OÖ. Heimatblätter 1981, 35. Jahrgang, Heft 1/2

Neuorientierung einsetzte, wie auch in die Gründungszeit des Landesinstitutes, und er hat auch heute noch seine volle Gültigkeit. Es wurde eine klare geistige Ausrichtung nach demokrati schen Gesichtspunkten getroffen, wobei neben reiner Wissensvermittlung von vornherein stets auch die geistig-seelische Bildung sowie die poli tische Bildung, im weitesten Sinn dieses Begrif fes, im Vordergrund standen. Diese Grundtendenz drückt sich wohl am besten in den von Dr. Schiffkorn erstellten sechs Auf gabenbereichen der allgemeinen Volksbildungs werke aus, die lauten:^ 1. Auseinandersetzung mit sittlichen und religiösen Fragen und Wertordnungen nach dem Prinzip echter Toleranz, 2. Staats- und mitbürgerliche Erziehung im Geiste der Demokratie unter besonderer Berücksichtigung der Pflege österreichischer Tradition und des Heimat gedankens, 3. soziale und praktische Lebensfragen und Anliegen, 4. Pflege und Entfaltung musischer Kräfte im Men schen, 5. Eörderung der Allgemeinbüdung durch Öffnung erweiterter geistiger Horizonte auf dem Gebiet der Geistes- und Naturwissenschaften, wie der Kunst und Technik, 6. Erschließung von Möglichkeiten für die ländliche Bevölkerung, an kulturellen Veranstaltungen in größeren Zentren teilzunehmen. Diese Grundsätze für eine zielführende Arbeit sind auch in den ,,Richtlinien für die Arbeitsge meinschaft Oö. Volksbildungswerk" enthalten. Diese ,,Richtlinien"® wurden bei den ,,Orter Ge sprächen 1955" (9. Jahrestagung des Oö. Volks bildungswerkes) von den Teilnehmern unter Lei tung von Dr. Aldemar Schiffkorn und unter fach licher Beratung von Landesamtsdirektor W. Hof rat Dr. Johann Hirsch erstellt und beschlossen. Ihre Anerkennung ist Voraussetzung zum Beitritt in diese freie Arbeitsgemeinschaft. Aus verschiedenen Diskussionsbeiträgen seien zwei Stellen zitiert, die charakteristisch für die Arbeit des Oö. Volksbildungswerkes und des gleichen für dessen Vorort, nämlich das Landes institut für Volksbildung und Heimatpflege, sind; W. Hofrat Dr. Johann Hirsch: Bei der Volksbildung handelt es sich ,,auch um eine Bildung des Herzens im realistischen Sinn, nämlich um eine Bildungsarbeit, die mit dazu beiträgt, unser Volk fähig zu machen, im gei stigen und gesellschaftlichen Wettbewerb mit anderen Nationen zu bestehen"''. Hofrat Dr. Hans Commenda: ,,Die Volksbildungsarbeit wird nur dann Erfolg haben, wenn sie sich der Gesetze des Gemeinschaftslebens bedient . . . Höchste Auf gabe der Volksbildung ist es, die Menschen zu befähi gen, daß es über den Streit des Alltags hinaus etwas gibt, was höher steht; das ist die Gemeinsamkeit, das sind die hohen unverrückbaren Ziele der Menschheit bis zu dem Höchsten hinauf."® Der Mensch als Gemeinschaftswesen ist am be sten in seinen volkskulturellen Bereichen zu ver stehen und zu erfassen. Kulturelle Erwachse nenbildung ist daher seit langem ein wesentlicher Aufgabenbereich, der vom Landesinstitut seit seiner Gründung wahrgenommen wird, wie im folgenden noch ausführlicher darzustellen ist. Damit verbunden ist die Weckung und Entfal tung kreativer Anlagen. ,,Volkskultur heute" und ,,Heimat" als Generalthemen der letzten beiden Jahrestagungen des Oö. Volksbildungs werkes sind somit nur die konsequente Folge rung jahrelanger Arbeit, die nunmehr auch von höchster Seite als notwendige Bildungsarbeit er kannt wird.^ Letztlich ist Erwachsenenbildung als „Lebenshil fe" zu verstehen. Das galt nicht nur für die Grün dungszeit des Landesinstitutes, das gilt auch für die Erstellung von Arbeitsplänen und Mitarbei terausbildungen in der Gegenwart. ,,Ich bin überzeugt, daß auch in der Zukunft Lebenshilfe im weitesten Wortsinn von der Erwachsenenbil dung geleistet werden muß. Darum wird der Er wachsenenbildner seine wahre Aufgabe immer darin sehen müssen, für andere da zu sein.''^" Und die Mitarbeiter im Landesinstitut für Volks bildung und Heimatpflege sehen darin eine ihrer wichtigsten Aufgaben, den vielen ehrenamtlich tätigen Erwachsenenbildnern und Heimatpfle gern, den Multiplikatoren im ganzen Land, mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, Initiativen zu ' Aldemar Schifßorn: Das Notwendige in bescheidenem Rahmen möglich machen . . .-Die Arbeit der allgemeinen Volksbildungswerke; in: 10 Jahre Verband österreichi scher Bildungswerke {= Schriften zur Volksbildung d. BMfU, Bd. 17), Wien 1964, S. 75. ^ Erstmals veröffentlicht in: Mitt. d. Oö. VBW, 4. Jg. (1955), Nr. 22/23, S. 70ff. - Bei dieser Jahrestagung wurde auch das für die Mitgliedseinrichtungen des Oö. Volksbüdungswerkes zur Durchführung ihrer Arbeitsprogramme so wichtige Landesgesetz vom 17. Nov. 1954 über das Ver anstaltungswesen ausführlich besprochen. ' Ebenda, S. 12. 8 Ebenda, S. 14f. 8 Vgl. die Ergebnisse der Arbeits- und Studientagung „Volkskultur" vom 15. bis 19. September 1980 im Bundes institut für Erwachsenenbildung St. Wolfgang, veranstal tet vom Bundesministerium für Unterricht und Kunst. '8 Aus der Eröffnungsansprache von W. Flofrat Dr. Aldemar Schiffkorn zur 34. Jahrestagung des Oö. Volksbildungs werkes am 3. öktober 1980. In: Mitt. d. Oö. VBW., 31. Jg. (1981), Nr. 1-3, S. 15.

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