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Oberösterreichische Heimatblätter Herausgegeben vom Landesinstitut für Volksbildung und Heimatpflege in Oberösterreich Leiter: W. Hofrat Dr. Dietmar Assmann 35.Jahrgang(1981) Heft 3/4 Inhalt Hans Hü1ber: Die Transmigration evangeli scher Bauern aus dem Raum Pfarrkirchen-Bad Hall nach Siebenbürgen während der Herrschaft Maria Theresias 165 Manfred Brandl: Joseph Valentin Paur (1761 — 1835) 193 Franz Dickinger: Der Pflug und das Pflü gen 205 Alfred H ö 11 h u b e r : Ein „Schatzkrug" aus Tragwein 230 Karl A m o n : Das Stiftswappen von Traunkirchen 240 Georg Wacha: Steyrer Miszellen 245 Fritz Feichtinger: 130 Jahre OberösterreichischerKunstverein-einekritischeBilanz 250 Wolfgang Schachenhofer: Ortsgeschichte von St. Nikola an der Donau 286 Franz Dickinger: Der „Pabenhof" in Neuke maten 306 Hans Falkenberg: Neuentdeckter Erdstall in Hochetting, Gemeinde Putzleinsdorf 309 Aldemar Schiffkorn: In memoriam Dr. Adal bert Klaar 312 Alois Z a u n e r — Stadlbauer: Die Grundein schätzungskommission des Bezirkes Steyr im Jah re 1870 317 Fritz Thoma: Wissenswertes für Sammler von Gläsern 319 Wolfgang Dobesberger: 100 Jahre Stelzhamer-Bund (1882 - 1982) 321 Aldemar Schiffkorn: In memoriam Dr. Wil helm Kriechbaum 322 Buchbesprechungen 323
Anschriften der Mitarbeiter Univ.-Prof. Dr. Karl Amon, Vorstand des Institutes für Kirchengeschichte der Universität Graz, Schubertstraße 23, 8010 Graz Dr. Dr. Manfred Brandl, Kirchengasse 32, 4221 Steyregg Landwirtschaftsrat Ing. Franz Dickinger, Konsulent, Blankenbergerstraße 7, 4540 Bad Hall Prof. OSR. Wolfgang Dobesberger, Konsulent, Steinbauer straße 6, 4040 Linz Hans Falkenberg, Wacholderweg 8, D-8540 Schwabach Prof. Fritz Feichtinger, akadem. Maler und Graphiker, Finkstraße 2, 4040 Linz VS-Direktor i. R. Prof. Alfred Höllhuber, Konsulent, Reichenstein 30, 4230 Pregarten W. Hofrat Dr. Hans Hülber, Blechturmgasse 23/1/4/14, 1050 Wien VS-Direktor Wolfgang Schachenhofer, 4372 St. Georgen am Walde 75 Fritz Thoma, Konsulent, 4560 Inzersdorf 156 Senatsrat Dr. Georg Wacha, Direktor des Stadtmuseums, Bethlehemstraße 7, 4020 Linz ökonomierat Alois Zauner, Stadlbauergut, 4501 Neuhofen Buchbesprechungen W. Hofrat Univ.-Prof. Dr. Emst Burgstaller, Lustenauerstraße 19, 4020 Linz Prof. Dr. Rudolf Fochler, Benzstraße 14, 4020 Linz cand. phil. Elisabeth Schiffkom, Akaziengang 8, 4040 Buchenau cand. phil. Elmar Schiffkorn, Anton-Rauch-Straße 13, 6020 Innsbruck Titelbild: Moritz von Schwind. Erstes Prämienblatt des Kunstvereines. Be lehnung Heinrich Jasomirgotts mit den österreichischen Landen. Zuschriften (Manuskripte. Besprechungsexemplare etc.) und Bestellun gen sind zu richten an den Herausgeber: Landesinslitut für Volksbildung und Heimatpflege in OÖ., 4020 Linz, Landstraße 31 (Landeskulturzen trum Ursulinenhof), Tel. (0 73 2) 71 5 17 u. 71 5 18. Redaktion: Wiss. Rat Dr. Aldemar W. M. Schiffkorn. Verlag: Landesinstitut für Volksbildung und Heimatpflege in Oberöster reich. Gesamtherstellung: Buch + Offsetdruck Friedrich Karrer. 402(1 Linz. Resiweg 3. Für den Inhalt der einzelnen Beiträge zeichnet der jeweilige Verfasser ver antwortlich. Alle Rechte vorbehalten. ISBN 3-85393-020-4
Die evangelischen Christen feiern 1981 das 200-JahrJubiläum des Toleranzpatentes, womit ihnen von Kaiser Josef II. die freie Ausübung ihrer Religion ge währt wurde. Das vorliegende Heft der OO. Heimatblätter ist zwar nicht ausschließlich dieser Thematik gewidmet, bietet aber in einem nicht geringen Teil seiner Abhandlun gen Beiträge zur Geschichte des Protestantismus in Oberösterreich. Herausgeber und Redaktion
Die Transmigration evangelischer Bauern aus dem Raum Pfarrkirchen-Bad Hall nach Siebenbürgen während der Herrschaft Maria Theresias Von Hans HüIber 1. Einleitende Bemerkungen Im Verlaufe einer Reise durch Siebenbürgen kam ich zufällig und ahnungslos in das kleine Landstädt chen Mühlbach (Sebesch). Die noch deutlich er kennbare deutsche Anlage des Ortes und die interes sante romanisch-gotische Wehrkirche veranlaßten mich, länger als vorgesehen zu verweilen. Im Presbyterium der Kirche entdeckte ich da eine Tafel zum Gedenken der im Ersten Weltkrieg Gefallenen. Un ter den durchwegs deutschen Namen fielen mir zwei „Landler" auf; Viktor und Wilhelm Lederhilger. Da mir viele Namensträger dieses auffälligen Namens in der Gegend um Bad Hall von meinen oftmaligen Aufenthalten daselbst bekannt sind — auch auf allen Friedhöfen von Schiedlberg und Kematen bis Nuß bach und Waldneukirchen erinnern Gedenktafeln an gefallene Lederhilger - wollte ich in Erfahrung bringen, wieso und unter welchen Umständen Ober österreicher in diese von Mitteleuropa weitab gele gene Gegend kamen. Zurückgekehrt in die Heimat, begann ich dies zu er kunden und fand außer den Lederhilgern — auf die ich später noch genauer eingehen werde - noch viel mehr Namen anderer, zwangsweise ausgesiedelter Landler. Deportation aus Glaubensgründen! Ich stürzte mich in ein zeitaufwendiges, aber interessan tes und spannendes Abenteuer: da gab es nämlich ein Stück Heimatgeschichte, das völlig vergessen worden war. Diese dramatischen Ereignisse sind aus den Ortsgeschichten ausgeklammert und auch die Nachfahren, die Bauernfamilien auf den Vierkan tern, wissen nichts. Es hat sich auch mündlich nichts überliefert. Jedenfalls nicht in dieser Gegend um das Stift Kremsmünster. Nach intensiven Studien in Bibiotheken, Archiven und Pfarren und nach vielen Besuchen auf Vierkant höfen, entstand dieses Elaborat über die „Transmi granten", wie sie in der theresianischen Kanzleispra che genannt werden. Vorauszuschicken wäre noch die Feststellung: Wenn man die Vorgänge während des Transmigrationsver fahrens objektiv zu beurteilen versucht, so muß man den handelnden Personen beider Seiten zubilligen, daß sie überzeugt waren, ein gottgefälliges Werk zu tun. Im Religiösen waren alle, sogar die bedrückten Bauern gegenüber ihrem Dienstpersonal, intolerant. Von der zwangsweisen Umsiedlung waren die Bauernfamilien, Knechte und Mägde, die große Masse der Unterprivilegierten, betroffen. Sie muß ten nach Siebenbürgen. Und von jenen Menschen, die aus dem Raum Pfarrkirchen und Bad Hall dort hin verschlagen wurden, handelt diese Studie. Über die Aussiedler aus dem Salzkammergut hat schon zur Jahrhundertwende Ferdinand Krackowizer aus führlich geschrieben. Die vorliegende Arbeit drohte infolge der Fülle des zu sichtenden Materials aus allen Fugen zu geraten. Handschriften und Akten, das sogenannte Primärmaterial, das noch nie einge sehen worden ist, sind die Grundlage. Vorhandene Literatur wurde ergänzend herangezogen. So lag die Schwierigkeit nicht in der Suche nach Quellen, son dern im Mühen um Prägnanz in der Darstellung. 