Schätzung der politischen Lage sowie wegen seines Weitblickes, zu einem äußerst interessanten Kommentator seiner Zeit wird. Elmar Schiffkorn Peter Pfarl: Frühe Kultstätten in Österreich. Graz - Wien - Köln: Verlag Styria 1980. 379 Seiten. 34 Schwarzweiß- und 8 Farbbil der. S 398.-. Nach einigen manchmal etwas spektakulären und in ihrem wis senschaftlichen Wert nicht immer ganz einwandfreien Veröffent lichungen in den letzten Jahren auf dem Gebiet der Volksfröm migkeit. insbesondere zur äußerst heiklen Frage etwaiger Kult kontinuitäten. liest man mit großer Freude das vorliegende Werk eines Oberösterreichers. Der Autor, ein Rechtsanwalt, hat darin aufgrund einer genauen Darstellung von 30 alten und eigenarti gen Kultstätten in Österreich und Südtirol versucht, ein eventuel les Weiterwirken vorchristlicher Vorstellungen in christlichen Kultstätten, insbesondere bei frühen Heiligenkulten, darzulegen, und - das ist das besonders Erfreuliche - ging dabei mit Behut samkeit ans Werk, das als durchaus gelungen zu bezeichnen ist. Abgesehen von den Schilderungen der einzelnen Kultstätten, die keineswegs nur trockene Tatsachen aneinanderreihen, sondern geradezu feuilletonistisch gestaltet sind, wird der Leser eingeführt in die geheimnisvolle Welt des Numinosen. Mit der nötigen Be scheidenheit vor dem Wunderbaren, vor der Begegnung mit ar chetypischen Verhaltensweisen, die über Jahrhunderte, vielleicht auch über Jahrtausende hin lebendig geblieben sind, will der Au tor mit diesem Werk, wie er selbst im Vorwort formulierte, vor al lem „besonders eindrucksvolle Erlebnisse vermitteln". An Beispielen aus Oberösterreich - und es kann sich selbstver ständlich nur um Beispiele aus den jeweiligen Typen von Kultstät ten handeln-werden folgende Orte beschrieben: Die Holl im Be reich der Wurzeralm (Felsbilder). St. Florian und Lorch (die Le gendenvielfalt um den hl. Florian), der ..Heidenstein" bei Eiben stein. die ..Bucklwehlucken" in St.Thomas am Blasenstein. Maria Rast bei Helfenberg (Spurstein). Kremsmünster (Gründungsle gende und Stiftergrab). St. Wolfgang und der Falkenstein (Wolf gangslegenden). und der Heiligenstein bei Gaflenz (Eremitage des hl. Sebaldus). Bei der enormen Fülle des emsig zusammengetragenen Materials ist es nicht weiter verwunderlich, daß manchmal Fehlinformatio nen übernommen wurden oder Flüchtigkeitsfehler passierten; da zu einige Beispiele; Im Stift Wilten b. Innsbruck sind Prämonstratenser. die nicht als Mönche bezeichnet werden (S. 108). Die gän gige Gründungslegende des Wallfahrtsortes Wilten verlegt die Auffindung des Gnadenbildes unter vier Eichen bereits in die Rö merzeit (S. 109). In Anlehnung an den einige Zeilen zuvor er wähnten Julius Stmad wird auch Konrad Schiffmann mit dem Vornamen Julius bedacht (S. 131). Der Ort Meransen oberhalb der Mühlbacher Klause war zur Zeit der ersten urkundlichen Er wähnung der ,.HII. Drei Jungfrauen" bei der Jakobs(!)kirche (1382) keineswegs abgelegen, sondern lag am ehemaligen Haupt weg ins Pustertal. Und daher dürfte es sich beim Dreijungfrauen kult in Tirol auch nicht um „urbodenständige Kultobjekte" (S. 129) handeln, sondern um einen Kultimport aus dem Bereich Straßburg-Worms. Bei der Bezeichnung „Magna Mater" denkt man eher an Mariazell denn an die „große Frau Kärntens". die hl. Hemma von Gurk, die m. E. zu stark mit der „Erdmutter" in Zu sammenhang gebracht wird. Im Anschluß an die 30 Kapitel gibt der Autor „Touristische Hin weise" zum leichteren Auffinden der mitunter recht abgelegenen Kultstätten. Ein gut zusammengestelltes Literaturverzeichnis, ge gliedert in allgemeine Werke zum behandelten Thema sowie nach den einzelnen Themenbereichen, beschließt das umfangreiche Werk, das mit zum Großteil ausgezeichneten Färb- und Schwarz weißbildern ausgestattet ist. Dietmar Assmann Max Eitzlmayr - Rudolf Vieriinger: Braunau - Simbach. Nach barstädte am Inn. Aus der wechselvollen Geschichte der beiden Städte ab dem Jahre 1779. Simbach: Verlag Rudolf Vieriinger 1980. 