aber am Gemeinwohl orientierten Gesamtord nung des Volksbildungswesens - ein Problem, heute noch so aktuell, wie in der Zeit, die im fol genden dargestellt wird.® Zum Biographischen Der am 1. September 1885 in Johannestal bei Reichenberg (Böhmen) geborene Wilhelm Gärt ner war, als er in Linz den Landesverband zur Förderung der Volksbildung gründete, durch seinen bisherigen Lebensgang in Studium und Beruf und durch seine volksbildnerische Tätig keit reich ausgewiesen und weithin bekannt. Er hatte in Reichenberg das Humanistische Gymna sium besucht, 1904^1909 an den Universitäten Prag und Zürich studiert, 1909 die Lehramtsprü fung für Deutsch im Hauptfach, Latein und Grie chisch im Nebenfach abgelegt und war 1910 zum Dr. phil. promoviert worden. Seine akademi schen Lehrer waren fast ausnahmslos Persön lichkeiten und Wissenschaftler von großem For mat; so die Germanisten August Sauer und Carl von Kraus, der Philosoph Anton Marty, die Ge staltpsychologen und Pädagogen Alois Höfler und Christian von Ehrenfels, der Nationalöko nom und Kultursoziologe Alfred Weber, der Hi storiker Heinrich Swoboda, der Kunsthistoriker H. A. Schmid.® Von 1909-1916 war er Professor am Staatsgymnasium in Ried i. L, 1916-1919 am Staatsgymnasium Linz, 1919-1945 am Realgym nasium Linz, zeitweise als dessen Direktor. Verwendungszeugnisse heben sein lebhaftes In teresse für pädagogisch-didaktische Fragen, sein Bestreben, den Unterricht so anschaulich und an regend als möglich zu gestalten, sein reiches und gediegenes Wissen, seinen klaren, in faßlicher Form und in schöner, ausdrucksvoller Sprache gegebenen Unterricht, die Mitarbeit der Schüler und die Konzentration des Unterrichtes hervor; seinen taktvollen und ernsten Umgang mit den Schülern, seine gerechte Beurteilung ihrer Lei stungen. „Ein strenger Lehrer, ein begeistern der Interpret hoher Dichtung, ein Wegweiser zum Reich des Geistes und endlich auch ein vä terlicher Freund . . ., der jeden zum Besten an spornte, dessen er fähig war . . . zart im Empfin den, hart im Eordern, konnte er mit einem einzi gen Aufblitzen des Auges alles unnütz Wu chernde beschneiden und dennoch befeu ern . . ." - so zeichnet ihn einer seiner besten Schülerin. Altbürgermeister Ernst Koref, der mit dem Volksbildner Gärtner eng zusammengear beitet hat, schreibt: ,,Gärtner war eine unge wöhnliche, starke, fesselnde Persönlichkeit. Bei Beginn meiner eigenen Lehrtätigkeit (Anfang 1919) war er mir, das möchte ich mit Nachdruck sagen, ein nachahmenswertes Vorbild. Er machte auf mich vor allem auch infolge seines umfassen den Wissens - nicht nur in seinen Fächern, son dern weit darüber hinaus - einen starken Ein druck. Von seinen Schülern, die ihn aufrichtig verehrten, weiß ich, daß er in seinen Literatur vorträgen weit über das normale Lehrplanaus maß hinaus Kunstbetrachtungen und Kunstge schichte einbezog und so das Interesse der Ju gend zu gewinnen vermochte, wie selten ein Be rufskollege. Er genoß infolge seines psychologi schen Einfühlungsvermögens auch deren ehrli che Zuneigung; was die sogenannte ,Disziplin' ' Zu ,,Sachförderung ohne Sachbeeinflussung" vgl. Vor wort des Bundesministers Dr. Theodor Piffl-Percevic, in: Seifert/Wmisch, wieAnm. 2.-Zu „einer rechtlichen Rege lung, die sich nicht auf die Förderungstätigkeif staatlicher Organe beschränkt" vgl. Ernst Wemsch, Artikel Österreich, in: Walter Lehmann und Franz Pöggeler, Erwachsenenbil dung in fünf Kontinenten, Handbuch der Erwachsenen bildung, Band 5, S. lOOff., S. 108. ' Handgeschriebener Lebenslauf ohne Datum; Standes ausweis ex 1918 bzw. 1919, in: N; Biographisches Lexikon wie Anm. 1. Verwendungszeugnis der Direktion des k. k. Staatsgym nasiums in Ried vom 16. September 1910, in: N. Gedenkworte gesprochen von Univ.-Prof. Dr. Walter Hahland ,,Abschied von Wilhelm Gärtner" (Linz, am 30. Juni 1952), in: N.
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