2. Die evangelischen Bauern in und um Pfarrkirchen - Bad Hall Der hier beobachtete Lebensraum ist zu jener Zeit rein landwirtschaftlich orientiert gewesen. Im Wesentlichen handelt es sich um die Herrschafts sitze Feyregg, Mühlgrub und Hall, sowie die ent lang des Kremsflusses gelegenen Weyer (Kematen), Biberbach und das weiter entfernt liegende, aber für die evangelische Glaubensbewegung wichtige, Gschwendt bei Neuhofen. Es ist fast nicht zu glau ben, daß hier über die zwanzig Jahre-etwa von 1750 bis 1770 — einer dramatischen Heimatgeschichte, nichts in Erinnerung blieb. Wenn aber auch über die se rund 200 Jahre zurückliegenden Ereignisse längst Gras gewachsen und alles vergessen, wahrscheinlich vergessen gemacht worden ist, sollte man sie als hi storische Fakten nicht verschweigen. Die Bauern auf den Vierkantern, oft Nachfahren der von der Trans migration betroffenen Familien, die durch Jahrhun derte als evangelische Bauern in der Einschiebt leb ten, wissen nicht das Geringste von den Gewissens nöten der Vorväter. Die heutigen Oberhuber, Zau ner, Wiglhuber, Kollmannshuber, Auhuber, Rührmair und wie die Höfe und Menschen sonst noch hei ßen, Namen, die weit in die Vergangenheit weisen, sind unberührt von diesen sozial bedingten, religiö sen Reformen, die in der Mitte des 18. Jh. ein letztes Mal einen dramatischen Höhepunkt in dergegenreformatorischen Bewegung erreichten, bis es 1781 durch das Toleranzpatent Josef II. zu einem religiö sen und schließlich, durch die Bauernbefreiung 1848, zu einem sozialen Ausgleich kam. In der Mitte des 18. Jh. waren Möderndorf-Weißenbach, südlich der
Pfarrkirche Pfarrkirchen, mit dem gegen Ende des 18. Jh. abgebrochenen Andreaskirchlein und der Andfeasschule (in der unmittelbaren Nähe der Kindshub) und der nordöstlich gelegene Furtberg mit dem anschließenden Plateau zwischen Enns und Krems, Konzentrationspunkte protestantischer Bauern gewesen. Weitab von den umliegenden Orts kernen und den katholischen Pfarreien, in der Ein schiebt, konnte sich der lutherische Glaube trotz Ge genreformation am längsten halten. Das Schicksal dieser schlichten, einfachen, arbeitsamen und be drückten Menschen, die instinktiv um ihr materielles Überleben und um ihr seelisches Gleichgewicht ge rungen haben, erschien aber nie wert, in der histori schen Literatur besonders beachtet zu werden. Die Zahl der Lutheraner war außerdem in diesem abseits gelegenen Raum und in der hier behandelten Zeit nicht so groß, wie in anderen Teilen des Landes ob der Enns, wie etwa im Salzkammergut. Umsomehr muß man die Opferbereitschaft bewundern, die die se Menschen vor harten Entscheidungen gezeigt ha ben. Man kann an den Nachkommen dieser oberösterrei chischen Bauern in Siebenbürgen erkennen, daß es nicht die Schlechtesten waren, die da ihr Haupt trot zig erhoben. Alle haben sich in ihrer neuen Heimat unter schwierigen Umständen durch Fleiß und Tüch tigkeit bewährt. Heute teilen viele der Nachkommen das Schicksal ihrer Vorväter: nach den Wirren des Zweiten Weltkrieges leben sie zerstreut in aller Welt. Zwei von ihnen konnte ich ermitteln. Dr. Erich Buchinger, Pensionist in Graz, der eine umfangrei che Geschichte der Transmigration geschrieben hat, und Dr. Julius Lederhilger, pensionierter Tierarzt in Schweden, der eifrig mitgeholfen hat, damit die Ge schichte der oberösterreichischen Transmigranten geschrieben werden konnte. Die Ahnen des Dr. Bu chinger kamen vom Frieshammergut in Rutzenmoos, Regau/Vöcklabruck, die des Dr. Lederhilger vom Oberhubergut in Mandorf/Adlwang, Bad Hall. 3. Die Grundherrschaften im Raum Pfarrkirchen — Bad Hall Die Grundherrschaften als Grundobrigkeiten hatten zur Zeit der hier behandelten Ereignisse noch öf fentlich-rechtliche Aufgaben zu erfüllen. Sie waren E Instanz in der Landesverwaltung. Das bedeutete, daß die ihnen untertänigen Bauern nicht nur privat rechtlich verpflichtet waren, sondern auch in allen öffentlichrechtlichen Angelegenheiten, auch mit ih ren Beschwerden, die Grundherrschaft ansprechen mußten. Die Bauern waren auf Gedeih und Verderb ihren Bedrückern ausgeliefert. Im Umland Pfarrkir chen — Ball Hall waren vor allem die Herrschaften Feyregg, Mühlgrub, Hall, Stift Kremsmünster, Bi berbach, Gschwendt, Losensteinleiten und das Spi talsamt Steyr für diese Geschichte relevant. Herrschaftsinhaber von Feyregg war ab 1629 das Stift Spital am Pyhrn.^ Mühlgrub stand seit 1659 im Eigentum des Stiftes Schlierbach.^ Vorher waren diese Güter durch Jahrhunderte in wechselndem Be sitz evangelischer Landadeliger^ bzw. wohlhaben der, vorwiegend Eisen oder Salz handelnder, Bür ger, die vielfach untereinander familiär verbunden waren. Gschwendt gehörte den Auersperg, Weyer und Biberbach Bürgern aus Steyr. Für die lokale Ge schichte und damit für die Geschichte der Protestan ten in diesem Gebiet waren die wichtigsten Namen: Sinzendorf, Wucherer, Willinger, Fenzl, Schütter, Kazianer und die Wolkensdorfer bzw. Losensteiner, die schließlich in den Auersperg aufgingen. Der Sohn des höchsten Würdenträgers des Landes, Chri stoph von Jörger, wurde bereits 1521 von Luther in Wittenberg für die evangelische Sache gewonnen. 1524 kehrte er ins Land zurück und bald waren die einflußreichen Adelsfamilien evangelisch und berie fen lutherische Prädikanten auf ihre Schlösser. Der kleine Landadel paßte sich sehr bald an. Jeder Land adelige nahm für sich den Grundsatz in Anspruch „Cuius regio, eius religio" und veranlaßte sein Haus gesinde und die untertänigen Bauern, den neuen Glauben anzunehmen. Daß dies im Gegensatz zur Gegenreformation ohne wesentliche Schwierigkei ten, ohne sichtbaren Widerstand möglich war, wirft ein bezeichnendes Licht auf die gesellschaftlichen Verhältnisse. Auch die Bürger der landesfürstlichen Städte vollzogen reibungslos den Wandel zum evan gelischen Glaubensbekenntnis. Der Protestant Roepke^ schreibt: Um die Mitte des 16. Jh. war vor allem der österreichische Adel fast ausnahmslos evangelisch. Das Motiv war freilich nicht bei al len eine klare evangelische Glaubensüberzeugung. Nicht selten war der Gegensatz zur alten Kirche auch im Haß auf das Priestertum. in der Gier nach kirchlichem Besitz oder der Drang nach einem zügellosen Privatleben begründet. Für viele bedeutete Pro testantismus nicht viel mehr als eine Ablehnung der Habsburger und der habsburgischen Zentralgewalt. Und Loesche^ meint, „es gab üble Gesellen unter den evangelischen Großen . . ." ' Moriz Maria Edler von Weitenhiller: Schloß Feyregg und seine Besitzer. Jb. Adler. 1884. - Georg Grüll: Burgen und Schlös ser im Salzkammergut und im Voralpenland. Wien: 1963. ^ Grüll: ebenda. — Gerhard Stenzel: Von Schloß zu Schloß in Österreich. Wien 1976. ^ Das Kaiserliche Patent, datiert mit 20.5.1627: die österreichi schen Herrn und Ritter werden vor die Alternative gestellt, ka tholisch zu werden oder außer Landes zu gehen. " C.i.Roepke: Die Protestanten in Bayern. München 1972. ® Georg Loesche: Archivalische und bibliothekarische Beiträge zur Geschichte des Protestantismus im ehemaligen und im neuen Österreich. 45/46 (1925). 86. (JGGPÖ).
