OÖ. Heimatblätter 1981, 35. Jahrgang, Heft 1/2

gen auch Gruppen aus den verschiedensten Tei len des Landes zu Wort kommen. Und es wurde bei der Aufnahme von Vereinen darauf Bedacht genommen, daß solche, deren Arbeit auf das ge samte Land ausstrahlt, in erster Linie Unterkunft finden. Ein weiteres vom Land eingerichtetes Kulturzentrum ist das Schloß Zell an der Pram. Das Schwergewicht dieses vom Landesinstitut für Volksbildung und Heimatpflege betriebenen Zentrums Uegt bei der Pflege des Musischen. Mit Freude kann vermerkt werden, daß sich die Kur se, Seminare und sonstigen Veranstaltungen dort in der Bevölkerung großer Beliebtheit er freuen. Weitere vom Land Oberösterreich be treute bzw. mitbetreute Kulturzentrum befinden sich in den Stiften Reichersberg, SchKerbach und Schlägl. Natürlich sind auch die übrigen Stifte des Landes Zentren kultureller Tätigkeit. Sie sind schon Kulturzentren kraft ihrer geistigen Aufga be, sie sind es aber auch als Veranstaltungszen tren. Die oben genannten Stifte vollziehen aber darüber hinaus noch im Zusammenwirken mit dem Landesinstitut für Volksbildung und Hei matpflege ein spezielles Kurs- und Seminarpro gramm. Eine weitere Maßnahme zur Herstellung der Chancengleichheit im Land Hegt in der Förde rung größerer regionaler Veranstaltungen. Das gilt in erster Linie für die oberösterreichischen Stiftskonzerte, die sich in den letzten Jahren durch ihren Umfang, insbesondere aber durch ihre QuaHtät, zu musikaHschen „Sommerfest spielen" entwickelt haben. Wohl regional be grenzt aber von beachtHcher Breitenwirkung sind die Operettenwochen in Bad Ischl, die Sommer spiele Grein, das Theater am Bauernhof in Meg genhofen, der Musiksommer Klaus und der Oberinnviertier Kultursommer. Der Chancengleichheit in hervorragender Weise dienHch war der Ausbau des oberösterreichi schen Musikschulwesens. Dieser Ausbau erfolgte auf dem gesunden Boden, der in jahrelanger Ar beit vom seinerzeit im Oberösterreichischen Volksbildungswerk beheimateten Musikschul werk gelegt worden war. Durch das 1977 in Kraft getretene Musikschulgesetz wird die Idee WirkHchkeit, allen musikinteressierten und begabten jungen Menschen eine fachHch gediegene Aus bildung angedeihen zu lassen. Auf diese Weise wird das musikaHsche Niveau in unseren Ge meinden wesentUch gesteigert, denn die Musik schulen werden ja in erster Linie unseren Blas musikkapellen, Laienorchestern und den sonsti gen privaten Musiziervereinigungen zugute kommen. Da es obendrein zu den Aufgaben der Musikschulen gehört, aktiv in das musikaHsche Leben in der Gemeinde einzugreifen, werden von diesen elementaren musikaHschen Ausbil dungsstätten beachtHche Impulse ausgehen. SchHeßHch sei noch auf die Gastspieltätigkeit des heimischen Brucknerorchesters hingewiesen. Gemeinden, die über genügend musikaHsche In teressen und über einen geeigneten Saal verfü gen, haben die MögHchkeit, das Brucknerorche ster für ein Gastspiel zu engagieren. Dank des Entgegenkommens des Kulturreferenten der oberösterreichischen Landesregierung ist für ein derartiges Gastspiel ledigHch ein Beitrag in Höhe von 10.000 Schilling zu leisten. Da das Bruckner orchester durch seinen vielseitigen Einsatz auf lange Sicht disponieren muß, sind die Einladun gen zu einem Gastspiel mindestens ein halbes Jahr vor der gewünschten Aufführung bei der administrativen Leitung des Orchesters einzu bringen. Wenn von Chancengleichheit die Rede ist, wird man auch auf die Notwendigkeit der Förderung dessen hinweisen müssen, was wir unter der Be zeichnung Breitenkultur verstehen. Hiezu zählen jene Einrichtungen, die es nahezu in jeder Ge meinde gibt und die dort das kulturelle Leben er halten. Es sind dies unsere Blasmusikkapellen, unsere Liebhaberorchester, unsere Laienbüh nen, unsere Chorgemeinschaften und unsere Volks-, Brauchtums- und Heimatpflegegruppen. Ohne sie würde bei allen Kulturbemühungen von oben her das Kulturleben im Land verarmen. Denn sie sind mehr als nur Hüter und Pfleger der Volkskultur. Sie schaffen die Voraussetzungen für die Spitzenkultur und sie zeigen uns, was Kultur in seiner schönsten Ausprägung ist; Freude darüber, anderen Menschen Freude be reiten zu können. Die Oberösterreicher, von der Geschichte her gewohnt, sich nicht allzu sehr auf fremde Hilfe, sondern auf die eigenen Kräfte zu verlassen, ha ben seit alters her auch im Kulturbereich Eigen initiative und Selbständigkeit bewiesen. Es gab im Lande nie einen Fürstenhof und bis ins Josephinische Zeitalter nicht einmal einen Bischof sitz. Kein Wunder, daß daher Kultur und Kunst in Oberösterreich nicht von fürstlichem Glanz umstrahlt sind. Dafür ist in ihnen, wie wir auf Schritt und Tritt erkennen, umso itefer die eigen schöpferische Leistungskraft der Bevölkerung eingegraben. Diese Tatsache gibt den KulturverantwortHchen die Gewißheit, daß sich die Men schen dieses Landes auch in unserer Zeit ihrer kulturellen Aufgabe bewußt sind.

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