OÖ. Heimatblätter 1981, 35. Jahrgang, Heft 3/4

te er die Möglichkeit, für Adalbert Stifter eine Gedenktafel zu scha/fen. Nicht nur als Künstler trat Forstner hervor. Nach dem Ersten Weltkrieg gründete er die „Stockerauer Edelglaswerke". 1920/21 wurde die Produktion von künstlerisch gestaltetem Hohlglas auf genommen, wie es bisher fast nur von böhmischen Glasfabriken hergestellt worden war. In den schwierigen Zwanzigerjahren war diese Gründung sicherlich ein unternehmerisches Wagnis. Das Buch bringt nicht nur den Werdegang des Künstlers- mit gu ten Farbabbildungen seiner bedeutendsten Werke, darunter Stu dien Mühlviertier Bauern und einer Ansicht Bad Leonfeldens. Besonders hervorheben möchte ich die zahlreichen Beispiele der Glaskunst, wie sie aus den Stockerauer Edclglaswerken hervorge gangen sind. Der Autor beeindruckt mit umfassender Sachkenntnis. Wilhelm Mrazek, zuletzt Direktor des Österreichischen Museums für an gewandte Kunst in Wien, gilt als „Kapazität auf dem Gebiet der Wiener Werkstätten und des Jugendstils" (Klappentext). Es ge lingt dem Autor nicht nur, die Vielseitigkeit Forstners darzustel len, sondern auch den Einfluß seines unverfälschten oberösterrei chischen Naturells auf das Kunstgeschehen in Wien. Wilhelm Mrazek hat es ausgezeichnet verstanden, die Atmosphäre und die Autbruchstimmung jener Zeit in diesem Werk zu veranschauli chen. Elisabeth Schiftborn Hans von Hammerslein: Im Anfang war der Mord. Erlebnisse als Bezirkshauptmann von Braunau am Inn und als Sicherheitsdirek tor von Oberösterreich in den Jahren 1933 und 1934. Hrsg. von Harry Slapnicka. (= Studien und Quellen zur österreichischen Zeitgeschichte. Band 3. Hrsg. im Auftrag der Wissenschaftlichen Kommission des Theodor-Körner-Stiftungsfonds und des Leopold-Kunschak-Preises zur Erforschung der österreichischen Geschichte der Jahre 1918 bis 1938 von Rudolf Neck und Adam Wandruszka. Gesamtredaktion Isabella Ackerl.) Wien: Verlag für Geschichte und Politik 1981. 144 Seiten. S 158.-. ISBN 3-7()28-()169-3. (Auch erschienen im R.Oldenborg-Verlag Mün chen. ISBN 3-486-50121-6.) Hans von Hammerstein-Equord, dessen 100. Geburtstag am 5. Oktober 1981 begangen wurde, ist vor allem durch sein dichteri sches Werk einem breiteren Publikum, vor allem in den zwanziger und dreißiger Jahren dieses Jahrhunderts, bekannt geworden. Besonders als er als Beamter bei der Bezirkshauptmannschaft Kirchdorf/Krems und später als Bezirkshauptmann in Braunau, zwischen 1910 und 1933, tätig war, trat Hans von Hammerstein als Dichter wiederholt an die Öffentlichkeit. Ich erinnere dabei an sein stark in der Romantik verhaftetes Mär chen „Die blaue Blume" sowie an die historischen Romane, das in zwei Bänden erschienene Werk „Ritter, Tod und Teufel" und „Mangold von Eberstein", ebenso an den Roman „Die finnischen Reiter". Nicht zu vergessen sind zahlreiche weitere Märchen und Erzählungen. Auch als Lyriker hatte Hans von Hammerstein Erfolg, er schuf über 250 Gedichte mit starker Ausdruckskraft und beeindrucken den Naturschilderungen. Ab 1934 in der Politik tätig, war er zunächst Sicherheitsdirektor für Oberösterreich geworden, im gleichen Jahr noch in der Regie rung Schuschnigg Staatssekretär für Sicherheitswesen, 1936 für kurze Zeit Justizminister und danach Sektionsschef im Unter richtsministerium. Den „Anschluß" an Deutschland erlebte Hans von Hammerstein als Bundeskommissär für Kulturpropaganda. In dieser Zeit waren es vor allem seine kulturpolitischen Reden, die ihn trotz seiner deutschen Abstammung zu einem besonderen Verfechter der Lebensfähigkeit Österreichs und zu einem Gegner der nationalsozialistischen Anschlußbestrebungen machten. In zahlreichen Reden appellierte Hammerstein an die Toleranz und den gegenseitigen Respekt der Nationen voreinander und an die Achtung vor jedem Menschen, gleich welcher Nation