In einer historisch-topographischen Notiz®, die aus katholischer Feder stammt, etwa um das Jahr 1817 geschrieben, ist die Situation folgendermaßen darge stellt: Als mit dem Ende des 16. Jh. die Reformation auch in unserer Ge gend besonders durch Unterstützung des benachbarten Adels ein geführt wurde, gewann selbe durch den Eifer der lutherischen Prädikanten in kurzer Zeit so viel Anhänger, daß sowohl in Hall als auch in Pfarrkirchen der katholische Gottesdienst längere Zeit ganz unterblieben und alle zu den Verkündern der neuen Lehre übergingen. Wahrscheinlich hat die Reformation unter den Bauern schon vor der Mitte des 16. Jh. eingesetzt. In der katholischen Broschüre „Die Kirche in Pfarrkir chen" (S. 14 ff)^ liest man es so: Besonders gewälttätige Herrn waren die Edlen von Sinzendorf auf Feyregg und die Mühlwangcr auf Mühlgrub. Die Kirche war damals wehrlos. Die neue Lehre verbreitete sich immer mehr. Bei den Bauern nahm die Glaubensänderung einen derberen Verlauf als bei den Bürgern . . . Und daß die neue Lehre unter den ge wöhnlichen Leuten so rasch Eingang fand, hat wohl auch in dem oft recht unkirchlichen Leben der damalige Seelsorger ihren Grund. Der Klerus hatte keine entsprechende Schulung, es gab keine Auslese und daher wurden Unwürdige nicht ferngehalten. Es sei auch überliefert (Hochhuber), daß schon im 16. Jh. unliebsame Tumulte gegen katholische Prie ster von Landadeligen gedeckt wurden. Wie etwa am Sonntag Michaeli 1586 eine Verspottung des Pfar rers und die Verhinderung der Meßhandlung in der Filialkirche St. Blasien, bei der Wilhelm Willinger von Feyregg anwesend war. Pfarrer Khürzinger ge traute sich keine Messe zu lesen, weil er Gewalttätig keiten ausgesetzt worden war. Am 14. Juli 1593 wur de in Pfarrkirchen die Installation des Pfarrers Jakob Stürtzer durch Tumulte verzögert. Die Neujahrsmet te 1594 wurde durch Raufhandel gestört. Offen sichtlich gab es aber immer noch katholische Bauern, die ihren Pfarrer verteidigten. Höhepunkt aller Aus schreitungen, religiöser, wirtschaftlicher und sozia ler, war der Bauernaufstand von 1596, der viele Opfer forderte, aber nur wenig für die Bauern brachte. Ob die protestantischen Herrschaftsbesitzer sanfter waren und ihre Herrschaftsrechte milder handhab ten? Aber die evangelischen Bauern des 18. Jh. fühl ten sich in ihren religiösen Bedürfnissen unbe schwert. Unter den nachfolgenden klösterlichen Gutsherrn fehlte die Toleranz und der wirtschaftli che Druck wurde nicht geringer. Zum Teil war es die rege Agitation fanatischer Lutheraner, die eine Mil de der katholischen Kirche nicht ohne weiteres mög lich erscheinen ließ. Die Kirche fühlte sich in ihrer Existenz bedroht und der Einsatz ebenso fanatischer Mönche war eine Folge. Der anerzogene Protest ge gen alles Papistische war nach den verlorenen Bauernkriegen und den harten gegenreformatorischen Maßnahmen bestehen geblieben. Als die maßgebenden Beamten im Transmigrations verfahren, sie mögen hier erwähnt werden, sind zu nennen: Josef Anton Gruber, Hofrichter in Krems münster; die Pfleger Johann Michael Terpinitz, Fey regg; Josef Benedikt Eitelberger, Hall; Franz Mi chael Grenzmüller, Losenstein; Gandolph von Steyerer, Dechant in Linz. Über allen stand der Abt von Kremsmünster Fixlmillner (Alexander III.). Zu ergänzen wäre noch, daß die landesfürstliche Herrschaft Hall sehr oft verpfändet war. Um die Mit te des 18. Jh. verwalteten die Trautmannsdorfer Hall als Pfand. Losensteinleiten besaß die letzte Losensteinerin, Maria Fürstin Auersperg, die Schwester des Dompropstes Franz Anton.® Der zu dieser Zeit schon weniger bedeutende Besitz Hehenberg gehör te ab 1690 dem Fürstbischof von Salzburg, Johann Ernst Graf Thun. Ebenso auch Achleiten. Hehen berg ist insoferne für diese Geschichte interessant, weil Abt Alexander III. hier geboren wurde und als Sohn des Verwalters aufgewachsen ist. Es ist anzu nehmen, daß er viele der im Konversionshaus (An haltelager) zur Rekatholisierung untergebrachten Landsleute kannte. Die Erfüllungsgehilfen der Gegenreformation wa ren die bereits genannten Gutsbeamten. Es gibt Be weise - wenn das überhaupt notwendig ist - daß mancher von diesen in dieser Zeit sein eigenes Ver mögen sehr vermehrt hat. Der Druck auf die Bauern war enorm. Dazu ein Zitat von Grüll (Bauer, Herr und Landesfürst): In sozialer Hinsicht war der Bauer und der Kleinhäusler (Tagwer ker) der letzte im Land. Er wurde auch als solcher in der Polizei ordnung von 1671 und im Kopfsteuerpatent von 1690 offiziell de klariert . . . Die bauernfremde. ja - feindliche Wirtschaftspolitik in den etwa 100 Jahren von 1650 bis 1750 hatte die bäuerlichen Menschen in ihrer Existenz schwer geschädigt. . . Neu eingeführ te Dienste, ständig steigende Steuern, überhöhte Taxen, die Stei gerung der paktierten Zehentgelder. Erhöhung der Robotgelder, neben denen auch noch die Naturalroboten zu verrichten waren, und insbesondere aber eine ganz übermäßige Wildhege und der Rückgang des Leinenhandels, wodurch die Heimarbeit der Berg bauern eingeschränkt wurde, betdrückten die ländliche Bevölkerung sehr. Außer dem gab es auch im Traunviertel zwischen 1679 und 1713 wiederholt die Pest mit allen ihren Schrecken. Die Vorbilder, die Maria Theresia auf den Staatsdo mänen zu schaffen bemüht war, um das Los der Bauern zu erleichtern, hatten bei den Feudalherrn ® Stiftsarchiv Kremsmünster. Schachtel Bad Hall. ^ Karl Hochhuber: Die Kirche in Pfarrkirchen. Linz 1946. - Grüll: Bauer, Herr und Landesfürst. - Fall, wo einem Bauern für eine Totenbestattung 6 Gulden Stolgebühr berechnet wur den. Dies entsprach dem Wert einer halben Kuh. Daß solche Übertreibungen Unmut erregten, ist wohl verständlich. —Siehe auch: OÖ. Landesarchiv. Landschaftsakten Xlll/2, 83. Gar- ® Grüll: Bürger. - Stenzel: Schloß.
