OÖ. Heimatblätter 1981, 35. Jahrgang, Heft 3/4

In diesem Teufelsturm hauste der Sage nach ein Ge spenst, der schwarze oder graue Mönch genannt. Dieser Mönch erschien auch 1502 Kaiser Maximi lian I. auf der Burg Werfenstein, wo er übernachtete. Er trat zweimal mitten unter die Vasallen, nur dem Kaiser sichtbar, und winkte ihm, daß er ihm folge. Nach längerem Zögern tat dies auch der Kaiser. Kaum war er aus dem Saal, stürzte die Decke ein. Er war gerettet und der Mönch verschwand. Zum Dank stiftete der Kaiser in Struden eine Hl. Messe. Nach der Sage „der Klosterbruder zu Greinburg", soll sich diese Begebenheit nicht in Werfenstein son dern in der Greinburg zugetragen haben. Der Raubritter auf der Burg Säbnich Als in unseren Landen noch das Faustrecht herrsch te, lebte auf der Burg Säbnich ein gefürchteter Raub ritter. Mit Hilfe seiner Knechte sperrte er mit Ketten die Donau ab und plünderte die abwärtsfahrenden Kaufmannsschiffe oder nahm reiche Kaufleute ge fangen und forderte große Lösegeldsummen. Als er in seiner Habgier auch Pilgerschiffe ausraubte, rück te der Landesfürst mit einem großen Heer an und be lagerte die Burg. Bald wurden die Lebensmittel knapp und der Hunger stellte sich ein. Nachdem die Belagerer die Burg stürmten, verband der Raubrit ter seinem Pferd die Augen und sprengte mit ihm in den Abgrund. Die Raubritterburg wurde angezün det und völlig zerstört. Das Donautal wurde für die Schiffsleute wieder sicherer. Der Stille Stein In der düsteren Felsklamm des Gießenbachtales stand einst die Gießenbachmühle. Hier lebte eine schwerkranke Müllerin, ihr Töchterlein Maria und ein alter Knecht. Von einem alten Mann, der zu Be such in der Mühle weilte, erfuhr Maria, wie sie ihrer Mutter helfen könnte: weit oben in der Schlucht soll ten seltsame, heilende Kräuter wachsen, die aber nur gepflückt werden dürften, wenn der Mond auf die Blüten scheine. Am gleichen Abend machte sich das Mädchen auf den Weg durch die finstere Klamm. Bei der mächtigen Felswand traf es ein Männlein, das es durch eine Felsspalte in einen Zaubergarten führte, in dem ein prächtiges Schloß stand. Obwohl es die Bergkönigin zum Bleiben überreden wollte, dachte es nur an die Kräuter und an die kranke Mutter. Die Bergfee gab ihm die heilenden Kräuter und das Männlein geleitete es wieder zurück. Da erscholl plötzlich ein gewaltiger Donner und Maria verlor das Bewußtsein. Als sie wieder zu sich kam, war das wil de Tosen des Gießenbaches verstummt. Ein gewalti ger Stein lag über dem Graben und darunter hörte es das Wasser murmeln. Schnell machte sie sich auf den Heimweg. Als sie in das Haus eilte, fand sie die Mutter gesund vor. Glücklich erzählte sie ihr Erleb nis. Als sie der Mutter die mitgebrachten Kräuter zeigen wollte, fand sie statt dessen Geld und Edel steine vor. Die Sage von der Wilden Jagd Dunkle Wälder haben schon immer eine unheimli che Wirkung auf die heimische Bevölkerung ausge übt. Sie gaben Anlaß für manche Sagen. Einst kehrte ein Bauer aus Achleiten im Gasthaus zur Aumühle ein. In fröhlicher Runde verging die Zeit sehr schnell und der Bauer wurde vom Einbruch der Nacht überrascht. So borgte er sich eine Laterne und machte sich auf den Heimweg. Als ihn sein Weg durch einen dunklen Wald führte, vernahm er plötz lich Kettengerassel vermischt mit dem Geheul von Wölfen, dem Zischen von Schlangen, dem Gebell von Hunden und dem markerschütternden Schreien von Käuzen. Diese Stimmen wuchsen zu einem un geheuren Gedröhne und Getöse. Der Schrecken fuhr dem Manne durch die Glieder, das konnte nur die Wilde Jagd sein. Schnell warf er sich zu Boden, vergrub den Kopf unter seinen Händen und begann zu beten. Der Bauer wußte nicht, wie lange er so ge legen hatte. Als er sich zögernd erhob, merkte er, daß der nächtliche Spuk vorüber war. Niemand wollte ihm daheim die Geschichte glauben, doch Zeit seines Lebens sprach er von diesem gruse ligen Erlebnis. Wie der Strudel geworden^'^ Einst fuhren viele Pilgerschiffe donauabwärts. Dies ärgerte den Teufel gewaltig. Als die Pilger an der Stelle des Strudels und Wirbels noch zu beten anfin gen, geriet er derartig in Wut, daß er große Fels- " Die Steinkugeln, die bei Niederwasser aus der Donau heraus ragten, hatten eigene Namen. Da gab es die Marchkugel, die als Maßanzeiger für die Schiffsleute diente; die Wolfskugel, die für die talfahrenden Schiffe gefährlich war, sowie die Meißenkugel, den Dreispitz, den großen und kleinen Roßkopf, die weite Ku gel und wie sie alle hießen. Am bekanntesten war aber das Kachlet. Dr. Alois Topitz verwendete in den O.Ö. Heimatblät tern (Jg. 26, 1972) den Namen Bumaghachelt, was vielleicht lautmalerisch zu deuten ist, weil es „bum" macht, wenn ein Schiff drauffährt. Josef Petschan (Sagen und Denkwürdigkei ten aus dem Strudengau) hingegen schreibt in den Sagen aus dem Strudengau von einem Bombenkachlet. Er begründet dies folgendermaßen: 1683 ging an diesem Felsen ein Munitions schiff des Fürsterzbischofes von Salzburg unter. Diese Kugeln sollten zur Verteidigung Wiens vor den heranrückenden Tür ken dienen. Als im Jahre 1894 bei äußerst geringem Wasser stand eine weitere Strudelregulierung erfolgte, fand man auch einige sogenannte Bomben. Die Direktion des Artillerie-Arse nals in Wien erklärte diese Bomben als bayerischen Ursprunges und zwar als Sechzig- und Hundert-Pfünder nach Nürnberger Gewicht. Interessant ist aber, daß das Felsenriff schon seit Menschengedenken immer das Bombenkachlet geheißen und erst die gemachten Funde die Namengebung erklärten.

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