in allen gesellschaftlichen Schichten und Milieus wirkend, geistig-seelische und körperlich-sport liche Erziehung und Ertüchtigung umfassend, die Träger besonderer sozialer Aufgaben in einer höchst unkonventionellen Weise einbeziehend, so z. B. die Krankenkassen, die Jugendwohl fahrtspflege u. Auf diesem Weg wollte er mit einer ,,ganz neuen, vertieften Bildung aller Schichten" beginnen; denn in der Gesellschaft der Zukunft sind alle der Bildung bedürftig. Von den eingeladenen 59 Vereinigungen kom men 24 zur ,,Beratung über die Organisation des Volksbildungswesens in Oberösterreich"^®, Gärtner führt den Vorsitz. Er berichtet über die Bestrebungen, das Volksbildungs wesen in Deutschösterreich zu organisieren. Nach ei ner Charakteristik der heutigen Auffassung von Volksbildung und Volkserziehung legt er der Ver sammlung einen Plan zur Gründung eines Verbandes zur Förderung der Volksbildung in Oberösterreich vor - begründet den Namen des Verbandes, Zweck und Art seiner Tätigkeit, die unter anderem Vermittlung mit gleichartigen Organisationen anderer Staatsgebiete, mit der zentralen Organisation des Volksbildungswesen, mit dem Staatsamte für Unter richt und anderen Behörden und die Zusammenfas sung gleichartiger Bestrebungen für die einzelnen Orte zum Ziel hat, weiters Veranstaltung von Ta gungen über Fragen der Volksbildung, Vortragsvermittlung, Vermittlung mit den zu schaffenden Zentral stellen für das Volksbüchereiwesen, Sammlung von Lehrmitteln, Filmen, Zeitschriften und Schriften über Volksbildungsfragen, Förderung aller übrigen von einer Zentralstelle zu schaffenden Einrichtungen (Wanderlehrer, Wanderbühnen, Wanderausstellun gen . . .). Der Zweck des Verbandes ist Anregung, planvolle Orgardsierung, Förderung und Durchführung von Veranstaltungen im Dienste der Volkserziehung und Volksbildung, im besonderen also: 1. der Veranstaltung von Vorträgen, Kursen, Exkur sionen, Führungen in Sammlungen u. dgl.; 2. der Veranstaltung geselliger Zusammenkünfte zur Pflege der Kunst; 3. der Errichtung neuer und Ausgestaltung sowie Un terstützung bestehender Volksbüchereien und Lese hallen; 4. der Herausgabe volkstümlicher Druckschriften; 5. der Errichtung von Volksheimen in Stadt und Land (Volkshochschulen), von Schulen und ähnlichen An stalten; 6. der Errichtung von Regionalmuseen. Auf Wunsch des Herrn Reg. -Rats Commenda wird un ter die Zwecke des Verbandes auch die Eörderung der körperlichen Ertüchtigung des Volkes aufgenommen. -Reg.-Rat Commenda betont, der Verband dürfe nicht einseitig einer Partei dienen, sondern müsse von vorn herein jede parteimäßige Betätigung ausschließen. Insgesamt handelt es sich um ein eindrucksvolles Instrumentarium, das eingesetzt werden sollte; die Kooperation der Träger war eines der erklär ten Ziele; über das Land Oberösterreich hinaus wurde die Zusammenarbeit mit ,,anderen Staatsgebieten" angestrebt. - Ähnliche Wege wurden bei der Neuorganisation des Volksbil dungswesens nach 1945 - mit mehr Erfolg - be schriften. Insofern ist die Konzeption Gärtners überaus,,modern"; viele seiner Gedanken konn ten überhaupt erst nach 1945, unter günstigeren historischen Bedingungen, realisiert werden. - In der erwähnten Vorbesprechung wurde ein fünf Personen umfassender Arbeitsausschuß zur Ausarbeitung der Satzungen gewählt, denen der Entwurf zugrunde liegt^®. Dieser Ausschuß trat am 3. Jänner 1919 in der Mädchenschule Schüt zenstraße zusammen, nahm den Gärtnerschen Satzungsentwurf an und beschloß, ihn der für 19. Jänner einberufenen ,,Gründenden Ver sammlung" des Verbandes vorzulegen, einen Wahlausschuß zu bilden und die Durchführung In: N, Mappe Sitzungen, Beilage B. In: N, Mappe Sitzungen, Teilnehmerverzeichnis, Liste der Organisationen und ihrer persönlichen Vertreter. - An der Beratung über die Organisation des Volksbildungswesens in Oberösterreich nahmen der Katholische Schulverein und der Katholische Volksbildungsverein teil, die später (mit Schreiben vom 17. Jänner 1919) eine Beteiligung an der vorgeschlagenen Organisation des Volksbildungswe sens ablehnten. Von sozialdemokratischer Seite waren die ,,Freie Jugendorganisation" (Verband der jugendlichen Arbeiter) und der Bildungsausschuß der Sozialdemokrati schen Partei anwesend. Ernst Koref schrieb dem Verfasser am31. Mai 1974:,,Als ich bald diepoHtischeTribüne betrat und vor allem auf dem Bildungssektor meiner Partei (Lan desbildungsausschuß der sozialdemokratischen Partei Oberösterreichs, dessen Obmann ich in den frühen Zwan zigerjahren wurde), eine eifrige Tätigkeit entfaltete, spornte mich Kollege Dr. Gärtner, der uns doch einiger maßen nahestand, sehr an und gab mir viele Anregungen. Er hielt - später dann als Volksbildungsreferent - zahllose literarische Vorträge und wurde sozusagen zu einem (ausserpolitischen) kulturellen Mittelpunkt von Linz ..." Hingegen gelang es Gärtner offenbar nie, Kontakte zu den katholischen Organisationen anzuknüpfen, die ihm von Anfang an reserviert gegenüberstanden. Als Landesrefe rent überließ er diese Aufgabe seinem Kollegen Dr. Depiny. Gärtner berichtet am 3. Juli 1921 an das Volksbildungs amt, daß ,,die christlichsozialen Vereinigungen von Kolle gen Depiny angegangen" wurden (in: N, Mappe Tätig keitsberichte). Verhandlungsschrift über die Beratung der Organisation des Volksbildungswesens in OO. und Beilage A (Grund züge für die Satzungen), in: N, Mappe Sitzungen, a. O., Verhandlungsschrift, Ziffer 1 und IV. a. O., Verhandlungsschrift, Ziffer 1.
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