keine Nachahmung gefunden. Das Toleranzpatent aber beschränke sich auf die Freiheit der Religions ausübung, was wohl zu einer Beruhigung führte, je doch keine Lösung der wirtschaftlichen und sozialen Fragen brachte. Erst das Jahr 1848 leitete eine hu manere gesellschaftliche Lebensform ein. Der Generation der Mitte des 18. Jh. war der lutheri sche Glaube noch erhalten geblieben, obwohl sie schon rund ein Jahrhundert lang von keinem Prädikanten mehr betreut wurden. Sie besuchten unter ih ren geistlichen Grundherrschaften notgedrungen den katholischen Gottesdienst und beachteten die kirchlichen Feste und Regeln. Sendbriefe aus dem protestantischen Deutschland gaben ihnen Verhal tensregeln und ermunterten sie, auszuharren. So zog sich der Rekatholisierungsprozeß über Generatio nen hin. Die religiöse Einstellung der untertänigen Bauern scheint auch den katholischen Verwaltern bekannt gewesen zu sein. Sie waren aber unmittelbar viel mehr am wirtschaftlichen Ertrag interessiert als an störenden religiösen Konflikten. Und so wurden die Anweisungen von oben oft nicht mit dem nötigen Nachdruck befolgt. Erst als strenge Aufträge der Kaiserin und der Kirchenfürsten ergingen, wurden die Gutsverwalter und die Pfarrer aktiv. Überra schende Visitationen auf den untertänigen Höfen und Sölden und auf den ländlichen Märkten, dann die anschließenden Verhöre und das Konversions haus Kremsmünster, in dem eine Umerziehung ver sucht wurde, taten ihre Wirkungen. Tadelnswert waren die, von übereifrigen Vollzie hern gewählten, oft unmenschlichen Methoden. Was nämlich gesellschaftspolitisch notwendig gewesen wäre, wirtschaftliche Reformen und Lockerung des feudalen Systems, wurde nicht in Erwägung gezo gen. Von Verwaltern und Hofrichtern der klösterli chen Güter wurde der zwar legitime aber meist inhu mane Feudalismus zumindest beibehalten. Durch Einsetzung von Mönchen als Missionare mit weitrei chenden Vollmachten, die von Hof zu Hof nach Konventikulanten und verbotener lutherischer Lite ratur forschten, kam denn auch vieles ans Licht und man erkannte, daß - trotz aller Strenge - die Zahl der Protestanten wuchs. Es bestanden erstaunlich weitreichende Verbindungen der Lutheraner unter einander. Aus dem erhaltenen Aktenmaterial ist zu ersehen, daß die mit evangelischer Literatur versorg ten Bauern selbst sehr wirkungsvoll in ihren Reihen agierten.® 4. Die kirchlichen Verhältnisse Die von den evangelischen Grundobrigkeiten gedul deten, oder vielleicht sogar in Szene gesetzten, Tu multe gegen die katholischen Pfarrer in Pfarrkirchen gegen Ende des 16. und am Beginn des 17. Jahrhun derts habe ich schon angedeutet. Pfarrkirchen hatte aber — wohl durch den Einfluß des nahegelegenen Stiftes Kremsmünster - immer katholische Priester. Kirche und Pfarrhof blieben hier den Prädikanten verschlossen. Daher fanden religiöse Veranstaltun gen der Protestanten in Mühlgrub oder in Gschwendt-Neuhofen statt. Auch Waldneukirchen, Sierning und Steyr wurden gegebenenfalls aufge sucht. Bemerkenswert ist, daß das Standardwerk des Stiftes „Kremsmünster 1200 Jahre Benediktiner stift" (1976) ausführt, 95 Prozent der Bevölkerung dieser Gegend seien Protestanten gewesen; im Jahre 1560 sei das Kloster fast entvölkert und die weltli chen Lehrer im Konvikt seien häufig Protestanten gewesen. Bevor ich auf die personale Lage der Seelsorge in Pfarrkirchen näher eingehe, einige Bemerkungen - die Quellenlage ist nicht günstig - über die nähere Umgebung. Bereits im Jahre 1521 gab es in Sipbachzell einen katholischen Priester, Konrad Herz, der sich als Lutheraner bekannte. Er war der Sohn des Verwalters des Klosterbesitzes Leombach. Später wurde er als Tischgenosse Luthers genannt. Für Waldneukirchen ist vor der Wende zum 17. Jahrhun dert der dort geborene Peter Dorffner als Diakon und später als Pfarrer der evangelischen Gemeinde belegt. Er hat die Lateinschule in Steyr und das Stu dium der Theologie in Iglau und Wittenberg vor 1582 abgeschlossen.^" Nach einem Revers vom I.Ju ni 1594 kaufte er von seinem Bruder, Bürger in Kirchdorf, für sich und seine Hausfrau eine Behau sung.^^ Von 1608 bis 1612 (f 21.3.1612) ist Dorffner als Hofprediger der Herrn von Kuefstein in Laach am Jauerling, in NÖ., genannt.^®In Waldneukirchen waren Kirche und Pfarrhaus von den Protestanten okkupiert worden; wohl infolge des Einflusses der näher gelegenen evangelisch dominierten Stadt Steyr. Das agrarische Gebiet abseits der Hauptver kehrsströme, etwa unter Einschluß von Pfarrkir chen, Nußbach, Kematen und Kirchberg, galt nicht als Kernland der Reformation. Aber in der Stille der bergbäuerlichen Einschichthöfe lebte der Protestan tismus. Hochhuber nennt die Schlösser Mühlgrub und Feyregg die Zentren der Lutheraner. Im Markt Sierning mit Sierninghofen und Neuzeug —Orte, die schon sehr früh gewerblich-industriell orientiert wa ren - machte sich der Einfluß Steyrs besonders be merkbar. Im Jahre 1588 gab es hier die stärkste De monstration wider die Gegenreformation. Man spricht vom „Sierninger Bund" zum Schütze der Prä- ® Verhör Pogenmayr vom 6.5.1755. Siehe: Anhang Hs 21. JGGPÖ 17 (1896), 158. Ordinationsnotiz. " JGGPÖ 45/46 (1925), 253. Betrifft Archiv Vorchdorf. Geschichtliche Beilagen (G.B.) zum St. Pöltener Diözesanblatt 3/346.
