OÖ. Heimatblätter 1981, 35. Jahrgang, Heft 1/2

sie nicht selbst resignieren und kapitulieren will. Dies ist eine Herausforderung, der sich das KBW schon immer gestellt hat, die ihr aber in Zukunft vielleicht in noch erhöhtem Maße abverlangt sein wird. Denkt man solche Überlegungen weiter, dann darf man wohl auch Ignaz Zangerle zustimmen, der mit einer - wenigstens vorläufigen - Formel auszudrücken versucht, was man unter katholi scher (christlicher) Erwachsenenbildung verste hen kann. Demnach wäre katholische (christli che) Erwachsenenbildung, ,,die von Katholiken (Christen) getragene, sich ständig am Evange lium orientierende, in der Kirche konkret behei matete, die Ereiheit des Einzelnen und die Eigen gesetzlichkeit der Kulturgebiete respektierende, mit der Geschichte korrespondierende ständige Weiterbildung von Erwachsenen zu mündigen Menschen und weltfähigen Christen". Die Arbeitsgemeinschaft der Katholischen Bil dungswerke Österreichs sagt von sich selbst, daß die Katholischen Bildungswerke in ihrer Arbeit von der Voraussetzung ausgehen, daß der Mensch in seiner personalen Einzigartigkeit und in seiner sozialen Bezogenheit dazu berufen ist, in der jeweiligen historischen und gesellschaftli chen Situation seine Bestimmung und Aufgabe zu erfüllen. Bildungs- und Erziehungsziel ist demnach die menschliche und christliche Reife und Mündigkeit. In diesem Bildungsziel sind in begriffen: der Erwerb eines geistigen Ordnungs bildes, die Bildung eines sich an objektiven Nor men orientierenden Gewissens sowie die Fähig keit, kritisch zu denken, sachgerecht zu urteilen, sittlich richtig zu entscheiden und verantwor tungsbewußt zu handeln. Insbesonders soll der Christ befähigt werden, seinen Dienst in Gesell schaft und Kirche zu leisten. Mit anderen Worten könnte man auch sagen, daß sich christliche Erwachsenenbildung auf ein zu nehmendes Welt- und Selbstverständnis richtet, auf Horizonterweiterung durch Selbständigkeit und Selbsterfahrung, auf vermehrte Lernbereit schaft, Ermöglichung und Einübung neuen Ver haltens sowie auf Hinführung zur sozialen Ver antwortung und sozialem Handeln. In diesem Sinne bietet sie Hilfen zu einem erwei terten bewußten Glaubensverständnis, zur Per sönlichkeitsentfaltung und Daseinserhellung, zur Bewältigung der konkreten persönlichen Si tuation in der Gesellschaft, zum Dienst an der Gesellschaft und zur Weckung einer eigenen Kreativität und einem eigenen Bildungsengage ment. Um allen Mißverständnissen vorzubeugen, stellte die Linzer Diözesansynode 1970-1972 fest, daß sich katholisch-kirchliche Erwachsenenbil dung natürlich als ein wesentlicher Teil kirchli cher Verkündigung versteht, aber ebenso als Teil der allgemeinen Erwachsenenbildung in Öster reich, und daß sie sich als solcher mitverantwortKch fühlt an der lebensbegleitenden Bildung der Menschen unseres Landes. So gesehen kommt ihr wohl die besondere Auf gabe zu, in allen thematischen Bereichen die für den Christen bedeutsamen Eragen herauszu stellen, sie läßt sich aber darauf nicht einengen und beschränken. Sie ist nicht etwa eine Art theo logischer Fakultät in der Erwachsenenbildung. Ihre Tätigkeit umfaßt, ihrem Selbstverständnis entsprechend, den musisch-kulturellen Bereich ebenso wie den arbeits- und berufsethischen, den naturwissenschaftlich-ökologischen genau so wie den politisch-sozialwirtschaftlichen, den Bereich von Ehe, Familie und Erziehung wie den von Religion, Sitte und Weltanschauung. Sie steht mit ihrem Angebot auch allen offen, die daran Interesse finden und es einfach als Ange bot verstehen, egal ob sie sich der Kirche zugehö rig fühlen oder nicht. Und so wie Christus keine gesellschaftliche Gruppen bevorzugt hat, es sei denn jene, die von der Gesellschaft vernachlässigt oder unterdrückt wurden, so hat sich auch kirchliche Erwachse nenbildung allen Menschen, auch den einfachen, den armen und den beachteiligten zu widmen, ja sie hat die Arbeit mit den aus irgendeinem Grund an den Rand der Gesellschaft gedrängten Grup pen mit besonderem Eifer zu pflegen. Katholische Erwachsenenbildung stellt sich in der ganzen Vielfalt von Veranstaltungen dar, wie sie heute allgemein üblich sind. Diese reichen von Einzelvorträgen, Vorträgen in Reihen und Seminaren über Diskussionen, Kurse, Arbeits gemeinschaften und Tagungen zu Ausstellun gen, Exkursionen und Bildungsfahrten. Die Anwendung der einzelnen Methoden richtet sich nach Sachinhalt, Teilnehmer kreis und Ziel der Veranstaltung. Da die Erwachsenenbildung zum selbständigen Denken, Urteilen und Han deln anregen will, gibt sie den aktivierenden Me thoden den Vorzug vor bloß darbietenden. Sie ist aber nicht nur bemüht, bewährte Methoden zu pflegen, sondern auch neue zu entwickeln und bildungsmethodische Versuche anzustellen. Organisatorisch und institutionell verwirklicht sich katholische Erwachsenenbildung eher in großer Vielfalt, sowohl in Organisationen, die

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