senenbildung stärker betont werden. „Bauka stensystem", ,,Dritter Bildungsweg", ,,Zertifi katskurs" sind Begriffe, die in etwa die Richtung markieren. Musische und volkskulturelle Aktivi täten werden eher abgewertet. So wird auch 1969 seitens der Abteilung für Erwachsenenbildung im Bundesministerium für Unterricht eine Tren nung von ,,Volkskulturpflege" und ,,Erwach senenbildung" vorgeschlagen, wobei erstere den Ländern, das ,,lebenslange Lernen" dem Bund zugeordnet werden soll. Diese Tendenz war eine Herausforderung an die Bildungswerke, die Eigenständigkeit und Not wendigkeit ihrer Arbeit neu zu begründen. 1968 erscheint die Zeitschrift „Theorie und Praxis", die sich im besonderen mit der Tätigkeit der Bil dungswerke auseinandersetzt und diese im Inund Ausland bekannt macht. Einen Markstein stellt die Sondernummer „Auftrag, Wesen und Stellung der Bildungswerke in Österreich" (1970) dar, die nicht von ungefähr im Titel der Selbst darstellung des Volkshochschulverbandes äh nelt. Sie enthält nicht nur Darstellungen der ein zelnen Landesbildungswerke, sondern auch all gemeine bildungstheoretische Überlegungen, die das Charakteristische einer auf Umwelt und Gemeinwesen hin orientierten Bildungsarbeit hervorheben. Dabei werden auch bereits auslän dische Ansätze (,,Community development") zum Vergleich herangezogen. Eine gemeinsam formulierte Deklaration umreißt Ziele, Aufgaben, Inhalte und Organisation der Bildungswerke. Ihr Ziel wird darin gesehen, „Erwachsene zur Wei terbildung aufzufordern und ihnen zu helfen, sich selbst in bezug auf die physische Umwelt, auf die soziale Wirklichkeit und auf den Sinn des persönlichen Lebens zu verstehen, sich zu ent scheiden und entsprechend zu handeln"^^. Die Arbeitsformen werden theoretisch durch leuchtet und weitergestaltet. Aus der Ortsbild pflege entwickeln sich einzelne Modelle wie die ,,Aktion Ortsidee" (Steiermark), die Aktion ,,Mein Dorf" (Niederösterreich). Die Bildungs und Kulturwochen werden mehr und mehr als Teil eines längerfristigen Prozesses der Gemein wesenarbeit verstanden. Sowohl der Vorberei tung wie der ,,Nacharbeit" kommt dabei eine wichtige Rolle zu. Von der Bildungswoche soll eine anregende, motivierende Wirkung ausge hen, sie soU „Interesse und Initiative auf vielen Gebieten wecken bzw. auslösen"^^. Der Blick richtet sich auf das Gemeinwesen als ganzes; ,,Durch das gemeinsame Wirken werden Grup pen und Gemeinschaften motiviert, sich für das Gemeinwesen zu engagieren. Die Erörterung kommunaler Anliegen . . . vermehrt das Ver ständnis in der Bevölkerung für die Probleme, die in der Gemeinde gelöst werden müssen."^" Das Grundkonzept der Bildungs- und Kulturwochen findet in den einzelnen Bundesländern eine je verschiedene Ausprägung. Die Bildungswerke verfügen in der Regel nicht über eigene Häuser, nicht einmal über feste „Quartiere". Der Veranstaltungsort wechselt je nach der Zielgruppe oder der Kooperation mit anderen Einrichtungen. In den siebziger Jahren aber haben die Bildungs werke z. T. auch zu einer ,,residentiellen" Form gefunden: in den sog. „Bildungszentren". So hat das OO. Volksbil dungswerk - zunächst in Stift Reichersberg, spä ter in den Stiften Schlierbach und Schlägt und schließlich in Schloß Zell an der Pram - LandesBildungszentren eingerichtet, deren Programme vom Landesinstitut für Volksbildung und Hei matpflege erstellt und aufeinander abgestimmt werden. Diese Zentren bieten nicht nur die not wendige Ausstattung für kreativitätsfördernde Kurse (Webstühle, Töpferscheiben, Brennöfen, Tonstudio, Musikinstrumente, Glaserwerkstät ten usw.), sondern strahlen auch eine Atmo sphäre der Muße und Entspannung aus. Das Ziel dieser Kurse liegt nicht primär in einer ,, Ausbil dung", sondern in der Persönlichkeitsentfaltung, in der Weckung der Fähigkeit zu schöpferischem Gestalten und Hinführen zu gemeinschaftlichem Tun^®. - Das steirische Pannonia-Haus wiederum ist vorwiegend auf die Entwicklung einer abgele genen Region hin ausgerichtet. Die Tätigkeit der Bildungswerke profilierte sich in einer Zeit, in der das rationalisierte, operationalisierbare Lernen in den Vordergrund trat, als ein spezifischer Beitrag zur Bildung, der sich auf die Wurzeln der eigenen Tradition berufen konnte; der einem echten Bedürfnis entgegenkam - das sonst nicht abgedeckt werden konnte -, und der im besonderen auf Kooperation beruhte (wie sie gerade in diesen Jahren unter dem Motto ,,Nicht Auftrag, Wesen und Stellung der Bildungswerke in Öster reich (= Theorie und Praxis, Heft 2/1970), S. 418. 20 Jahre Nö. Bildungs- und Heimatwerk, Wien 1966, S. 55. Hilde Hofinger, Kultur- und Bildungswochen in Oberöster reich, In: Oö. Heimatblätter, 31. Jg. (1977), S. 3. Vgl. dazu: Aldemar Schiffkorn, Ein neuer Impuls: Regionale Bildungszentren. In: Mitgestalten. 25 Jahre Verband österreichischer Bildungs werke. Wien 1979, S. 58-60. - Katharina Döbler, EB-Bildungszentren in Oberösterreich. In: Erwachsenenbildung in Österreich, 1977, S. 126-142. - Vgl. auch den Beitrag von K. Dobler im vorliegenden Heft der Oö. Heimatblätter, S. 27 ff.
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