dikanten. In Gschwendt-Neuhofen ist ab 1613 Magi ster Christopherus Crinesius als Hofprediger tätig gewesend^ In Mühlgrub —und wohl auch fürFeyregg — war Simon Mann, ein Bürgersohn aus Steyr um 1611 bis etwa 1614, der erste uns bekannte Hofprediger. Er starb 1617 in Wien als Hofprediger der Jör ger in Wien-Hernals und ist auf dem kaiserlichen Gottesacker vor dem Schottentor bestattet worden. Für den starken Einfluß der lutherischen Lehre in Pfarrkirchen noch zu Beginn des 17. Jahrhunderts spricht das Fehlen von katholischen Kirchenbü chern. Das älteste Matrikelbuch beginnt 1618 und ist noch Jahrzehnte hindurch lückenhaft; am Kirchberg (Kremsmünster) hingegen beginnt es 1589, in Ke maten 1601 (lückenhaft, ab 1610 kompletter), in Wartberg 1601. Die evangelischen Kirchenbücher dieses Landstri ches sind leider unauffindbar. Nun scheinen aber die Gegensätze nicht immer und nicht überall extrem aufeinandergeprallt zu sein. Gutsbeamte und Vikare dürften aus Vernunftsgrün den, wenn nicht aus Wankelmütigkeit oder sogar aus Überzeugung, Konzessionen gemacht haben. Schließlich sollte der Ertrag aus der bäuerlichen Ar beit nicht beeinträchtigt werden. Es gab offensicht lich fließende Grenzen. Auch in der Moral. „Schuld an den Unzulänglichkeiten tragen nicht die Grund obrigkeiten, die nicht über den Glauben zu wachen haben. An der Unwissenheit des Volkes seien unge lehrte und nachlässige Pfarrer schuld."i" Es waren meist Vikare, die die Ortspfarren zu betreuen hat ten. Sie waren nicht investiert und mußten ein arm seliges Leben führen. Die Pfarrpfründe kassierten andere. Wahrscheinlich haben sich die Vikare wirk lich zu wenig um ihre Pfarrkinder gekümmert. Da sie mit ihrem Salär nicht auskamen, versuchten sie über hohe Stolgebühren ihre Existenz zu verbessern. „Wegen ärgerlichen Wandels der Priester und ver dächtige Gemeinschaft mit Weibern werden Kor rekturen erfolgen", droht das Passauer Offiziat im Jahre 1688.^® Doch, was die lutherischen Ministrablen durften, das wollten die Vikare auch für sich in Anspruch nehmen. In Pfarrkirchen trat erst ab 1645 wieder Ordnung im katholischen Pfarrbereich ein. Von da an werden Mönche aus Kremsmünster als Vikare eingesetzt. Rein äußerlich scheint sich um die Mitte des Jahr hunderts die Gegenreformation durchgesetzt zu ha ben. Die kirchlichen Handlungen scheinen wieder lückenlos in den Büchern auf. Es gingen keine Ein nahmen mehr verloren und das war, wie man alten Berichten entnehmen kann, ein entscheidender Fak tor. In den kritischen Jahren von 1618 bis 1623 war in Pfarrkirchen als katholischer Priester Johann Chri stoph Debschitz installiert. Zu dieser Zeit stand ihm der aus Gschwendt nach Mühlgrub übersiedelte Ma gister Christophorus Crinesius gegenüber, ein sehr gelehrter und eloquenter Prädikant, der aus Südböh men stammte. Unterstützt von den Gutsherrschaften der Umgebung, hatte er den größeren Einfluß auf die Bevölkerung. Debschitz kam aus der Diözese Meißen, war also vermutlich ein Sachse. Bevor er nach Pfarrkirchen kam, war er Kooperator in Sierning. 1614 scheint er urkundlich das erste Mal auf. Nach Lindner (Annalen) soll er nach Neukirchen versetzt worden sein, und erst nach dem Tod des sehr betagten Pfarrers Jakob Stürtzer (1617), übernahm er die kath. Seelsorge in Pfarrkirchen. Stürtzer war am 14. Juli 1593 installiert worden. Im ersten Tauf buch von Pfarrkirchen steht der oft zitierte und be zeichnende Vermerk von der Hand Debschitz's, daß er 1622 innerhalb von vier Jahren das erste Kind ge tauft habe, weil der Prädikant in Mühlgrub nicht er reichbar gewesen sei. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, daß Deb schitz am 11.3.1625 als Vizedechant in Krems/Do nau genannt wird. Vorher war er Pfarrer in Stein/ Donau gewesen. 1630 dürfte er auch in Wölbling im Dunkelsteinerwald tätig gewesen sein. Als Pfarrer von Zwentendorf ab 1627 resignierte er 1630. Im Jahre 1634 erscheint er noch einmal im Chorherrn stift St. Pölten auf. Hier dürfte er um diese Zeit ge storben sein.^® Über den Prädikanten Crinesius wäre noch zu er wähnen, daß er mit einer Neuhofenerin, Regina Derfflinger, verheiratet war. Von 1613 bis 1624 hielt er sich hier auf und ist wohl als integriert zu betrach ten. Der 1606 in Neuhofen geborene Georg Derff linger, später Generalfeldmarschall in Preußen, war sein Schwager. Über Crinesius besitzen wir eine ge naue Lebensbeschreibung. Er mußte 1624 mit seiner Familie fliehen und starb als Universitätsprofessor und Diakon in Nürnberg-Altdorf im Jahre 1629. Ab dem Jahre 1624 blieb die evangelische Gemein de im Untergrund. Dieser Kryptoprotestantismus hatte sich tatsächlich mehr als 150 Jahre gehalten. Äußerlich war Ruhe eingetreten. In Pfarrkirchen kam es zum Kirchenneubau. Zu Rückschlägen kam es 1626, vom 25. Mai bis 17. September. Hochhuber nimmt an, daß der Durchzug des Bauernheeres unter Stefan Fadinger die Ursache war. Und dann war es — von geringfügigen Dingen abgesehen - erst durch die G. G. Zehner: Vitae theologorum Altorphinorum. Nümbere 1722. OÖ. Landschaftsakten XlII/2, 83. Garsten. OÖ. Landschaftsakten XIII/2". 83, Garsten; Passauer Offizialat an Landeshauptmann Lemberg, vom 22.11.1688. G.B.St.Pölten 1, 122, 123, 151; G.B.6,/III; G.B.3,/143.
Austreibung der Salzburger Protestanten um 1730 zu sichtbaren Unruhen gekommen. Vor diesem Hintergrund ist die Austreibung der evangelischen Bauern unter Karl VI. und Maria The resia zu sehen. Doch hier sollen nur die Ereignisse unter Maria Theresia behandelt werden. In Pfarrkir chen war ab 1746 Pater Karl Pruggberger als Pfarrer installiert. Er war der Sohn des katholischen Verwal ters des Schlosses Mühlgrub, das zu dieser Zeit dem Stift Schlierbach gehörte. Er kannte, so wie Abt Alexander, die Bauern, die er über höheren Auftrag in die Verbannung gehen ließ. Über die Details dieser Vorgänge wird noch zu be richten sein. 5. Gegenreformatorische Maßnahmen in der begin nenden Aufklärung Man muß sich vor Augen halten, daß die Reforma tion bereits in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts als abgeschlossen anzusehen war. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts geschahen dann noch Dinge, die trotz des erkennbaren Bemühens, humane Anwei sungen zu geben, in der Ausführung in höchstem Maß inhuman und mit der Aufklärung unvereinbar waren. Religionskonzession gab es nur für die Herrn und Ritter.Bauern mußten sich entscheiden, ob sie sich bekehren lassen oder in die Verbannung gehen wollten. Das war auch im 18. Jahrhundert noch so, obwohl die katholische Religion auf Grund des har ten Vorgehens einigermaßen gefestigt war. Sicher wurde auch die eifrige Tätigkeit preußisch-evangeli scher Emmissäre zu einer eminent gefährlichen poli tischen Frage. Im Frieden von Osnabrück wurde den katholischen Ländern die Verpflichtung auferlegt, jeden über seine Auswanderung selbst entscheiden zu lassen. Im Frieden von Aachen (1748) wurde vom corpus Evangelicorum neuerdings darauf hin gewiesen. Um dem gerecht zu werden, wurde zuerst die freiwillige Abwanderung geduldet. Weil dadurch aber viele wertvolle Arbeitskräfte verloren gingen und die Wirtschaft beeinträchtigt war, wurde die un gehemmte Abwanderung in fremde Länder unter bunden und die Umsiedlung innerhalb des Reiches angeordnet. Es waren demzufolge neben den religiö sen, wichtige wirtschaftspolitische Interessen zu er kennen. Daß die Wurzeln der Unzufriedenheit der Bauern in dem sehr absolut gehandhabten und meist inhumanen Feudalsystem der Zeit lagen, ist leicht zu erkennen.