OÖ. Heimatblätter 1981, 35. Jahrgang, Heft 3/4

100 Jahre Stelzhamer-Bund (1882 - 1982) Von Wolfgang Dobesberger Am 14. August 1882 wurde der Stelzhamer-Bund als Freundschaftsbund im Braugasthof in Pramet bei Ried von den drei Persönlichkeiten Dr. Hans Zötl, Dr. Anton Matosch und Prof. Hans Commenda d.Ä. gegründet. Der Anblick des Elternhauses Franz Stelzhamers in Großpiesenham, Gemeinde Pramet, und das Still werden um den Nachlaß dieses so bedeutenden Mundartdichters, bewog die drei Herren, alles zu tun, um das im Verfall begriffene Haus und den Nachlaß zu retten. Nach einer Sammlung konnte das Vaterhaus renoviert werden. In einem Sammelwerk unter dem Titel „Aus da Hoamat" wurden in 31 Bän den (mit einigen Zweitauflagen) nicht nur die Werke Franz Stelzhamers, sondern auch die von Zeitgenos sen herausgegeben; die Höhe der Gesamtauflage be trug dabei 84.000. Im Linzer Volksgarten wurde ein großes Stelzhamer-Denkmal errichtet. Bei vielen Heimatabenden, Spieltagen und Lesungen wurde die Mundartdichtung vorgetragen und damit ver breitet. Im Jahre 1908 gründeten.die Herren Prof. Gregor Goläbacher und Karl Mayer-Freinberg den Bund,oö. Mundartdichter, der die Buchreihe „Jahr bücher" und die „Landl-Bücherei" herausbrachte. Während der NS-Zeit ruhten beide Bünde. Nach dem Zusammenbruch wurden im Jahre 1946 beide Vereine in einem Bund, dem „StelzhamerBund der Freunde oö. Mundartdichtung" vereinigt. Hofrat Dr. Hans Commenda brachte ihn zu neuer Blüte. Caritasdirektor Karl Gattermeyer und der So zialversicherungsbeamte Wilhelm Schaumberger vermehrten als Obmänner sein Ansehen. Seit 1964 führt Prof. Wolfgang Dobesberger den StelzhamerBund. Im Zeitalter eines steigenden Stellenwertes von Mundart und Mundartdichtung konnte Er sprießliches geleistet werden: Der Bund fand im Landeskulturzentrum Ursulinenhof in Linz eine bleibende Heimstätte, in der ein Se kretariat und ein Clubraum viele Aktivitäten ermög lichen. Ein Mitteilungsheft, das bereits 60 Nummern umfaßt, dient dem Kontakt unter den derzeit 1.310 Mitgliedern. Die nachstrebende Jugend ist im „Jun gen Kreis des Stelzhamer-Bundes" erfaßt und veran staltet zweimal jährlich einen Vortragsnachmfttag, um sich der Öffentlichkeit zu stellen. Die Förderung der Mundartdichter erfolgt durch Hilfeleistungen im „Handwerklichen", durch Vermittlung zu Lesungen und durch Förderung bei der Drucklegung von Ma nuskripten. Allmonatlich finden Heimat- bzw. Volkstumsnachmittage in der Landeshauptstadt und in den Vierteln des Landes statt. Lesungen in Bauernhäusern, Schulen, Heimen und Internaten erwiesen sich als wertvoll. Nahezu 80 Mundartlesun gen fanden in Bauernhäusern statt. Die Heimatfahr ten und Exkursionen erfreuen sich größter Beliebt heit. Die Reihe „Aus da Hoamat" konnte fortgesetzt werden und zwar mit Band 32: „Anthologie der le benden Dichter", Band 33: „Mundart-Wörterbuch" und Band 34: „Lieder in obderenns'scher Mundart" (Franz Stelzhamers erstes Werk im Jahre 1837). Eine Tonband-Kassette mit Proben .von 21 ober österreichischen Mundartdichtern, eine Dia-Reihe „100 Jahre Stelzhamer-Bund", eine Brosehüre „Franz Stelzhamer" in der 4. Auflage und Karten mit den Stelzhamer-Gedenkstätten konnten mit Unter stützung von Gönnern aufgelegt werden. Die größte Buchreihe mit Mundartdichtungen „Lebendiges Wort" im Verlag Weisermühl wurde von Dr. Johan nes Hauer herausgegeben. Am 28. November 1952 wurde über Antrag von Hofrat Dr. Hans Commenda der „Hoamatgsang" vom oö. Landtag zur oö. Lan deshymne erklärt. Die Wandergruppe des Stelzha mer-Bundes erfaßt die Mitglieder jeden ersten Mon tag im Monat und führt Wanderungen zu den Schön heiten unserer Heimat durch. Mit Unterstützung des Landes Oberösterreich wurde der Tonfilm „Franz Stelzhamer" gedreht und im ORF gezeigt. Desglei chen schuf das Land Oberösterreich das steinerne Denkmal „Da blüahade Kerschbam" in Henndorf. Der Stelzhamer-Bund erreichte im abgelaufenen Jahr mit 944 Veranstaltungen insgesamt 74.857 Be sucher. Dies alles war nur möglich, weil alle Funktio näre und Gebietsbeauftragten mit den Mitgliedern in Stadt und Land ihr Bestes gaben. Im Daehverband „Mundartfreunde Österreichs" nimmt der Stelzhamer-Bund eine Stellung weit vorne ein. Die Freundschaft mit den Oberösterrei chern in Wien, Innsbruck, Salzburg und Graz äußert sich im gegenseitigen Besuch. Auch die Verbindung mit den Nachbarn in Bayern erweist sich als frucht bar. In den letzten Jahrzehnten konnten mit Unter stützung des Stelzhamer-Bundes mehr als 30 Ge denksteine, Gedenktafeln, Büsten und Reliefs ent hüllt werden, auch konnten Straßen- und Platzbe nennungen erfolgen.'Gemeinschaftsbildung gilt dem Stelzhamer-Bund als vorrangig. Auch sammeln die

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