auch, daß dieses keineswegs wider die Einsetzung Christi sein, zeigte er hierüber zufrieden und überzeugt zu sein, betonte und beteuerte auch, daß er alles glaube, was die Kirche befohlen und andenoch bestehen wolle auch also Leben und Sterben. Die alte Lederhillgerin betreffend, hat selbe auf alle an sie gestellten Fragen zwar katholisch geantwortet, jedoch mit bei- oder vorgesetzten gewöhnlichen Worten „Ich meine", „es wird recht seht", „ich glaube an Gott- Vater und Sohn und Heiligen Geist und bin getauft". Aufgeschehenen Vortrag der katholischen Wahr heiten, hat dieselbe sich vernehmen las.sen, wie sie an diesen Glau ben und auch selig zu werden hoffe. Dits im übrigen die alte Leder hillgerin vom Pater Benedictas Cooperatore, in dem Hause wegen dem 75jährigen Alter und der abgenommenen Leibeskräften die österliche Beichte abgenommen und an die Glaubenswahrheiten ohne Widersprtich erinnert worden, kann dieselbe nicht widerspre chen. Dieses ist, was nebst Beilag der bei der Herrschaftskanzlei gesche henen Atissagen gehorsamst einberichtei, so ich mich zu hohen Gnaden demütigst empfehlen wolle. Eurer Exzellenz etc. untertä nigster gehorsamer Sohn Pater Josef PS, Vikarius. Pfarrkirchen, den 7. August 1767. Das beiliegende Protokoll betitelt „Indicia ad Inquisitionem"^® vom 23. Juni 1767 hat im wesentlichen folgenden Inhalt: Ursprünglich hatten der Lederhülger und seine Mut ter bestritten, ein evangelisches Buch zu haben. Bei genauerer Durchsuchung fand man im Keller der Auszüglerin die Postille und den Sendboten in einem schwarzen Koffer, zu dem der Schlüssel fehle und in dem nur Schmalz aufbewahrt sei. Das Psalmbüchl aber war im Bett der Lederhilgerin unter dem Kopf kissen versteckt, das biblische Spruchbüch 1 aber „auf Stiftsarchiv Kremsmünster. Religionssachen, Schachtel Rohr. Grundlage der Untersuchung.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2