^® Der Gedanke Martin Luthers von der Freiheit des Christenmenschen - was immer der Ein zelne sich darunter vorgestellt haben mag - zündete daher um so mehr. Ungünstige wirtschaftliche Aus wirkungen waren Anlaß, die unruhigsten und lebhaft agierenden Lutheraner erst einmal abzuschieben. Weil dies aber keine ausreichende Befriedung brachte, beschloß man, alle, die nicht gemäßigt oder bekehrt werden konnten, nach Siebenbürgen zu verschicken, wo sie in den bestehenden, alten pro testantischen Sachsengemeinden eingebürgert wer den sollten. Dieses weite Land, das durch Kriege an der Ostgrenze des Reiches und durch Seuchen - weite Teile des Landes waren noch urbar zu machen, waren versumpft - in seiner Bevölkerungsstruktur stark geschwächt war, hatte Platz für Zuwanderer. Damit blieben dem österreichischen Staat nicht nur wertvolle Arbeitskräfte erhalten, sondern es wurde auch den Wünschen der katholischen Kirche ent sprochen. Nun wickelten sich aber diese Transaktio nen nicht so reibungslos ab, wie dies wahrscheinlich der Kaiserin vorgeschwebt haben mag. Manche oberösterreichische Bauern flüchteten, wichen aus, schwiegen. Viele gaben aber ihren Besitz und die Heimat auf. In ihrer neuen Heimat waren sie meist ärmer, dafür aber seelisch unbedrückt, soweit sie nicht aus der alten Heimat unstillbaren Jammer mit genommen hatten, wie etwa die Zurücklassung ihrer Kinder. Wir können errechnen, daß etwa ein Drittel der Transmigranten vorzeitig starb, ein weiteres Drittel fristete ein armseliges Leben als Taglöhner und nur der Rest konnte das gewohnte selbständige bäuerliche Leben fortsetzen. Erst in den weiteren Generationen wurde das erreicht, was die erste er hofft hatte, nämlich Religions- und Gewissensfrei heit bei wenigstens bescheidenem Wohlstand. Die Vermögensablöse war zwar gesetzlich geregelt, blieb aber infolge der umständlichen bürokratischen Ab wicklung oft wirkungslos. Die Mitnahme minderjäh riger Kinder war wohl nicht untersagt, aber doch nicht erwünscht und oft verhindert. Pater Ulrich Hartenschneider hat 1830 eine historische Darstel lung des Stiftes Kremsmünster verfaßt und über Abt Alexander III. (Fixlmiller), den entscheidenden Mann, folgendes formuliert: „Er versah seine Amts pflicht mit viel Schonung und menschenfreundli chem Sinn und zeigte Sorgfalt bei der Erziehung und dem weiteren Unterkommen jener Kinder, deren Eltern, dem Religionsdekret zu Folge, nach Ungarn und Siebenbürgen auswandern mußten."^® Es pas sierten aber manche bösen Dinge. Der Abt war von seinen gottgefälligen Entscheidungen überzeugt und es wurde ihm ein heiligmäßiges Leben nachgesagt. Viel Leid ist in diesen Tagen in die Bevölkerung ge- ^'JGGPÖ 45/46 (1925) 86. Da die Prädikanten Bürger und Bauern zu Ungeliorsam und Einnehmung der katholischen Pfarren aufreizen, muß die Reformation fortgesetzt werden. ' ® Grüll: Die Robot in OÖ. - Ders.: Bauer, Herr und Landesfürst. Ulrich Hartenschneider: Eine historische und topographische Darstellung des Stiftes Kremsmünster. Wien 1830. - Im Profeßbuch des Stiftes steht über Abt Alexander III: Vater der Ar men, Heiligmäßiger Abt.
tragen worden. Aus einem Bericht vom S.Juni 1756 sei ein Beispiel gezeigt: Die Kinder der Lambach'- schen Untertanen, PeterSc/zmu/u'/e^er (t Sept. 1757) und Jakob Geyer, (17. Transport vom 16. 5. 1757) sind, während die Eitern wegen eines geheimen Aus wanderungsversuches „gnadenweise nur neun Mo nate in Eisen gehalten" wurden, zur Arbeit bei der klösterlichen Obrigkeit, ins Konversionshaus Kremsmünster, gebracht und dann - nach Verschikkung der Eltern nach Siebenbürgen - zu katholi schen Bauern im Mühl- oder Machlandviertel zum Dienst verdungen worden. Man bedenke den zeitli chen Ablauf. Daß diese Tragödie niemanden be rührt hat? Ungestilltes Heimweh, Sorge und Schmerz ist auf Briefen, die ihr Ziel nie erreicht ha ben, herauszulesen. Diese abgefangenen Briefe ru hen als erschütternde Zeugnisse in den Archiven. Die Kaiserin hatte im Einvernehmen mit dem Pas sauer Fürstbischof Kardinal von Lamberg eine Reli gionskommission für Oberösterreich in Linz einrich ten lassen. Sie sollte vorerst mit dem Studium der re ligiösen Verhältnisse betraut werden. Damit wurde die Bekämpfung und Ausmerzung des Protestantis mus eingeleitet.^" Diese Kommission war eine ge mischte Behörde, die den offiziellen Titel „Caesareo-regius Consessus in causis religionis mixtus"^^ führte. An ihrer Spitze stand der Präsident der Lan desregierung (Landeshauptmann). Die Pfarren des Traun- und des Hausruckviertels wurde in vier Missionsbezirke^eingeteilt. Das Innviertel war zu jener Zeit nach bayrisch. Superior des Gebietes Pfarrkir chen - Bad Hall war der Prälat von Kremsmünster. Die Pfarrer wurden angewiesen. Verdächtige der Obrigkeit anzuzeigen. Ordensgeistliche als Missio nare waren beauftragt, die Leute zu „examieren" und im wahren Glauben zu unterweisen. Zu ihren Aufgaben gehörten auch die Abhaltung von Chri stenlehren, die Ausforschung von Konventikulanten (Teilnehmern an Zusammenkünften der Protestan ten) und die Beschlagnahme lutherischer Bücher und Schriften.22 Legte ein des Irrglaubens Verdäch tiger nicht öffentlich das Glaubensbekenntnis in der Kirche ab, so wurde er verhaftet und von Gerichts dienern in das Gefängnis jener Herrschaft gebracht, der er untertänig war. Nach wochen- oder monate langer Haft wurden dann die Gefangenen nach Linz gebracht, wo sie im sogenannten Wasserturm oder in der Donauau so lange festgehalten wurden, bis eine genügend große Anzahl zu einem geschlossenen Transport nach Siebenbürgen beisammen war. Von Linz ging es donauabwärts, die Theiß aufwärts, über den Begakanal und das letzte Stück zu Fuß ins Sie benbürgische. Von den Landlern aus dem Traun kreis weiß man, daß sie im hier behandelten Zeit raum in der Grenzstadt Broos (Orastie) angesiedelt worden waren und auch in den folgenden Generatio nen in diesem Umkreis lebten. Später auch im nächstgelegenen Städtchen Mühlbach (Sebesch). Einem sehr frühen Brief der Aussiedler ist zu ent nehmen, daß „es ihnen allen sehr gut geht" (siehe: Regesten im Anhang, Nr. 11). Aber wir wissen, daß viele, die die mörderische Reise überstanden, im un gewohnten Klima sehr bald gestorben sind.23 Das spielte sich alles sehr nüchtern ab. Schon während des Marsches war keine Zeit für Formalitäten oder für Pietät: die Toten wurden irgendwo formlos ver scharrt. Die Überlebenden waren mittellos, die menschliche Not groß. Was die Menschen in Ober österreich zurückgelassen hatten, Häuser, Grund stücke, sollten entweder „ex offo", also von amtswegen, oder „licitando", zwangsweise, verkauft wer den. Es wurde aber oft verschleudert, da bei dem großen Angebot an Bauernhäusern und Sölden nicht genügend finanzkräftige Käufer zu finden waren. Was nach Abzug aller Gebühren (Gerichts-, Verpflegungs- und Gefängniskosten, Botenlohn, Schrei bertaxen u. a.) übrigblieb, wurde als meist sehr be scheidener Kaufschilling nachgeschickt. Da die Ver mögensverhandlungen in den Pflegschaftsgerichten sehr schleppend durchgeführt wurden, und außer dem der Weg von Oberösterreich bis Hermannstadt und weiter zu den jeweiligen Aufenthaltsorten sehr weit war, kamen die Ansiedler oft erst nach Jahren in den Besitz dieses restlichen Vermögens, das inzwi schen mehr und mehr geschrumpft war. Wie aus den Siebenbürger-Akten, die im Wiener Hofkammerar chiv aufbewahrt werden, hervorgeht, erfolgte die Endabrechnung (Individual-Liquidations-Protokoll) erst im Sommer des Jahres 1776, also mehr als zwanzig Jahre nach der Umsiedlung. Da waren viele der ersten Generation schon gestorben. Erschienen sind zu diesem Schlußprotokoll die Söhne und oft nicht einmal die, weil auch sie nicht mehr lebten oder den weiten Weg nach Hermannstadt scheuten, der in den meisten Fällen nichts brachte. Genau besehen war diese Abrechnung eine reine Formsache, eine 20 JGGPÖ 14 (1893) 45, Patent datiert mit 4.3.1748. 