und Her kunft. Immer wieder warnte er vor einem weiteren Krieg und der damit verbundenen Katastrophe für Europa. Seine Äußerungen zum Nationalsozialismus und seine politische Funktion hatten nach der Machtergreifung seine sofortige Pensio nierung zur Folge, ehe er 1944 verhaftet und erst in den letzten Kriegstagen aus dem Konzentrationslager Mauthausen befreit wurde. Durch die lange Haft erkrankt, starb Hans von Hammerstein am 9. August 1947 auf seinem Gut Pernlehen bei Micheldorf. Die vorliegenden Aufzeichnungen sind Erinnerungen des Be zirkshauptmannes von Braunau und Sicherheitsdirektors von Oberösterreich in den Jahren 1933 und 1934. Seine Erinnerungen beginnen im Bezirk Braunau mit einem Vorspiel aus der Zeit um 1926, als die ersten nationalsozialistischen Aktionen einsetzten. Hans von Hammerstein schildert, wie sich die anfangs gute Zu sammenarbeit mit den deutschen Stellen, bedingt durch die Grenznähe ab 1933 schlagartig ändert. Er berichtet über die be ginnenden Spannungen mit den Nationalsozialisten im Bezirk, über die vorerst geringfügigen Anschläge, die später an Intensität immer mehr zunehmen. Zwei Drittel der Chronik sind den Februarunruhen 1934 in Ober österreich gewidmet, die Hammerstein an maßgeblicher Stelle, als Sicherheitsdirektor für Oberösterreich miterlebte. Der Wert dieser „kritischen Chronik", so bezeichnet Hans von Hammerstein seine Aufzeichnungen immer wieder, liegt vor allem in der klaren Einschätzung des Nationalsozialismus, mit dem er eine scharfe Abrechnung hält, aber auch in der einzigen Darstellung eines Augenzeugen der Februarunruhen. Auch als Kritiker des eigenen Lagers tritt Hammerstein wieder holt auf, besonders wenn es um die Beurteilung der niederöster reichischen Heimwehren geht, die er wiederholt als „Lands knechthorden" bezeichnet. In einer bildhaften und urwüchsigen Sprache, in der Hammerstein seine dichterischen Fähigkeiten nicht verleugnen kann, setzt er sich mit diesen Ereignissen auseinander. Teile dieser Chronik sind wahrscheinlich noch vor Kriegsende, als er von der bevorstehen den Haft bedroht wurde, entstanden. Leider konnte Hammer stein an diesem Manuskript nicht mehr letzte Hand anlegen, sodaß manche Irrtümer sachlicher Art und manche sprachliche Un ebenheiten im Text verblieben. Hier ist es vor allem dem Herausgeber, Harry Slapnicka, der sich durch Veröffentlichungen zur Zeitgeschichte Oberösterreichs verdient gemacht hat, zu danken, daß er das Manuskript Hans von Hammersteins ediert hat. Vor allem durch seine Anmerkungen zu den einzelnen, von Hammerstein erwähnten Personen, verdeut licht Slapnicka dem Leser die Zusammenhänge und bringt gleich zeitig die notwendigen Korrekturen an. Weiters stellt Slapnicka, als Einführung in die kritische Chronik, Hans von Hammerstein durch eine genaue Biographie in den zeit lichen Rahmen. Kurzgefaßte bibliographische Anmerkungen so wie ein Register am Ende des Buches vermitteln dem Leser die notwendigen Informationen über den Verfasser. In diesem Zusammenhang verweise ich auch auf einen Aufsatz Harry Slapnickas über den Beamten und Politiker Hans von Hammerstein, der bereits 1976 in dieser Zeitschrift veröffentlicht wurde. Leider bricht der kritische Bericht Hans von Hammersteins mit seiner Ernennung zum Staatssekretär für Sicherheitswesen am 29. Juli 1934 ab. Es wäre zu wünschen, daß auch die beiden Erinne rungen, aus seiner Kirchdorfer Zeit „Von allerhand falschen Pro pheten" und aus der Braunauer Zeit „Ein österreichischer Be zirkshauptmann". im Druck erscheinen würden und so dieses vor liegende, interessante Buch ergänzen. Allein die erschienene Chronik zeigt Hans von Hammerstein als einen Menschen, der seiner Zeit sehr kritisch gegenüberstand, und der vor allem wegen seiner teilweise sehr realistischen Ein-

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