Innviertel" (1915) i®; die grundlegende Schrift ,,Die Heimatbewegung in Oberösterreich. Ein Beitrag zur Frage der Volksbildung" (1914)20; und schließlich den programmatischen Artikel ,/Volksbildung nach dem Krieg" (1916)^^. Diese Veröffentlichungen können hier nicht im einzelnen dargestellt und analysiert werden. Es seien nur einige Grundgedanken herausgeho ben. Einerseits knüpft Gärtner an vorhandene, zum Teil ins 19. Jahrhundert zurückreichende Volksbildungseinrichtungen und -bestrebungen an; vor allem an den Oberösterreichischen Volks bildungsverein, an den Verein für Heimatschutz u. a. Worauf es ihm aber ankommt, ist eine durchgehende Neuordnung, ,,Plan und Sinn" wie er sagt. Dies soU erreicht werden durch die Schaffung von Zentralstellen, angefangen von der Vereinigung gleichstrebender Gruppen in einem Orte bis zu deren Vereinigung im ganzen Lande und die Schaffung einer innersten Stelle für das deutsche Sprachgebiet Österreichs. . . Der leitende Grundsatz müßte immer sein, aus dem blinden Zufall eine plan mäßige lichtvolle Ordnung zu schaffen und unserem Volke die Bahn zu zeigen zu freier Entwicklung, zu gei stiger Reife^^. Man kann in diesem Vorschlag unschwer die re gional orientierte Grundstruktur erkennen, die später das Regulativ für die Organisierung des Volksbildungswesens - allerdings in umgekehr ter Reihenfolge - formuliert hat: Deutschösterrei chisches Volksbildungsamt als Zentralstelle, Landesreferenten für das Volksbildungswesen und Bildungsräte (Ortsbildungsräte, Kreisbil dungsräte, Landesbildungsräte usw.).^^ Auf lang durchdachte organisatorische Vorstellungen ge stützt, hatte Gärtner eine gedanklich gut gesi cherte Ausgangsbasis für die kritischen Ein wände - bei prinzipieller Zustimmung -, die zu formulieren er bald Gelegenheit erhalten sollte. Für Oberösterreich aber schlägt er vor: Fort mit aller Eigenbrödelei! Wir brauchen eine Vereini gung aller Verbände, die volkserzieherisch wirken wol len. Ein Ausschuß, gebildet von diesen Verbänden . . . möge gebildet werden, der . . . schon jetzt an der Auf stellung eines Planes arbeiten möge, der nach dem Krieg befolgt werden soll. Meiner Meinung nach wäre gerade der Volksbildungsverein dazu berufen, den An stoß dazu zu geben. Er bekennt sich ja schon in seinem Namen zu einem Programm. Nur so werden wir unse rem Ziele näher kommen . . Ich kann in dieser Studie nicht die Fülle von Bil dungsinhalten und Motivationen darstellen, die Gärtner innerhalb dieses vorgedachten organisa torischen Rahmens entwickelt. Einer der Schwerpunkte, der schon in der Rieder Zeit im mer klarer hervortritt, ist das neue Verhältnis von Heimat und Bildung - in bisweilen scharf poin tierter Kritik einer bloß wissensvermittelnden traditionalistischen Pflege, oder bloß äußerlicher Wiederbelebung alter Bräuche, die entweder psychologisch unmöglich oder gegenüber dem Ernst der Verhältnisse als Spielerei, als Verken nung der Gegenwarts- und Zukunftsaufgaben erscheint. Heimat ist ihm Veranlassung und Le bensraum zu intensivem geistig-seelischen Le ben; zu wirklichkeitsbejahendem Arbeiten und Schaffen. Es geht ihm um die Ausweitung zu ei ner unafassenden Lebensbewegung in der Ge sellschaft; schließlich um die Erkenntnis - und darin spiegelt sich die biographisch mitbedingte Spannung zwischen Geburts- und Wahlheimatdaß man nicht nur Heimat hat, sondern, durch seine Arbeit als Leistung für die Gemeinschaft, auch Heimat schaffen hilft . . . Von hier aus . . . gehen die Fäden in den wirtschaftli chen Alltag, z. B. wenn Erwerbsverhältnisse, Boden reform, Landflucht, ländliche Wohlfahrtspflege in die sem Arbeitsgebiet auftauchen . . .^^ Unser Zeitalter ist unter anderem bestimmt durch die Revolutionierung aller Siedel- und Wohnverhält nisse durch die ihrerseits durch den Kapitalismus er zeugte, durch die moderne Technik ermöglichte stän dige große Binnenwanderung in unserem und in allen westeuropäischen Ländern mit ihren Folgen: der Ent fremdung vom Nachbarn, dem Ersetzen menschlicher Beziehungen durch amtlich-bürokratische, der Heimlosigkeit, dem wirtschaftlichen und Wohnelend, der Kriegserklärung zwischen Unternehmer- und Arbeitertum, dem Ausschluß großer Massen von politischen Rechten und politischer Verantwortlichkeit in der Ge meinde . . . Alles Ringen um eine neue Kultur, alle Gedanken wie Ausdruckskultur, Sozialreform, HeiDas Bauwesen im Innviertel, 2. Flugschrift des Landesver eines für Heimatschutz in Oberösterreich, Braunau am Inn, 1915, 19 Seiten. ^0 Die Heimatbewegung in Oberösterreich. Bn Beitrag zur Frage der Volksbildung, in: Deutsche Arbeit, Monats schrift für das geistige Leben der Deutschen in Böhmen, 13. Jg., 5. Heft, 1914, S. 281ff. Volksbildung nach dem Kriege, in: Deutsche Arbeit, 16. Jg., Heft 5. " a. O. Seifert/Wenisch, op. dt. S. 104. ^ In: Volksbildung nach dem Kriege, wie Anm. 21. In dem Anm. 20 zitierten Artikel würdigt er kritisch Stand und Leistung des 1872 gegründeten, im Jahre 1914 6766 Mit glieder in 50 Ortsgruppen zählenden Oö. Volksbildungs vereins, dem 100 Büchereien mit 37.000 Bänden ange schlossen waren. Die Heimatbewegung in Oberösterreich, wie Anm. 20, S. 282.
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