OÖ. Heimatblätter 1981, 35. Jahrgang, Heft 3/4

Damit soll der Sagenschatz der Heimat, der die Phantasie und die Vorstellungswelt unserer Vorfah ren widerspiegelt, erhalten bleiben. Sage vom Schusterstein In Grein lebte einst ein Schuster namens Isenflamm. Anstatt zu arbeiten saß er lieber im Wirtshaus und trank. Bald wuchs ihm die Schuldenlast über den Kopf. In seiner selbstverschuldeten Not ging er in die Kirche und brach den Opferstock auf. Mit dem Die besgut beglich er seine Schulden und ließ weiterhin den Becher in fröhlicher Runde kreisen. Den Bür gern war der plötzliche Reichtum des Schusters nicht ganz geheuer. Und siehe da, es dauerte nicht lange und der Nachtwächter ertappte den Dieb auf frischer Tat. Der Schuster wurde gefangengenommen und zum Tode verurteilt. Die verzweifelte Familie des Schusters bat den Landgrafen um Gnade. Der Land graf ließ sich erweichen und änderte sein Urteil. Der Schuster mußte auf einem schmalen, über die Donau f Burg Werfenstein, rechts der Schusterstein. ragenden Felsen, ein Paar Schuhe doppeln. Unter den neugierigen Blicken der zahlreichen Zuschauer erkletterte er die Felsnase und begann seine Arbeit. Verbissen klopfte und hämmerte er an den Schuhen, bis er mit einem Jubelschrei die Arbeit beendet hatte. Von nun an änderte er sein Leben und wurde ein ehrbarer Mann. Seit dieser Zeit führt dieser Fel sen den Namen Schusterstein. Eine weitere Fassung dieser Sage: Ein Schuster faßte eine heftige Zuneigung zu dem Burgfräulein von Werfenstein. Als der Burgherr dies erfuhr, war er über diese Frechheit so ergrimmt, daß er den Verehrer zum Tode verurteilte. Auf Fürspra che der Angehörigen wollte er ihm das Leben schen ken, wenn er auf der äußersten Spitze eines über die Donau ragenden Felsens ein Paar Schuhe anfertigen könnte. Der Schuster kam glücklich, ohne von dieser schwindelnden Höhe zu stürzen, diesem Auftrage nach und rettete damit sein Leben. Die Felsennase führt seitdem den Namen Schusterstein. Sage von der Entstehung des Strudels ttnd Wirbels Einst wollte der Teufel quer durch die Donau eine Steinmauer aufführen, damit viele Schiffe und Men schen zugrunde gehen sollten. Schon war er mit sei nem nächtlichen Werk fast am Ende, da krähte der Hahn und vereitelte sein schändliches Tun. Darüber war er sehr erbost und warf einen mächtigen Fels block, denn er gerade anschleppte, in den Fluß. Da durch sollte der Hausstein mit dem Wirbel entstan den sein. Sage vom Kreuz auf der Insel Wörth Ein Tiroler Graf hatte im Jahre 1540 auf der Fahrt nach Wien vor der Insel Wörth Schiffbruch erlitten. Es hatte den Anschein, die gesamte Schiffsmann schaft und das Gefolge wären Opfer der Wellen ge worden. Der treue Diener konnte seinen bewußtlo sen Herrn auf die Insel retten. Aus Gram über den vermeintlichen schmerzlichen Verlust, beschlossen beide, Einsiedler zu werden. Die Gräfin, die wie durch ein Wunder errettet worden war, erfuhr nach zwölf Jahren von diesen seitsamen Inselbewohnern. Von einer Ahnung getrieben reiste sie an die Un glücksstätte und fand ihren geliebten Mann wieder. Aus Dankbarkeit für ihre wunderbare Errettung ließ sie das genannte Kreuz errichten. Beide kehrten glücklich mit dem treuen Diener auf ihre Besitzun gen nach Tirol zurück. Die Sage vom Teufelsturme Auf der Westseite der Burgruine Werfel stand der Pein- oder Teufelsturm. An diesem Turm war eine große Kette befestigt. Mit dieser wurde die Donau abgesperrt, wenn man nicht schon früher für die Durchfahrt bezahlt hatte. Konnten die Reisenden nicht bezahlen, wurden sie im Teufelsturm eingeker kert oder man ertränkte sie. Wenn der Sturm die Wogen an die Ufermauer peitscht, soll man noch das Wehgeheul der Gepeinigten hören. Kein Schiffer fuhr an dieser schwarzen Mauer vorüber, ohne zum Schutz vor den Geistern, ein Kreuz zu schlagen.

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