OÖ. Heimatblätter 1981, 35. Jahrgang, Heft 1/2

Not geschaffen, die für die Volksbildungsarbeit nicht viel Geldmittel übrig hatte. 1955 kam ein Wendepunkt. Intern änderte sich die Leitung des Volksbildungsreferates. Mit 1. Jänner 1955 wurde Dr. Aldemar Schiffkorn Bun desstaatlicher Volksbildungsreferent, da Hofrat Dr. Hans Commenda am Jahresende 1954 in den Ruhestand getreten war. In bezug auf das Büchereiwesen hat es in diesem Jahr erstmals eine Ausschüttung von Bundesför derungsmittel für Büchereien gegeben. Sie ge schah in Form eines Prämiensystems mit gleiten der Skala nach Ortsgröße, Gemeindebeitrag und Leserzahl. Die BüchereisteUen hatten, wie es schon vorher nach keinem einheitlichen Formular geschehen war, die Büchereien ihres Amtsbereichs zu erfas sen und dem Bundesministerium für Unterricht Bericht zu erstatten. Diese Statistiken und Be richte bildeten eine Unterlage für die Maßnah men des Mirüsteriums auf dem Gebiet des Büche reiwesens. Neben der staatlichen Förderung konnten bei be gründeten Ansuchen dann auch Landesbeiträge vermittelt werden, da es eine entsprechende Post für ,,Förderung von Volksbüchereien" im Lan desbudget gab. Bis dahin bekamen die Büche reien höchstens Spenden von Büchern aus der Feder oberösterreichischer Autoren, die die Kul turabteilung des Amtes der o.ö. Landesregierung für diese Zwecke angekauft hatte. Der bereits erwähnte Verband österreichischer Volksbüchereien in Wien konnte endlich auch Büchereien tatkräftiger unterstützen, er stellte außerdem den BüchereisteUen in den einzelnen Bundesländern Personal zur Verfügung (Bezah lung aus Bundesmitteln). Als zweiter Einschnitt im Volksbildungswesen kann das Bundesgesetz über die Förderung der Erwachsenenbildung und des Volksbüchereiwe sens, das 1973 vom Nationalrat bewilUgt wurde, bezeichnet werden. Dadurch und danach än derte sich ziemlich viel: Die Bundesstaatlichen Volksbildungsreferenten in den einzelnen Bun desländern behielten diese Bezeichnung wohl für die Person des Leiters, die Dienststelle hieß aber ab diesem Zeitpunkt Eörderungsstelle des Bun des für Erwachsenenbildung. Die Eörderungsmittel des Bundes bestanden aus der sogenannten Basisförderung, wobei gegen über dem früheren Prämiensystem noch einige weitere Punkte für die Gewährung von Bundes subventionen maßgebend waren. Es gibt seither auch die sogenannte Projektförderung für NeuHofrat Dr. Hans Commenda mit Dr. Aldemar Schiffkom in Schloß Puchberg. Foto: Peer gründungen und Reorganisationen von Büche reien. Das bereits seit Jahrzehnten einheitliche Kartei material für Büchereien konnte für nicht haupt amtlich geführte Büchereien kostenlos über die Büchereistelle (für kommunale Büchereien) bzw. über das österreichische Borromäuswerk in Salzburg (für Büchereien kirchlicher Träger schaft) zur Verfügung gestellt werden. Die erwähnte Verwaltungslehre ,,Die Volksbü cherei" hatte schon lange ausgedient, da man z. B. bereits in den fünfziger Jahren dazu über ging, Papierbuchumschläge durch Klebefolien zu ersetzen, und bald danach begann man, der Ereihandbücherei gegenüber der Thekenbüche rei den Vorzug zu geben. Sie wurde durch die vom österreichischen Städtebund in Zusammen arbeit mit dem Verband österreichischer Volks büchereien herausgegebene Broschüre „Grund kurs für die Ausbildung ehrenamtlicher und ne benberuflicher Bibliothekare" ersetzt. Mit der Umstellung von Theken- auf Ereihand bücherei war in den meisten Büchereien die An ordnung der Bücher nach Systematikgruppen verbunden. Auch die Büchereistelle begann 1978 mit der sy stematischen Aufstellung des Buchbestandes der Wanderbücherei und der damit zusammenhän genden Umsignierung der Bücher. Die ministerielle Zeitschrift ,,Neue Volksbil dung" erhielt den Namen,,Erwachsenenbildung in Österreich". Die Bezeichnung ,,Volksbücherei" wird nach Möglichkeit vermieden und durch „öffentliche Bücherei" ersetzt.

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