sammenschlossen, der sich 1955 mit den konfes sionellen Einrichtungen zum „Ring österreichi scher Bildungswerke" vereinigte. Es wäre zu fra gen, ob nicht gerade diese Organisationsstruktur mitgeholfen hat, die ,,Bildungswerke" im Sprachgebrauch der österreichischen Erwach senenbildung zu verankern. „Bildungswerk" bedeutet heute in Österreich eine Institutionalform der Erwachsenenbildung mit spezifischen Akzenten in Zielgruppen, Methodik und Didak tik. In der BRD hingegen hat das Wort eine andere Bedeutung; auch geht sein Gebrauch deutlich zu rück. In Pöggelers „Andragogik" aus dem Jahr 1957 war vom ,,ortsgebundenen Bildungswerk, gewöhnlich bekannt unter dem Namen ,Volks hochschule'" die Rede^. Im ,,Handbuch für So zialerziehung" (1963) heißt es noch: ,,In der Ar beitsweise und Organisation den Volkshoch schulen ähnelnd, gibt es seit den zwarrziger Jah ren als betont ortsgebundene und -bezogene Ein richtungen konfessionelle Bildungswerke'"*. In neueren pädagogischen Wörterbüchern taucht der Begriff selten auf - und dann fast immer be zogen auf konfessionelle Einrichtungen. Im „Handwörterbuch für Erwachsenenbildung" (1979) wird der Ausdruck auf den christlichen Begriff der ,,Werke" zurückgeführt; er stehe „in katholischen Landschaften für Einrichtungen, die anderswo als Heimvolkshochschulen oder Volkshochschulen bezeichnet werden. Didakti sche Differenzen lassen sich heute nicht mehr feststellen; auch setzt der Begriff Volkshoch schule sich mehr und mehr durch"®. Diesem unterschiedlichen Sprachgebrauch - dem eine unterschiedliche institutionelle Ent wicklung entspricht - nachzugehen, wäre eben falls ein eigenes, für Geschichte und Selbstver ständnis der Bildungswerke aufschlußreiches Thema der Forschung. Entstehung der allgemeinen Bildungswerke nach 1945 1. Phase: Das Bildungsioerk als Sammelpunkt kultu reller und volksbildnerischer Kräfte Einerseits war die Zäsur der NS-Zeit so itef gewe sen, daß man nicht mehr an die Verhältnisse von 1938 anknüpfen konnte. ,,Um eine Wiederher stellung alter Verhältnisse konnte es sich nach 1945 nicht handeln, das war allen damals Beteilig ten klar. "^Andererseits scheint manches aus der Tradition der alten Volksbildung nach 1945 wie der aufzuleben. Immerhin war es J. Steinberger selbst, der sofort nach dem Einmarsch der russi schen Besatzungstruppen an den Wiederaufbau von St. Martin ging, und auch andere Altmeister der Volksbildung, wie H. Commenda und E. Kriechbaum^ in Oberösterreich, R. Dechant im Burgenland, stellten ihre Erfahrungen zur Verfügung. H. Koren griff als Schüler V. v. Gerambs dessen Gedankengut in einer ,,Volks kunde als Wissenschaft der Gegenwart" auf. Nicht wenige Persönlichkeiten dieser,,Gründer generation" kamen aus der Jugendbewegung (z. B. ö. Mauer, I. Zangerle, F. M. Kapfhammer, H. Lendl). Aber auch die Frage dieser ,,Brücke" muß einer eigenen historischen Unter suchung vorbehalten bleiben. In den einzelnen Bundesländern waren nach 1945 eine Reihe von Arbeitsgemeinschaften, Ver einen, informellen Gruppen mit dem Schwer punkt Heimatpflege, Volkskultur und musischer Bildung entstanden: Heimatvereine, Sänger bünde, Volkstanz- und VolksHedgruppen, Blasmusikkapellen und Chöre, Vereinigungen für Denkmalpflege und Brauchtum, für Land schaftspflege, Heimatsammlungen, Laienspiel, Mundartdichtung, Trachten, Ortsbildpflege u. ä. Die bis 1957 auf Landesebene sich konstituieren den ,,BiIdungswerke" (Volksbildungswerke) wa ren zunächst mehr oder minder der organisatori sche Zusammenschluß dieser vielfältigen kultu rellen und volksbildnerischen Bestrebungen. Es ging in dieser ersten Phase darum, ,,die Men schen zu sammeln, die eine kulturelle Einrich tung leiten; sie miteinander bekannt zu machen und für ihre Tätigkeit weiterzubilden. Bei den Treffen erleben sie das Gemeinsame ihrer im ört lichen so verschiedenen schwierigen Aufgaben, lernen einander kennen, tauschen ihre Erfahrun gen aus und erarbeiten sich gemeinsame Richtli nien."® Die Eigenart des jeweiligen Bundeslan des spielt dabei eine große Rolle. So heißt es z. B. in den Statuten des Nö. Bildungs- und Heimatworkes, es befasse sich mit allen Fragen des Volksbildungswesens und der Kulturpflege im Sinne des österreichischen Staatsgedankens ^ Franz Pöggeler, Einführung in die Andragogik. Grundfra gen der Erwachsenenbildung. Düsseldorf 1957, S. 126. " Handbuch der Sozialerziehung, Bd. 11, Praxis der Sozial erziehung im geordneten sozialen Feld. Freiburg i. Br. 1964, S. 381. ^ Handwörterbuch der Erwachsenenbildung, hrsg. v. 1. Wirth, Paderborn 1978, Stichwort „Bildungswerk". ^ Hubert Lendl, Wege und Weggefährten 1945-1973. In: Er folgreich lernen. Hrsg. v. d. Arbeitsgemeinschaft der Volksbildungsheime Österreichs, Wels 1973, S. 57. '' Vgl. auch den Beitrag von Aldemar W. M. Schijfkom im vorliegenden Heft, S. III ff. ® Franz Maria Kapfhammer, Bekenntnis und Dienst. Hrsg. v. Steirischen Volksbildungswerk 1971, S. 291.
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