2' Kaiserlich-königlich gemischte Versammlung für Religionsan gelegenheiten. 22 Zur Illustration; „Im Jahre 1718 wurden in den Herrschaften Kammer-Kogl-Frankenburg bei 122 Untertanen 162 lutheri sche Bücher gefunden und Zwangsrobot strafweise verhängt. Deportationen wurden erst später üblich. Immerhin wurde un ter Maria Theresia niemand mehr seines Glaubens wegen ver bannt." - Aus: Grüll: Die Robot. 22 JGGPÖ 17 (1896). Zwei Memoriale (Erinnerungsschreiben) der Transmigranten an den corpus Evangelicorum aus Her mannstadt vom 15. 2. und 20. 10. 1765, drücken den Wunsch aus, in die Heimat zurückgelassen zu werden. Nach einer Kon skription wollten 800 nicht in Siebenbürgen bleiben. Sie be trachteten den Aufenthalt als eine Verbannung.
Alibihandlung der säumigen, nachgeordneten Be hördendienststellen. Das seinerzeit gegebene Verptlegsgeld für vier bis sechs Monate (solange sollte die Reise dauern), ein Vorschuß auf den Verkaufser lös, betrug für den Tag etwa 6 Kreuzer und nach vie len Berichten hat das oft nicht gereicht, so daß es kein Wunder war, wenn die Not schon sehr bald be gann und ein Leben lang währte. Im Zeitraum von 1752 bis 1758 sind rund 700 Todesfälle registriert.^" Man kann annehmen, daß es nicht weniger waren als offiziell zugegeben wurde. Ganz besonders schlecht ging es jenen Protestanten, die dadurch straffällig geworden waren, daß sie nach abgelegter professio fidei (Treuebekenntnis zur ka tholischen Religion) den „wahren" Glauben wieder verlassen hatten. Sie wurden in Ketten zu mehrjähri ger Festungshaft verurteilt und in Grenzfestungen nach Ungarn abtransportiert, wo sie oft an Ruhr, Sumpffieber oder anderen Seuchen elend umge kommen sind. Selbst Frauen legte man in Ketten, wenn sie „halsstarrig" waren, d. h. nicht abschwören wollten. Ledige Bauernburschen wurden im Falle ih rer Tauglichkeit meist Militärrekruten.Zwischen Maria Theresia und den evangelischen Ständen gab es wegen der Transmigration nach Siebenbürgen harte briefliche Auseinandersetzungen.Aus der großen Zahl erhaltener Patente und Verordnungen des Religionsconsesses an alle geistlichen und weltli chen Flerrschaftsobrigkeiten des Traun- und des Hausruckviertels und an die Religionskommissare, läßt sich der beabsichtigte Vorgang der Transmigration ziemlich genau rekonstruieren. Anderseits geben die in den Archiven von Oberösterreich, Wien, Budapest und Bukarest erhalten gebliebenen Bestände an Prozeßakten, Transportlisten, Voll zugsberichten, Abrechnungen, Briefen u.a. ein sehr realistisches Bild von der Praxis der staatlichen gegenreformatorischen Maßnahmen zur Zeit der be ginnenden Aufklärung. Es bedarf keiner spekulati ven Ausschmückung, um die Vorgänge zu dramati sieren. Es war vieles einfach schrecklich. Erst wenn man den Einzelschicksalen nachspürt, begreift man die Härte und Unmenschlichkeit, die da passiert ist. Aus zwei Berichten (siehe Anhang Nr. 18, 19) ist zu entnehmen, daß die Lutheraner der Haller Gegend sehr oft auch an Konventikeln außerhalb ihres Wohnbereiches teilnahmen. Auf den Märkten wur den Informationen und Briefe weitergereicht. Die Kommunikation lebte im Untergrund. Gelegentli che Visitationen und die davon abgeleiteten Verhör niederschriften lassen dies erkennen. Nach der Ver lautbarung des Toleranzediktes zeigte sich, daß trotz Verschickung, Emigration und harter Verfolgung, in Oberösterreich nach mehr als 100 Jahren Unter grund noch 13,000 Bekenner gezählt werden konn ten, 6. Die Transmigration aus Pfarrkirchen — Bad Hall und dem Umland Vor dem bisher geschilderten Hintergrund ist die Ausweisung der evangelischen Bauern in diesem Raum zu sehen. Nach rund 200 Jahren religiöser Auseinandersetzung sind die Unbeugsamen ins Exil gegangen. Das Wort „Transmigration", ein Aus druck aus der vom Lateinischen stark beeinflußten Kanzleisprache, tauchte unter Karl VI. auf. Unter Maria Theresia wird er allgemein gebräuchlich. In Siebenbürgen spricht man gelegentlich von Exulan ten, was aber nicht zutreffend ist, weil kein Umsied ler freiwillig dorthin ging. Was praktiziert wurde, war zwangsweise Translozierung. Vielleicht klang das Wort „Deportation" nicht wohllautend genug. Wie aus allem schon Gesagten hervorgeht, be schränke ich mich auf die Transmigranten des enge ren Bereiches, Es darf angenommen werden, daß die hier genannte Zahl der Betroffenen ziemlich voll ständig ist. Ich glaube, daß das zeitgeschichtlich Re levante auch durch diese beschränkte Zahl genügend transparent gemacht wird. Im übrigen enthält die Li teratur über die Ereignisse im Pfarrkirchener Raum nur sehr wenig. Und die verschiedenen Heimatbü cher übergehen die Ereignisse. In der im Jahre 1958 abgeschlossenen Chronik der Pfarre Pfarrkirchen, die als Handschrift im Pfarramt ruht, im wesentli chen eine Arbeit von Pater Karl Hochhuber, dem ehemaligen Pfarrer des Ortes, ist nicht ein Wort zu diesen geschichtlichen Fakten enthalten, obwohl er ganz offensichtlich sehr eingehend recherchiert hat te. In der Broschüre „Die Kirche in Pfarrkirchen" hat Hochhuber etwas mehr zu sagen gewußt. Im üb rigen hat auch Georg Grüll in einschlägigen Arbei ten nur sehr wenig Bezüge herausgefunden, bzw. an geführt. Bericht des Transmigranten-Inspektors Petrus von Hannen stein vom 31. 12. 1776. Nach einer sorgfältigen Berechnung starben 700 von 2042 oö. Transmigranten, darunter 210 Kin der. Ein Allerhöch,stes Gesetz vom 18.8. 1752 (wiederholt verlautbart) besagt in seinem § 9: Wegen Irrglaubens aus dem Land Entwichene verlieren ihre Habschaft und das Vermögen durch Konfiskation. Ihr Bürgerrecht und der Erbschaftsanfall wird gleichfalls eingebüßt. Wer Personen anzeigt, die verbotene lu therische Bücher Pfarrkinder anbieten, erhält bei Zusicherung der Verschwiegenheit eine Belohnung von 6 Dukaten verspro chen. — Stiftsarchiv Kremsmünster. Religionssachen. Sch. XXI/3, Bericht vom 29.4. 1755: Die Steinparzerin Barbara, von der Stiermühle, Kematen. H. St. Florian, war fanatisch und wurde in ..Eisen und Band" gelegt. 2« Friedrich Reißenberger: JGGPÖ 17 (1896) 205. Rudolf Moser: Schicksale von Transmigranten etc. In: Jb. des Musealvereines Wels 1972. S. 141 - 157.
