anbelangt, so wirkte er . . . durch sein persönKches Wesen . . 1913 hatte er in Ried sein ei genes Heim begründet,,Äußere Hemmnisse hinderten ihn an der Habilitation, für die er, ein geladen von August Sauer, eine Schrift über Hebbels Jugenddramen verfaßt hatte ... Er war ein Literaturhistoriker von hohem Rang, um den sich zu bemühen, für manche Universität eine Ehre gewesen wäre."^'* Der Weg zur Volksbildung Aber Gärtner war nie nur reiner Wissenschaftler. Er verstand sich selbst als einen, ,,dem aufgetra gen war, das Erforschte im lebendigen Gespräch gegenwartsbezogen weiterzugeben . . Man hat ihn als einen Menschen charakterisiert, dem der „Trieb zum Menschen" eingeboren war, in der „Suche nach den urmenschlichen Proble men" - in Wissenschaft, Kunst, Religion; in der sozialen und ökonomischen Realität; in der indi viduellen Seelen- und Charakterkunde; in FamiHe, Nachbarschaft, Heim und Heimat und in den umfassenderen Gemeinschaften des Volkes, der Völker, der Menschheit - und dies alles nicht nur gegenüber der jüngeren Generation, obwohl sie ihm besonders nahestand, weil er ,,wie nur we nige wußte, wieviel Adel und hohe Anlage in jungen Menschen unter der drückenden Not des Tages erstickt werden kann, wenn ihnen keine Hilfe geboten wird"^®. Gärtners pädagogischer Eros, an Wilhelm Dilthey und Georg Kerschensteiner sich orientierend, war umfassend und trieb ihn wie von selbst in die Volksbildung. Zwei weitere existentiell bedeutsame Motive sei nes Wirkens müssen noch hervorgehoben wer den. Das eine ist die intensiv erfahrene und durchlittene nationale und soziale Problematik; das andere - eng mit dem ersten verbunden - die tief erlebte Spannung des Verhältnisses von nordböhmischer Geburtsheimat und oberöster reichischer Wahlheimat. Seine Geburtsheimat, ein Land ,,nationaler und sozialer Spannungen und Notstände", hatte ihn für immer geprägt. „Von Haus her den Volksschichten entstam mend, die das tägliche Brot oft genug mit Tränen aßen - sein Vater war Handwerker, Tischler ge wesen - umgeben von der Not der Weber und Heimarbeiter, von den sozialen Gärungen, mit denen sich die Geburt des neuen Jahrhunderts anmeldete, war sein Bück scharf und sein Ohr hellhörig geworden für die neuen Zeichen der Zeit."" Diese SensibUisierung durchdrang das Doppelverhältnis zur Wirklichkeit,,Heimat", zur Geburtsheimat mit ihren unverlierbaren Grund erfahrungen und zur neuen Lebensheimat, dem Land Oberösterreich, das er liebte, wo er seine Familie hatte, wo er beruflich und bald auch im öffentlichen Bereich wirkte. Aber sein Verhältnis zu Oberösterreich war nie frei von Spannungen, ja von kritischer Distanz; zu oft erfuhr er den Zu sammenstoß idealer Zielvorstellungen mit der ernüchternden Härte der Realität, der er aber nicht auswich; mit manchmal als beengend emp fundenem Provinzialismus; er erlebte auch das Nicht-angenommen-Werden- und so war er zu tiefst ein einsamer Mensch. Seiner Geburtshei mat blieb er zeitlebens verbunden, verbrachte fast jeden Sommer dort und trug schwer an dem Schicksal, das 1945 über das Sudetenland herein brach. Seine neue Heimat mit den beiden Brenn punkten Ried und Linz hat er bald genau ge kannt; es ist erstaunlich, wie schnell und wie gründlich er das Innviertel bis in Details erfaßt, wie er sich diese Heimat erwandert und die Ei genart ihrer Menschen, seiner Mitmenschen und neuen Mitbürger studiert, mit ihnen zusammen gearbeitet und sich auseinandergesetzt hat. Und hier begann bald sein volksbildnerisches Wirken - in Zusammenarbeit mit Msgre. Hofrat Dr. Franz Berger (Ried i. L), im kritischen Kontakt mit Dr. Eduard Kriechbaum (Braunau). Am Anfang stehen volks- und heimatkundliche Forschun gen. Mit Dr. Berger gründete er schon 1910 das Museum für die Stadt und den Bezirk Ried und die oberösterreichische Heimatbewegung; mit Berger gemeinsam (später allein) gab er die ,,Innviertler Heimatkunde" und den ,,lnnviertler Heimatkalender" heraus. 1914 wurde er Viertelreferent für den Bezirk Ried des ministeriellen Referates ,,Das österreichische Volkslied", 1914 korrespondierendes Mitglied, 1917-1920 Kon servator der Kommission für Denkmalpflege.^® Außer landes- und heimatkundlichen Arbeiten und Studien veröffentlichte er in dieser Rieder Zeit drei Programm- bzw. Flugschriften, in de nen sich eine umfassendere Theorie der Volks bildung unter Einschluß des Heimatgedankens ankündigt, die er später weiter ausgebaut und vertieft hat: Die Flugschrift „Das Bauwesen im Emst Koref in einem Schreiben an den Verfasser des Bei trages, Linz, August 1974. Gärtner heiratete am 23. März 1913 Hilde Wetzelsberger (Ried i. I.), in: Standesausweis, wie Anm. 9. " Hahland, Gedenkworte, wie Anm. 11. a. O. 15 a. O. " a. O. 1® Maschingeschriebene Übersicht über wichtige Daten der volksbildnerischen Tätigkeit; Standesausweis ex 1918/1919; Biographisches Lexikon, wie Anm. 1, in: N.
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