OÖ. Heimatblätter 1981, 35. Jahrgang, Heft 1/2

Kulturarbeit in Oberösterreich Von Karl Pö mer Es gehört zu den erfreulichen Erscheinungen in unserem Land, daß sich die Bevölkerung in zu nehmendem Maße kulturellen Anliegen öffnet und den Impulsen im Kulturbereich, wie sie von der oberösterreichischen Landesregierung aus gehen, mit dankbarem Interesse begegnet. Man spürt förmlich, wie der Kreislauf gestärkt wird, der das kulturelle Leben Oberösterreichs stützt: Weil das Kulturbewußtsein der Bevölkerung zu nimmt, werden viele Menschen ermuntert, sich als freiwillige Mitarbeiter zur Verfügung zu stel len. Und weil es viele Mitarbeiter gibt, kann das kulturelle Angebot immer mehr erweitert und verbessert werden. Die freiwilligen Mitarbeiter stammen aus allen Schichten der Bevölkerung. Arbeiter sind hier ebenso vertreten wie Unter nehmer. Beamte und Angestellte helfen in glei cher Weise mit wie etwa Ärzte, Tierärzte, Künst ler, Priester oder Lehrer. Aufgrund ihrer beson deren Möglichkeiten, die heranwachsende Ju gend anzusprechen, kommt dem Engagement der Lehrer und Pädagogen natürlicherweise zu sätzliche Bedeutung zu. Um so dankbarer wird daher registriert, daß sich Oberösterreich auf eine stattliche Anzahl von Lehrern bei der Bewälti gung kultureller Aufgaben stützen kann. Diese Bemerkung soll jedoch keinesfalls Leistung und Wert der Bemühungen der anderen Kulturver mittler geringer oder weniger vordringlich er scheinen lassen. Es sollte hier lediglich die spezi fische Chance der Lehrer und Erzieher hervorge hoben werden, ihnen vertraute und erfolgver sprechende Vermittlungsmethoden für die Kul turarbeit nutzen zu können und obendrein einen die Zukunft einschließenden Kreis der Bevölke rung, eben die Jugend, für kulturelle Anliegen zu interessieren. Die freiwilligen Mitarbeiter in den Städten, Märk ten und Dörfern Oberösterreichs zu erfassen und auf einen Stand zu erbringen, der eine geregelte Kulturarbeit im ganzen Land ermöglicht, war da her eine kulturpolitische Aufgabe, die anderen Maßnahmen vorausgehen mußte. Das 1947 er richtete Oberösterreichische Volksbildungswerk und das seine Anliegen wahrnehmende Landes institut für Volksbildung und Heimatpflege hat ten sich dieser Aufgabe schon sehr bald unterzo gen und im Zusammenhang mit der Gründung von Erwachsenenbildungseinrichtungen auf die Installierung von Bildungswerkleitern Wert ge legt. Wenn es heute in Oberösterreich 698 solcher Einrichtungen des Oberösterreichischen Volks bildungswerkes in Form von örtlichen Bildungs werken und Sonderinstitutionen, von Volks hochschulen, konfessionellen Bildungswerken, Volksbildungsheimen und des Bildungsreferates des österreichischen Gewerkschaftsbundes gibt, so kann daraus der Erfolg der Anstrengungen abgelesen werden. Die beträchtliche Ausweitung der kulturellen Ak tivitäten in den Gemeinden, der erhöhte Finanz bedarf für kulturelle Zwecke, vor allem aber die allgemein gewordene Einsicht, daß Kultur nicht bloß eine Angelegenheit privater Interessen sein kann, sondern ciie volle Aufmerksamkeit und Förderung der Öffentlichkeit verdient, haben 1977 zu dem Appell des politischen Kulturrefe renten der oberösterreichischen Landesregie rung, Landeshauptmann Dr. Josef Ratzenböck, an die Bürgermeister geführt, in die Gemeinde vertretungskörper offiziell Kulturreferenten zu bestellen. Mit den Gemeindekulturreferenten sollte jedoch nicht die Amtskultur in die Gemeindestu ben einziehen. Aufgabe eines Gemeindekultur referenten ist es vielmehr, im Bereich der Ge meinde zusammen mit allen anderen Kulturträ gern ein dauerndes und möglichst breit gefächer tes Kulturangebot zu erstellen und zu verwirkli chen. Der Gemeindekulturreferent darf kein Dik tator sein, der nur anschafft, sich alles zur Ge nehmigung vorlegen läßt und nur das zuläßt, was ihm gefällt. Er soll in erster Linie Animator sein, der den Bewohnern Wert und Notwendigkeit ei nes funktionierenden kulturellen Lebens bewuijt macht und der die kulturellen Kräfte in der Ge meinde weckt und fördert. Er soll örganisator sein und seine Fähigkeit in jenem Maß einsetzen, in dem dies erwartet wird. Und er soll Koordina tor sein, der sich um die Zusammenarbeit aller das Kulturgeschehen prägenden Personen und Gruppen bemüht und der die terminliche Ab stimmung der Veranstaltung als seine Sorge be trachtet. Das positive Echo auf den Appell des Landeskulturreferenten hat den weiteren Schritt erleichtert, nämlich die gesetzliche Verankerung des Kulturausschusses in der Gemeinde.

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