OÖ. Heimatblätter 1981, 35. Jahrgang, Heft 1/2

ten, Klubs, Vereine zusammen; sie arbeiten auf örtlicher Ebene relativ selbständig; sie wirken vor allem im ländlichen Milieu, insbesondere in kloi nen Gemeinden; sie wollen zur Gemeinschaft hinführen; der inhaltliche Akzent liegt auf musi scher Bildung und,,Heimat" (Umwelt) im weite sten Sinn; sie arbeiten mit verschiedensten ge sellschaftlichen Einrichtungen zusammen; die Aufgaben des Mitarbeiters liegen nach wie vor weniger im Bereich der,,Belehrung" als vielmehr in jenen Funktionen, die man heute dem modern gewordenen ,,Animateur" zuschreibt. 2. Phase: Das Bildungswerk als freie Einrichtung der allgemeinen Erwachsenenbildung in Osterreich Man könnte im nächsten Jahrzehnt eine zweite Phase in der Geschichte der Bildungswerke er kennen; ein Markierungspunkt wäre die Fest schrift, die 1964 zum zehnjährigen Bestand des Verbandes erschien^''. Es ist die Zeit, da techni sche Entwicklung, Fortschritt der Wissenschaft und soziale Strukturveränderungen das Motto von der,, Welt im Wandel" (unter diesem Thema stand die Weltkonferenz zur Erwachsenenbil dung in Montreal 1960) aufkommen ließen. Es ist die Zeit, in welcher der Begriff „Volksbildung" von „Erwachsenenbildung" abgelöst wird. Das 1960 erscheinende Gutachten des Deutschen Ausschusses über Erwachsenenbildung versucht Standort, Aufgaben und Anspruch der Erwach senenbildung gegenüber der Öffentlichkeit zu begründen^®. Es mehren sich die Stimmen, die auf eine theoretische Fundierung der Erwach senenbildung drängen. Der allgemeine Ansatz der Erwachsenenbildung läßt sich mit den zu die ser Zeit immer wieder anklingenden Stichworten ,,Lebenshilfe", ,,Dialog", „Gespräch", ,,Begeg nung" skizzieren. Es ist die Zeit, da man noch fordert, die Erwachsenenbildung müsse mehr Belebung als Belehrung sein. Die Bildungswerke verstehen sich mehr und mehr als Teil dieser Erwachsenenbildung. Na mensänderungen - wie die Umwandlung des Nö. ,,Heimatwerkes" zum „Bildungs- und Heimatwerk" - sind signifikant. Der Entwick lung Rechnung tragend, wurde z. B. auch die Satzung des Kärntner Bildungswerkes dahin ge ändert, neben der musischen Erwachsenenbil dung nunmehr auch eine,,allgemeine (rationale) Erwachsenenbildung" als Zweck vorzusehen^®. Das ländliche Milieu wird mehr und mehr vom sozialen Strukturwandel und seinen Begleiter scheinungen erfaßt. Es ist nun keineswegs mehr durch die bäuerliche Bevölkerung allein geprägt, sondern wird in zunehmendem Maß vom Wohn-, Arbeits- und Erholungsraum verschie dener Bevölkerungsschichten. Damit stellt sich die Frage nach den Beziehungen dieser Gruppen untereinander und nach einer Re-lntegration der Gemeinde. Diese Gemeinde als soziologische Einheit wird nun zu einem wichtigen Ansatz punkt der Bildung: die Gemeinde mit ihren Spannungen, Konflikten, mit isolierten Rand schichten, konkurrenzierenden Gruppen; die Probleme, die Technisierung und Fremdenver kehr mit sich bringen; die Überforderung durch die rapiden Veränderungen der Lebensweise; der Einfliiß der Massenmedien und die Auswirkun gen größerer politischer, wirtschaftlicher und kultureller Zusammenhänge - dies alles ist in der häufig anklingenden Formel,, Dorf im Umbruch'' enthalten. Die These vom Bauerntum als der „Mutterschicht des Volkes" wird abgelöst von einer ,,Soziologie der Gemeinde"". Die Orts bildpflege dient rücht nur der Verschönerung des Lebensraumes, sie ist eng verknüpft mit sozialen Problemen. ,,Die Richtungslosigkeit im Bauen und Gestalten unserer Landschaft ... ist letztenendes nichts anderes als das getreue Spiegel bild der zunächst einmal in Unordnung gerate nen Gesellschafts- und Sozialordnung."i® Die bäuerliche Schicht ist nicht die Quelle, aus der sich die verbrauchte Menschenkraft der Städte immer wieder erneuert, sie ist vielmehr selbst von den Problemen und Gefahren des Struktur wandels betroffen. ,,Bildung auf dem Lande ist wesentlich Lebenshilfe."" Diese Lebenshilfe wird einerseits in der Vermitt lung von Wissen gesehen. Wissen, das hilft, Zu sammenhänge zu verstehen, Wandlungen zu beurteilen und aktiv mitzugestalten. Es wäre eine eigene, lohnende Untersuchung, der Rolle der 10 Jahre Verband österreichischer Bildungswerke (= Schriften zur Volksbildung d. BMfU, Bd. 17), Wien 1964. Zur Situation und Aufgabe der deutschen Erwachsenen bildung (= Empfehlungen und Gutachten des Deutschen Ausschusses für das Erziehungs- und Bildungswesen, Folge 4), Stuttgart 1960. Franz Müller, Das Kärntner Bildungswerk. In: Auftrag, Wesen und Stellung der Bildungswerke in Österreich (= Theorie und Praxis, Heft 2/1970), S. 408. " Vgl. zur Problematik: Erich Enthofer, Erwachsenenbildung im ländlichen Raum (= Schriftenreihe der Erwachsenen bildung, hrsg. V. d. Arbeitsgemeinschaft für Erwachsen enbildung in Tirol), Innsbruck 1965. Dorfgestaltung durch Planung und Verschönerung. Be richt über die 11. Tiroler Dorftagung 1962, hkto., S. 55. " Erich Enthofer, Grundlagen und Erfahrungen in der ländli chen Bildungsarbeit. In: 10 Jahre Verband österreichischer Bildungswerke (= Schriften zur Volksbildung, hrsg. v. BMfU, Bd. 17), Wien 1964, S. 51.

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