OÖ. Heimatblätter 1981, 35. Jahrgang, Heft 3/4

Austreibung der Salzburger Protestanten um 1730 zu sichtbaren Unruhen gekommen. Vor diesem Hintergrund ist die Austreibung der evangelischen Bauern unter Karl VI. und Maria The resia zu sehen. Doch hier sollen nur die Ereignisse unter Maria Theresia behandelt werden. In Pfarrkir chen war ab 1746 Pater Karl Pruggberger als Pfarrer installiert. Er war der Sohn des katholischen Verwal ters des Schlosses Mühlgrub, das zu dieser Zeit dem Stift Schlierbach gehörte. Er kannte, so wie Abt Alexander, die Bauern, die er über höheren Auftrag in die Verbannung gehen ließ. Über die Details dieser Vorgänge wird noch zu be richten sein. 5. Gegenreformatorische Maßnahmen in der begin nenden Aufklärung Man muß sich vor Augen halten, daß die Reforma tion bereits in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts als abgeschlossen anzusehen war. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts geschahen dann noch Dinge, die trotz des erkennbaren Bemühens, humane Anwei sungen zu geben, in der Ausführung in höchstem Maß inhuman und mit der Aufklärung unvereinbar waren. Religionskonzession gab es nur für die Herrn und Ritter.Bauern mußten sich entscheiden, ob sie sich bekehren lassen oder in die Verbannung gehen wollten. Das war auch im 18. Jahrhundert noch so, obwohl die katholische Religion auf Grund des har ten Vorgehens einigermaßen gefestigt war. Sicher wurde auch die eifrige Tätigkeit preußisch-evangeli scher Emmissäre zu einer eminent gefährlichen poli tischen Frage. Im Frieden von Osnabrück wurde den katholischen Ländern die Verpflichtung auferlegt, jeden über seine Auswanderung selbst entscheiden zu lassen. Im Frieden von Aachen (1748) wurde vom corpus Evangelicorum neuerdings darauf hin gewiesen. Um dem gerecht zu werden, wurde zuerst die freiwillige Abwanderung geduldet. Weil dadurch aber viele wertvolle Arbeitskräfte verloren gingen und die Wirtschaft beeinträchtigt war, wurde die un gehemmte Abwanderung in fremde Länder unter bunden und die Umsiedlung innerhalb des Reiches angeordnet. Es waren demzufolge neben den religiö sen, wichtige wirtschaftspolitische Interessen zu er kennen. Daß die Wurzeln der Unzufriedenheit der Bauern in dem sehr absolut gehandhabten und meist inhumanen Feudalsystem der Zeit lagen, ist leicht zu erkennen.^® Der Gedanke Martin Luthers von der Freiheit des Christenmenschen - was immer der Ein zelne sich darunter vorgestellt haben mag - zündete daher um so mehr. Ungünstige wirtschaftliche Aus wirkungen waren Anlaß, die unruhigsten und lebhaft agierenden Lutheraner erst einmal abzuschieben. Weil dies aber keine ausreichende Befriedung brachte, beschloß man, alle, die nicht gemäßigt oder bekehrt werden konnten, nach Siebenbürgen zu verschicken, wo sie in den bestehenden, alten pro testantischen Sachsengemeinden eingebürgert wer den sollten. Dieses weite Land, das durch Kriege an der Ostgrenze des Reiches und durch Seuchen - weite Teile des Landes waren noch urbar zu machen, waren versumpft - in seiner Bevölkerungsstruktur stark geschwächt war, hatte Platz für Zuwanderer. Damit blieben dem österreichischen Staat nicht nur wertvolle Arbeitskräfte erhalten, sondern es wurde auch den Wünschen der katholischen Kirche ent sprochen. Nun wickelten sich aber diese Transaktio nen nicht so reibungslos ab, wie dies wahrscheinlich der Kaiserin vorgeschwebt haben mag. Manche oberösterreichische Bauern flüchteten, wichen aus, schwiegen. Viele gaben aber ihren Besitz und die Heimat auf. In ihrer neuen Heimat waren sie meist ärmer, dafür aber seelisch unbedrückt, soweit sie nicht aus der alten Heimat unstillbaren Jammer mit genommen hatten, wie etwa die Zurücklassung ihrer Kinder. Wir können errechnen, daß etwa ein Drittel der Transmigranten vorzeitig starb, ein weiteres Drittel fristete ein armseliges Leben als Taglöhner und nur der Rest konnte das gewohnte selbständige bäuerliche Leben fortsetzen. Erst in den weiteren Generationen wurde das erreicht, was die erste er hofft hatte, nämlich Religions- und Gewissensfrei heit bei wenigstens bescheidenem Wohlstand. Die Vermögensablöse war zwar gesetzlich geregelt, blieb aber infolge der umständlichen bürokratischen Ab wicklung oft wirkungslos. Die Mitnahme minderjäh riger Kinder war wohl nicht untersagt, aber doch nicht erwünscht und oft verhindert. Pater Ulrich Hartenschneider hat 1830 eine historische Darstel lung des Stiftes Kremsmünster verfaßt und über Abt Alexander III. (Fixlmiller), den entscheidenden Mann, folgendes formuliert: „Er versah seine Amts pflicht mit viel Schonung und menschenfreundli chem Sinn und zeigte Sorgfalt bei der Erziehung und dem weiteren Unterkommen jener Kinder, deren Eltern, dem Religionsdekret zu Folge, nach Ungarn und Siebenbürgen auswandern mußten."^® Es pas sierten aber manche bösen Dinge. Der Abt war von seinen gottgefälligen Entscheidungen überzeugt und es wurde ihm ein heiligmäßiges Leben nachgesagt. Viel Leid ist in diesen Tagen in die Bevölkerung ge- ^'JGGPÖ 45/46 (1925) 86. Da die Prädikanten Bürger und Bauern zu Ungeliorsam und Einnehmung der katholischen Pfarren aufreizen, muß die Reformation fortgesetzt werden. ' ® Grüll: Die Robot in OÖ. - Ders.: Bauer, Herr und Landesfürst. Ulrich Hartenschneider: Eine historische und topographische Darstellung des Stiftes Kremsmünster. Wien 1830. - Im Profeßbuch des Stiftes steht über Abt Alexander III: Vater der Ar men, Heiligmäßiger Abt.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2