OÖ. Heimatblätter 1981, 35. Jahrgang, Heft 3/4

dikanten. In Gschwendt-Neuhofen ist ab 1613 Magi ster Christopherus Crinesius als Hofprediger tätig gewesend^ In Mühlgrub —und wohl auch fürFeyregg — war Simon Mann, ein Bürgersohn aus Steyr um 1611 bis etwa 1614, der erste uns bekannte Hofprediger. Er starb 1617 in Wien als Hofprediger der Jör ger in Wien-Hernals und ist auf dem kaiserlichen Gottesacker vor dem Schottentor bestattet worden. Für den starken Einfluß der lutherischen Lehre in Pfarrkirchen noch zu Beginn des 17. Jahrhunderts spricht das Fehlen von katholischen Kirchenbü chern. Das älteste Matrikelbuch beginnt 1618 und ist noch Jahrzehnte hindurch lückenhaft; am Kirchberg (Kremsmünster) hingegen beginnt es 1589, in Ke maten 1601 (lückenhaft, ab 1610 kompletter), in Wartberg 1601. Die evangelischen Kirchenbücher dieses Landstri ches sind leider unauffindbar. Nun scheinen aber die Gegensätze nicht immer und nicht überall extrem aufeinandergeprallt zu sein. Gutsbeamte und Vikare dürften aus Vernunftsgrün den, wenn nicht aus Wankelmütigkeit oder sogar aus Überzeugung, Konzessionen gemacht haben. Schließlich sollte der Ertrag aus der bäuerlichen Ar beit nicht beeinträchtigt werden. Es gab offensicht lich fließende Grenzen. Auch in der Moral. „Schuld an den Unzulänglichkeiten tragen nicht die Grund obrigkeiten, die nicht über den Glauben zu wachen haben. An der Unwissenheit des Volkes seien unge lehrte und nachlässige Pfarrer schuld."i" Es waren meist Vikare, die die Ortspfarren zu betreuen hat ten. Sie waren nicht investiert und mußten ein arm seliges Leben führen. Die Pfarrpfründe kassierten andere. Wahrscheinlich haben sich die Vikare wirk lich zu wenig um ihre Pfarrkinder gekümmert. Da sie mit ihrem Salär nicht auskamen, versuchten sie über hohe Stolgebühren ihre Existenz zu verbessern. „Wegen ärgerlichen Wandels der Priester und ver dächtige Gemeinschaft mit Weibern werden Kor rekturen erfolgen", droht das Passauer Offiziat im Jahre 1688.^® Doch, was die lutherischen Ministrablen durften, das wollten die Vikare auch für sich in Anspruch nehmen. In Pfarrkirchen trat erst ab 1645 wieder Ordnung im katholischen Pfarrbereich ein. Von da an werden Mönche aus Kremsmünster als Vikare eingesetzt. Rein äußerlich scheint sich um die Mitte des Jahr hunderts die Gegenreformation durchgesetzt zu ha ben. Die kirchlichen Handlungen scheinen wieder lückenlos in den Büchern auf. Es gingen keine Ein nahmen mehr verloren und das war, wie man alten Berichten entnehmen kann, ein entscheidender Fak tor. In den kritischen Jahren von 1618 bis 1623 war in Pfarrkirchen als katholischer Priester Johann Chri stoph Debschitz installiert. Zu dieser Zeit stand ihm der aus Gschwendt nach Mühlgrub übersiedelte Ma gister Christophorus Crinesius gegenüber, ein sehr gelehrter und eloquenter Prädikant, der aus Südböh men stammte. Unterstützt von den Gutsherrschaften der Umgebung, hatte er den größeren Einfluß auf die Bevölkerung. Debschitz kam aus der Diözese Meißen, war also vermutlich ein Sachse. Bevor er nach Pfarrkirchen kam, war er Kooperator in Sierning. 1614 scheint er urkundlich das erste Mal auf. Nach Lindner (Annalen) soll er nach Neukirchen versetzt worden sein, und erst nach dem Tod des sehr betagten Pfarrers Jakob Stürtzer (1617), übernahm er die kath. Seelsorge in Pfarrkirchen. Stürtzer war am 14. Juli 1593 installiert worden. Im ersten Tauf buch von Pfarrkirchen steht der oft zitierte und be zeichnende Vermerk von der Hand Debschitz's, daß er 1622 innerhalb von vier Jahren das erste Kind ge tauft habe, weil der Prädikant in Mühlgrub nicht er reichbar gewesen sei. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, daß Deb schitz am 11.3.1625 als Vizedechant in Krems/Do nau genannt wird. Vorher war er Pfarrer in Stein/ Donau gewesen. 1630 dürfte er auch in Wölbling im Dunkelsteinerwald tätig gewesen sein. Als Pfarrer von Zwentendorf ab 1627 resignierte er 1630. Im Jahre 1634 erscheint er noch einmal im Chorherrn stift St. Pölten auf. Hier dürfte er um diese Zeit ge storben sein.^® Über den Prädikanten Crinesius wäre noch zu er wähnen, daß er mit einer Neuhofenerin, Regina Derfflinger, verheiratet war. Von 1613 bis 1624 hielt er sich hier auf und ist wohl als integriert zu betrach ten. Der 1606 in Neuhofen geborene Georg Derff linger, später Generalfeldmarschall in Preußen, war sein Schwager. Über Crinesius besitzen wir eine ge naue Lebensbeschreibung. Er mußte 1624 mit seiner Familie fliehen und starb als Universitätsprofessor und Diakon in Nürnberg-Altdorf im Jahre 1629. Ab dem Jahre 1624 blieb die evangelische Gemein de im Untergrund. Dieser Kryptoprotestantismus hatte sich tatsächlich mehr als 150 Jahre gehalten. Äußerlich war Ruhe eingetreten. In Pfarrkirchen kam es zum Kirchenneubau. Zu Rückschlägen kam es 1626, vom 25. Mai bis 17. September. Hochhuber nimmt an, daß der Durchzug des Bauernheeres unter Stefan Fadinger die Ursache war. Und dann war es — von geringfügigen Dingen abgesehen - erst durch die G. G. Zehner: Vitae theologorum Altorphinorum. Nümbere 1722. OÖ. Landschaftsakten XlII/2, 83. Garsten. OÖ. Landschaftsakten XIII/2". 83, Garsten; Passauer Offizialat an Landeshauptmann Lemberg, vom 22.11.1688. G.B.St.Pölten 1, 122, 123, 151; G.B.6,/III; G.B.3,/143.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2