OÖ. Heimatblätter 1981, 35. Jahrgang, Heft 3/4

Wissenswertes für Sammler von Gläsern Von Fritz Thema Wenn Sammler ein neues Stück erwerben, so ist das für sie ein Sonnentag, und wo Sonne ist, da ist auch Licht - und Glas ist eingefangenes Licht. Sind es auch nur selten auserlesene und wertvolle Stücke der Hochkunst, so schlägt unser Herz höher, wenn wir ein Stück Gebrauchsglas erwerben. Die einschlägige Literatur widmet sich fast nur dem Glas aus dem Be reich der Hochkunst. Was uns aber interessiert und für uns noch erschwinglich und erreichbar ist, ist das Glas des 19. Jahrhunderts und hier das Gebrauchs glas. Was ist nun Glas? Zum größten Teil besteht es aus Quarzsand (70 — 75 %), die Glashütten von Murano nahmen gereinigten Sand aus dem Po, die böhmi schen Hütten hingegen reinen Quarzsand. Wir unterscheiden drei Gruppen von Glas: 1. Das Sodaglas, wo zu Quarzsand Natrium und Kal ziumoxyd gemengt werden (Waldglas). 2. Das Kalikalkglas, wo zu Quarzsand Kaliumoxyd und Kalk beigemengt werden. 3. Das Kalibleiglas, das um die Wende des 17. Jh. von Engländern entwickelt wurde und besonders an seiner Schwere und durch die Lichtbrechung seines Schliffes (Regenbogenfarben) zu erkennen ist. Die zu mischenden Bestandteile sind dem Meister überlassen und werden mit großer Genauigkeit do siert, denn davon hängt die Blasenfreiheit und die Klarheit des Glases ab. Die drei angeführten Glas gruppen werden im Schmelzofen erzeugt. Die Hüt ten bringen weißes oder leicht grünliches bzw. leicht bräunliches Glas in den Handel. Die Glashütten in unserem Bereich wurden früher in besonders wald reichen und daher verkehrsabgelegenen Gegenden errichtet. War das Waldgebiet um die Hütte abgeschlägert, so wanderte die Hütte mit ihren Glasblä sern in eine neue waldreiche Gegend. Die Englän der begannen in Ermangelung von Holz schon zu Beginn des 18. Jh. mit der Kohleheizung. Die heuti gen Öfen werden mit Öl betrieben. In den Öfen muß eine Temperatur bis 1450° C erreicht werden, um das Material zum Schmelzen zu bringen. Man kann sich vorstellen, wieviel Holz früher dazu benötigt wurde. Zu jedem Schmelzofen gehört ein zweiter Öfen, wo das geblasene Material langsam ausgekühlt wird. Farbiges Glas wird durch Beimengung von Me talloxyden erzeugt, Eisenverbindungen färben das Glas blaugrün, gelb und rotbraun, Chromoxyde grasgrün, Kobaltoxyde blau, Kupferoxyde rot - das sogenannte Kupferrubin zum Unterschied zum Kol loidgold, das das bekannte Goldrubinglas bringt, und zu dessen Herstellung sich am besten gemünztes Gold (Dukatengold) eignet. Ich habe natürlich nur einige Farben herausgegriffen, die zur Erzeugung von Buntglas nötig sind. Auch die Erzeugung ist eine Spezialität der einzelnen Glashütten und ihrer Mei ster. Eine besondere Form des Farbglases ist das Überfangglas, bei dem auf das weiße Glas eine oder mehrere Schichten Farbglas aufgetragen werden. Im Schliff kann es durch die Stärke der Farbglasschicht von nur gefärbtem (Auftragen einer Farbe, rubiniert) unterschieden werden. Wenn wir ein neues Stück in unsere Hand bekom men und mit fachkundigem Griff den Boden dieses Glases berühren und einen Abriß feststellen, so wis sen wir, daß wir ein mundgeblasenes Stück besitzen. Bis ins späte 19. Jh. wurde aber jedes Glas mundge blasen, mit Ausnahme des Preßglases, das zu Beginn des vorigen Jahrhunderts ebenfalls von den Englän dern entwickelt wurde (1830). Das mit der Glasblä serpfeife aus dem Schmelztiegel genommene Glas wird mit dem Mund entweder frei oder in eine Form geblasen, die meist aus Holz, aber auch aus Gips oder Metall sein kann. Das fertige Stück wird nun mit einer Zange von der Glasbläserpfeife abge schnitten, und so entsteht der für uns interessante Abriß. Diese Gläser mit Abriß sind, auch wenn ich Sie jetzt noch so sehr enttäuschen muß, Massen- und zum Teil Ausschußware, die keiner weiteren Be handlung zugeführt wurde, was aber an ihrer Be liebtheit für Sammler nichts ändert. Alle anderen Gläser werden dann nachbehandelt, es wird der Ab riß abgeschliffen. Das einfache Zylinderglas mit sei nem dicken Boden wurde geschaffen, um den Anfor derungen des Gebrauches gerecht zu werden. Jede Form kann nun mit verschiedenen Verzierungen verschönert werden, die meist Nachahmungen hoch künstlerischer Gläser sind. Um Gläser zu schmücken, gibt es verschiedene Be handlungsarten. Die einfachste ist die Bemalung mit Gold- und Ölfarben, die nur eine geringe Haltbar keit aufweisen und durch die Benützung bald abge scheuert werden. Die nächste Form der Bemalung ist diejenige mit Lasurfarben. Diese Farben werden

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