2. Auflage. 180 Seiten, lllustr. Leinen. S 230.-. ISBN 3-921707-12-9. Beiden Autoren, dem verdienten Braunauer Heimatpfleger und Konsulenten der o. ö. Landesregierung Max Eitzlmayr und dem rührigen Simbacher Verleger Rudolf Vieriinger ist es gelungen, zum 200-Jahr-Jubiläum des Innviertels ein bleibendes Zeichen für gute Nachbarschaft zu setzen. Sie haben ein schönes und mit Liebe gestaltetes Heimatbuch für die beiden Nachbarstädte „hüben und drüben" des Inn verfaßt. Ein Heimatbuch für zwei Städte gemeinsam, die noch dazu in zwei verschiedenen Staaten liegen, ist sicherlich kein alltägliches Er eignis. In 33 Beiträgen zeichnen beide Autoren ein packendes Bild der wechselvollen Geschichte der beiden Städte. Sie beginnt mit dem markanten Jahr 1779. als das Innviertel zu Oberösterreich kam und schildern die folgenden 200 Jahre in ihren Höhen und Tiefen. Viele gut ausgewählte Abbildungen von hohem dokumentari schen Wert runden auch optisch die umfangreiche Darstellung ab. Darunter befinden sich Reproduktionen zahlreicher zeitgenössi scher Dokumente. Ansichten. Fotografien und Zeichnungen Hugo V. Preens. Dem Leser werden die Auswirkungen der Grenzziehung von 1779 und der Säkularisierungswelle unter Josefll. vor Augen ge führt. aber auch die Zeit der Franzosenkriege - das Innviertcl wurde sogar „Französisch-kaiserliche Provinz", schließlich die Entwicklung Simbachs zur selbständigen Gemeinde. Breiten Raum findet die Wirtschaftsgeschichte und damit auch die Kulturgeschichte der Stadt Braunau; der große Stadthrand von 1874. der Bau der Eisenbahnlinien München-Simbach-Braunau-Linz und ins Rottal. die Innschiffahrt bis zu ihrem Ende in den Zwanzigerjahren unseres Jahrhunderts, die Geschichte der Innbrücken und ihre große Bedeutung für die beiden Innstädte, die beiden 700-Jahr-Feiern der Stadt Braunau, der Kaiserbesuch 1903 und die Zeit des Ersten Weltkrieges. Der Einmarsch der deutschen Truppen in Braunau, der Zweite Weltkrieg und sein Ende am Inn. sprechen besonders den zeitge schichtlich interessierten Leser an. Zu diesem Kapitel soll aber er gänzend festgestellt werden: daß es überhaupt in letzter Minute zu einer kampflosen Übergabe der Stadt an die US-Truppen im Mai 194.3 kam (S. 137 f.). ist auch ein wesentliches Verdienst des Arz tes und Volksbildners Dr. Dr. Eduard Kriechbaum. Dieser konnte mit einer Abordnung zur Selbsthilfe bereiter Bürger den Brau nauer Festungskommandanten schließlich dazu bewegen, die Stadt zu räumen. Dadurch wurde erst die Übergabe an die Ameri kaner ermöglicht. (Vgl. dazu: Neue Warte am Inn v. 7. 2. 1946. wiederabgedruckt in der Jubiläumsnummer „100 Jahre Neue Warte am Inn" v.25.6. 1981. S.45.) Die Entwicklung des Inn-Kraftwerkes, die Stadterhebung Sim bachs 1950 und die weitere Entwicklung der beiden Städte bis heute, beschließen dieses vorzügliche Buch, das sicher auch über Braunau und Simbach hinaus weitere Verbreitung finden wird. Aldemar SchiflLorn Viktor von Geramb: Kinder- und Hausmärchen aus der Steier mark. Bearbeitet von Karl Haiding. 5. Auflage. Graz: Leykam Verlag 1980. 300 Seiten, 241 Abbildungen von Emmy SingerHießleitner. Karl Haiding: Österreichs IVIärchen.schatz. Mit Illustrationen von Hedwig Zum Tobel und einem Anhang. 2. Auflage. Wien: Verlag Kremayr und Scheriau 1980. 448 Seiten. Wenn Viktor v. Geramb 1941 im Vorwort zur I. Auflage seiner „Steiermärkischen Märchen", also in harter Kriegszeit, darauf hingewiesen hat, daß auch die das Vorbild bildenden Grimmschen
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2