die Lücken im Buchbestand, die durch die mehr fachen Säuberungen (1938 und 1945) und Kriegs verluste entstanden waren, aufgefüllt werden. Die Büchereien waren mit geeigneten Büchern zu versorgen. Zu diesem Zweck wurden zunächst die Bände der ehemaligen Reichsbüchereistelle gesichtet, das Unbrauchbare ausgeschieden, die verwendbaren Bände ausgegeben. Da neue Bü cher in den Nachkriegsjahren überhaupt nicht zu bekommen waren bzw. die Neuerscheinungen inhalts- und ausstattungsmäßig nicht den Anfor derungen entsprachen, die man vom Buchbe stand einer Volksbücherei erwartet, mußte auf die Beschaffung von alten Büchern das Augen merk gerichtet werden. Diese antiquarischen Bü cher wurden den Büchereien zu niedrigen Prei sen oder kostenlos zur Verfügung gestellt. In Oberösterreich hat man einige Jahre (seit 1948) auch die Schülerbüchereien in die Belieferung mit von Lehrkräften geprüften Büchern einbezo gen. In manchen Orten übernahmen diese Schü lerbüchereien auch die Funktion der Volksbücherei. Seit einigen Jahren gehen die Bestrebungen wieder in diese Richtung, öffentliche und Schü lerbücherei mehr zu verknüpfen. Man kann heute kaum beurteilen, was in den Nachkriegsjahren schwieriger war, ob die Ver sorgung mit brauchbaren Büchern oder die zweckentsprechende Einrichtung und Verwal tung einer öffentlichen Bücherei. Es wurden den Büchereien zu diesem Zweck Behelfe zur Verfü gung gestellt, z.B. laufende Informationen (Bü cherlisten) über die Neuerscheinungen auf dem Büchermarkt. Bereits 1950 erschien als Heft 2 der Schriftenreihe zur Volksbildung ,,Die Volksbücherei. Die Ver waltung der Klein- und Mittelbücherei", heraus gegeben vom Unterrichtsministerium mit dem Verband österreichischer Volksbüchereien. Die ser war 1947 gegründet worden. Im Jahr 1950 erschienen auch bereits ,,Buch- und Bücherei", Hefte für das österreichische Volks büchereiwesen, damals noch eine selbständige Büchereizeitschrift, ab 1954 ein Teil der ministe riellen Zeitschrift ,,Neue Volksbildung". Schon ab 1947 fanden in Oberösterreich Bezirks treffen der Büchereileiter statt-in Kürze sollen diese wieder im Lande ob der Enns ins Leben gerufen und regelmäßig durchgeführt werden -, später gab es Kurztagungen, auch eine Werkwoche für praktische Arbeiten am Buch für Volksbibliothe kare. In Form von Wochenendseminaren für Bü chereileiter und Büchereimitarbeiter werden diese Tagungen seit vielen Jahren im Bildungs haus Puchberg abgehalten. Parallel mit den Landestagungen fanden, vom Unterrichtsministerium veranstaltet, seit 1950 fast jährlich Grundausbildungskurse für Bibliotheka re, zuerst im Volksbildungsheim Graschnitz in der Steiermark, seit 1956 im Bundesstaatlichen Volksbildungsheim St. Wolfgang (= Bundesin stitut für Erwachsenenbildung) statt. Die Volksbücherei kann ihre Funktion als Mittler stelle zwischen Kultur und ,,Volk" nur dann er füllen, wenn der Büchereileiter die erforderliche Qualifikation aufweist. Aus diesem Grund wurde auf die Durchführung von Kursen, so wohl auf Landes- als auch auf Bundesebene, be sonderer Wert gelegt. Bereits zu Beginn der fünf ziger Jahre hat es sich gezeigt, daß die größte Schwierigkeit der Volksbüchereien in zu kleinen Buchbeständen und zu geringen Mitteln für die Beschaffung von passenden Büchern lag. Um Abhilfe zu schaffen, wurden die Wanderbüchereien in den Büchereistellen der Bundesstaatlichen Volksbildungsreferate eingerichtet, die in erster Linie den Büchereien als Ergänzung ihres Buch bestandes dienen sollten-in Oberösterreich hieß diese Wanderbücherei damals ,,Ergänzungsbü cherei". Sie war aber auch für Gemeinden ge dacht, die sich keine ,,Standbücherei" einrichten oder leisten konnten. Der Buchbestand der Wan derbücherei in Oberösterreich betrug, als 1953 die ersten Entlehnungen seitens der Büchereien getätigt wurden, 1500 Bände, heute über 23.000 Bände, obwohl natürlich im Lauf der Jahr zehnte zahlreiche Bücher ausgeschieden wur den. Mit dem wachsenden Buchbestand der Wander bücherei konnten auch Entlehner, die nicht zu den öffentlichen Büchereien gehörten, einbezo gen werden: Einige Schulen, Landeserholungsheime, Schü ler- und Lehrlingsheime, Altenheime, Zollwa cheabteilungen, Strafvollzugsanstalten und das Bundesheer. Eür letzteres wurde sogar im Jahr 1960 ein eigener Bücherwartekurs abgehalten. Eine Besonderheit besaß Oberösterreich noch: AI 1953 eine Beratungs- und Leihstelle für Hausmu sik, die Hauptschuldirektor Eduard Reisner be gründet und geleitet hat. Diese Hausmusikbiblio thek übersiedelte später in die Räume der Büche reistelle und blieb dort nahezu zwei Jahrzehnte, bis die Noten vor wenigen Jahren dem Landesmusikschulwerk übergeben wurden. Sie wurden vor allem von Musikschulen, aber auch von son stigen Interessenten benützt. Die meisten der genannten Einrichtungen inner halb des Volksbildungsreferates, einschließlich der Büchereistelle, wurden in einer Zeit schwerer
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