Aus verschiedenen urkundlichen Quellen ist auch zu entnehmen, daß das „Auslaufen" sehr überhand nahm. Gemeint ist, das viele über die nahegelegenen Grenzen zum evangelischen Abendmahl gingen. Der Missionar Franz Xaver Tryfatter berichtet am 18.10.1755: Unter dem Bauernvolk nimmt dasTanzen immer mehr zu, wozu sie stundenweit gehen, während zur Christenlehre jeder Schritt gescheut wird. Die Bauern erklären, das ihren Dienstboten nicht verbieten zu können. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts sind aus dem Land ob der Enns 2042 Glaubensdeportationen er faßt worden. Die aus den Akten der Religionskom mission erfaßten „suspekten" Pfarrkinder aus der Pfarre Pfarrkirchen — Hall (152), werden alphabe tisch geordnet aufgeführt. Besonders gekennzeich net sind jene, die nach dem Individual-LiquidationsProtokoll ihr aufgezwungenes Reiseziel in Sieben bürgen erreicht haben. 6.1. Transmigranten 1. Ackert Simon, Bauer, Stürtzenhubergut, Herr schaft (H) Hall, t 24.3.1758, Ehefrau (E) Margare te, t 24. 3. 1756 (24. 4. 58?), 5 Kinder (K), N. N. (Wolfgang), 14.Transport, 16.5.1755, Aufnahmeort (AG) Broos. 2. Aichlehner Mauritius (Marcus), Bauer, Zaunergütl, H. Spitalamt Steyr, Pfarre (P) Pfarrkirchen, t 1756 (1758?). E. Anna, 6. 3. 1755, 13. Tr., 26. 4. 1755, AG Broos. 3. Aichmüller Simon, Bauer und Schmid, Thanstetten, H. Piberbach, E. Magdalena, t (1720), f vor 1775 in Broos. 2 K.: Mathias, f (1750), Margarete, t (1752). Tochter Margarete heiratet am 10.1.1769 in Broos Wolf Lederhilger. AG Mühlbach, 15. Tr. 29.8. 1755. 4. Angerbauer Andreas, Bauer, Zaunerhof i. ob. Steinfeld, Pf. Sierning, H. Losensteinleiten, E. Mar tha, 3 K.: Maria 13, Simon 8, Eva 7 Jahre. Abgeholt am 25.5. 1754, AG Retranchement Herrmannstadt. 11. Tr. 30.6. 1754. 5. Angerbauer Johann, Bauer (Zimmermann), Zöchlsölde, Losensteinleiten, H. Hall, Pf. Sierning, t 28.3.1758. E. Maria, f 27.10.1755, 3 K. N.N. AG Retranchement Herrmannstadt, 11. Tr. 30.6.1754. 6. Conrad Bartholomä, ledig, t (1735), H. Gschwendt, Pf. Kematen, f 1759 (s. Anhang Hs 20). AG Broos, 15. Tr. 29. 8. 1755. 7. Conrad Johann (Jakob), Gberkaplerhäusl, H. Steyr, Pf. Pfarrkirchen. E.N.N., 3 K. AG Broos, 14. Tr. 16.5. 1755. 8. Dannerpichler Barbara, geb. Lederhilger, v. d. Oberhueb, f L 10.1700, verh. 16.8.1734mit Mathias D., Hofschmid in Mühlgrub, f 1751. Die Witwe läßt 3 K zurück. Elisabeth, f 1735, Wolf, f 1737, Barbara t 1743. Mit Bruder Stephan von Herrschaft Hoch haus aus transmigriert. Im siebenbürgischen Liqui dationsprotokoll von 1776 scheint sie nicht auf. Als Barbara Pichler im 13. Tr. 26. 4. 1755. 9. Dornaner Christoph, Schmid und Bauer, t (1722), Schietalergut, H. Hall, Pf. Kematen, f um 1775 in Broos. E Rosina, ☆ (1725), 2 K: Andreas, ☆ (175 1), Katharina, ☆ (1754). Name in Kematen seit 1620 nachweisbar. AG Broos, 15.Tr. 15.7.1755. 10. Eckmayer Hans,. Inwohner von Hall, Hehenbergischer Untertan, Pf. Pfarrkirchen, f 16. 4. 1758, Broos. E Barbara, ☆ (1705), f 1757. K: Johann, ☆ (1741), t 17. 10. 1758, Hans Wolf, ☆ (1743), t 17. 10. 1756. (Siehe Anhang Nr. 32: genannt Ehe frau Maria. Identität ungeklärt.) AG Broos, 15. Tr. 15. 7. 1755. 11. Egget (Eckel) Stephan, Bauer, Mayer-Mühlhaus, H. Piberbach. E. Barbara, 6 K: Eva, f 1758, Stefan, 4 N.N. (siehe Anhang Nr. 19). AG Broos, 14.Tr. 16.5. 1755. 12. Grassinger Barbara, Witwe, Bauerin, H. Gschwendt. 2 K: Eva Maria, ☆ (1751), Mathias, ☆ (1753). (siehe Anhang Nr. 20 aus 1755), AG Broos, 15. Tr. 15. 7. 1755. 13. Grubbauer Johann Michael, Müllerjunge in Kremsmünster. Vater des K. der Maria Trausner (siehe Anhang Nr. 27). Kind Johann Michael dürfte vor Abreise in Ybbs gestorben sein. Das Bauergut Grubbauer liegt nördlich vom Stift im Bereich des Kirchberges. 14. Tr. 16.5. 1755. 14. Grubmayer Johann, Bauer auf dem Lähmhäusl, H. Kremsmünster. Der Grubmayerhof liegt nördlich vom Stift im Bereich des Kirchberges. 14. Tr. 16. 5. 1755. 15. GwnieWor/er Bartholmä, Hallscher Untertan, lt. Bericht vom 29.1.1773 nach 10 Jahren Transmigra tion zu Haus angetroffen worden. Konversionshaus Kremsmünster. Zum katholischen Glauben zurück gekehrt. Wurde demzufolge etwa 1763 „Irrlehre hal ber" ausgewiesen. (Bericht des Landeshauptmannes v.GÖ., Georg Edler von Dornfeld v.29.1.1773.) 16. Hainzl Wolf, Peterbauerngut, Kleinmengers dorf, Bauer und Schneider, H.Hall, Pf.Pfarrkirchen. E Dorothea, ☆ (1719). Nach Bericht vom 21.8.1755 über „höheren Auftrag" zurückgestellt (Anhang Nr. 32). Hat abgeschworen. Erlaß v. 8.8.1755. War für
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