OÖ. Heimatblätter 1981, 35. Jahrgang, Heft 1/2

Kapitel I wird eine Definition und eine Beschrei bung der Rolle der Erwachsenenbildung in der heutigen Gesellschaft gegeben. Wörtlich heißt es darin u. a.: Die Erwachsenenbildung soll jedoch nicht als eine ei genständige Einheit betrachtet werden, sie ist Unter teilung und integraler Bestandteil eines globalen Schemas für lebensbegleitende Bildung und lebensbe gleitendes Lernen; der Begriff „lebensbegleitende Bildung und lebensbe gleitendes Lernen" bezeichnet ein Gesamtschema, das sowohl auf eine Umstrukturierung des bestehenden Bildungssystems als auch auf die Entwicklung des ge samten Bildungspotentials außerhalb des Bildungssy stems zielt; Bildung und Lernen sind keineswegs auf die Zeit des Schulbesuches beschränkt, siesollen sich auf das ganze Leben erstrecken, alle Fähigkeiten und Wissenszweige umfassen, alle möglichen Mittel einsetzen und allen Menschen die Möglichkeit bieten, ihre Persönlichkeit voll zu entwickeln. Im Kapitel V über die Strukturen der Erwachse nenbildung werden an die Mitgliedstaaten fol gende Empfehlungen gerichtet: Mitgliedstaaten sollen bemüht sein, die Errichtung und Entwicklung eines Netzwerkes von Einrichtungen zu gewährleisten, die den Bedürfnissen der Erwachse nenbildung entsprechen; dieses Netzwerk soll flexibel genug sein, um den unterschiedlichen persönlichen und sozialen Gegebenheiten und deren Entwicklung Rechnung tragen zu können. Maßnahmen sollen ergriffen werden, um: a) Bildungsbedürfnisse zu identifizieren und zu pro gnostizieren, die durch Erwachsenenbildungspro gramme erfüllt werden können; b) die bestehenden Bildungseinrichtungen voll zu nut zen und neue Einrichtungen zu schaffen, die noch zur Erfüllung aller festgestellten Zielsetzungen feh len; c) die notwendigen langfristigen Investitionen für die Entwicklung der Erwachsenenbildung zu machen: insbesondere für die berufliche Ausbildung von Pla nem, Administratoren, Erzieherausbildnem, Organisations- und Ausbildungspersonal, für die Vor bereitung von Bildungsstrategien und -methoden, die den Erwachsenen adäquat sind, sowie die Vor sorgefür notwendiges Kapital, die Produktion und Beschaffenheit der wesentlichsten benötigten Mate rialien, wie visuelle Hilfsmittel, Apparate und tech nische Medien; d) den Erfahrungsaustausch zu fördern, wie auch sta tistisches und anderes Informationsmaterial über Strategien, Strukturen, Inhalte, Methoden und Er gebnisse der Erwachsenenbildung - sowohl quanti tativ als auch qualitativ - zu sammeln und zu ver teilen; e) wirtschaftliche und soziale Barrieren gegen die Teil nahme an der Bildung zu beseitigen und an alle möglichen Nutznießer - insbesondere an die am stärksten Unterprivilegierten - die Art und Form der Erwachsenenbildung heranzubringen, und zwar durch aktive Werbung seitens der Erwachse nenbildungsinstitutionen und der freiwilligen Or ganisationen, durch Information, Beratung und Ermutigung der sehr oft nur zögernd an der Er wachsenenbildung Teilnehmenden. Wie aus den vorstehenden Texten ersichtlich ist, hat die UNESCO-Empfehlung die Ideen der Education permanente, wie sie vor allem vom Eu roparat seit Beginn der siebziger Jahre verbreitet werden, und auch das Gedankengut der Recurrent Education, als deren Vorkämpfer vor aUem die Organisation für wirtschaftliche Zusammen arbeit und Entwicklung (OECD) auftritt, einbe zogen. Das Konzept der Education permanente zielt auf eine völlige Umstrukturierung des tradi tionellen Bildungssystems^. Ziel der Bildung sollte sein, dem Einzelnen zu helfen in Eigenver antwortung sein Leben und seine Weiterbildung zu gestalten, die Veränderungen des Arbeits marktes zu bewältigen und seine kreativen Fä higkeiten sowie seine Persönlichkeit zu entfalten. Dadurch soll dem Bedürfnis des Einzelnen nach Sicherheit, Freiheit und Teilhabe an der Gemein schaft ebenso entsprochen werden, wie dem Be dürfnis der Gesellschaft nach Wachstum, Zu sammenhalt und Lebensqualität. Als Grundsätze für das Bildungswesen werden gefordert: Mitbe stimmung, Chancengleichheit und globale Bil dung. Als Wege zur Erreichung der Ziele und Er füllung der Grundsätze dachte man an ein flexi bles Baukastensystem des Bildungswesens, ver bunden mit einem entsprechenden Beratungssy stem. Wie im Schlußbericht einer Projektgruppe des Europarates zur Education permanente festge stellt wird"', konnte von den angeführten Grund sätzen in der Erwachsenenbildung in den siebzi ger Jahren der der Mitbestimmung weitgehend ^ Vgl. Permanent education. A compendium of studies commissioned by the Council for Cultural-Cooperation. A contribution to the United Nations' International Educa tion Year. Council of Europe. Strasbourg 1970. Und: Fort dauernde Bildung (Education Permanente). Studie des Ra tes für Kulturelle Zusammenarbeit - Ausschuß für außer schulische Bildung des Europarates. Der Bundesminister für Bildung und Wissenschaft. Bonn 1974. •• Permanent education. Final Report. Council of Europe (Council für Cultural Cooperation). Strasbourg 1978.

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