OÖ. Heimatblätter 1981, 35. Jahrgang, Heft 1/2

Man sieht jetzt aller Orten den Zusammenhang zwischen Baum und Klima, zwischen der Ro dung des Straßenbegleitgrüns und der Vermeh rung der tödlichen Unfälle, zwischen der Verroh rung und Regulierung der Bäche und Flüsse und dem Absinken des Grundwassers, zwischen dem Fremdenverkehr und der Überforderung ganzer Landstriche, zwischen äußerer und innerer Um weltverschmutzung, zwischen der Entwertung des Lebens und dem Verfall der Sitte, zwischen dem Versagen der Menschen und dem Verlust der Religion. Heimatpflege bedeutet also, eine immer umfassendere Aufgabe von der ursprüng lichen Gebäudevorsorge über den Naturschutzund die Landschaftspflege, über Volkstums- und Brauchtumspflege, wie dies schon seinerzeit W. Hofrat Prof. Dr. Aldemar Schiffkorn auf einer Europaratssitzung formuliert hat, als er von einer ,,umfassenden, tätigen Heimatpflege" sprach. Er hat in seinem Landesinstitut für Volksbildung und Heimatpflege schon vor zwölf Jahren Kul turwochen nach einem Tiroler Muster eingeführt. Ein Schwerpunkt im Programm einer solchen Woche ist die Ortsbegehung. Sie wird vom Institut jedem Organisator nicht nur dringend empfoh len, sondern es nimmt auch ein dafür vorgebilde ter Beamter daran teil, denn Ortsbegehungen werden als eine der wirksamsten Methoden für die Erhaltung des architektonischen Kulturerbes und einer naturnahen Kulturlandschaft angese hen. Es ist alarmierend, was in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg dem ,,Fortschritt" an schönen Häusern, gesunden, prachtvollen Bäumen und Landschaften geopfert wurde. Überzeugt von der Notwendigkeit der Aufklä rung der Bevölkerung nahm er wiederholt The men der Heimatpflege zum Inhalt der Arbeitsta gungen und des Jahresprogrammes der Mitarbei ter des OÖ.VolksbildungsWerkes. Das Jahr der Denkmalpflege, aber auch das Inn viertel-Jubiläumsjahr wurden vom Oö. Volks bildungswerk sehr stark für Angebote zu einer persönlichen Heimatkunde genutzt, um die Men schen wieder geistig zu beheimaten, damit sie sich mit ihren Orten und ihrer Umgebung iden tifizieren und dadurch Verständnis, ja Verant wortung für ihre Umgebung aufbringen. Den Mitgliedseinrichtungen und jedem, der sich als Heimatpfleger betätigt, standen und stehen eine Reihe von Medien zur Verfügung - Filme für den Umweltschutz, für Ortsbildpflege und Raum ordnung, Diaserien und Referenten für Vorträge und zur Information verschiedener Zielgruppen und zur Beratung bei konkreten Vorhaben. Die Zusammenarbeit des Landesinstituts für Volksbildung und Heimatpflege mit den ver schiedenen Kammern, aber auch mit den für Bauen und Umwelt zuständigen Abteilungen des Amtes der oö. Landesregierung ist eng und fruchtbar. Bei den Besichtigungsfahrten für die Aktion ,,Schönere Heimat" wird von der Abtei lung Kultur immer ein Vertreter des Institutes beigezogen. In allen Fragen, die in das Gebiet der Denkmalpflege hineinreichen, stellt es das Ein vernehmen mit dem Landeskonservator her, so daß man auch hier nicht von einem Nebeneinan der, sondern einem Miteinander sprechen kann. Vom Landesinstitut werden in der Arbeitsge meinschaft ,,OÖ. Volksbildungswerk" eine ganze Reihe von Arbeitskreisen betreut, die auf Heimatpflege ausgerichtet sind. Die Arbeitsgemeinschaft für Heimatpflege wurde von Herrn Hofrat Dr. Hans Commenda nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut. Er war Bundesstaatlicher Volksbildungsreferent von Oberösterreich und Vorsitzender einer großen Schar von Männern und Frauen, die an der Erhal tung des Volks- und Brauchtums interessiert wa ren. Er rief sie mehrmals im Jahr zu Information und Berichterstattung zusammen. Ihm ging es vor allem um die Erfassung und Aufzeichnung des vorhandenen Brauchtums, denn er war in er ster Linie Volkstumspfleger. Mit seiner Pensio nierung ging sozusagen im ,,Erbwege" die Ar beitsgemeinschaft an Herrn W. Hofrat Dr. Al demar Schiffkorn über. Einige der ersten Zusammenkünfte leitete dieser, dann übertrug er die Aufgabe der Verfasserin, weil ihm von Seiten des Unterrichtsministeriums andere Verpflichtungen auferlegt wurden. Von da an gab es regelmäßig eine Frühjahrs- und eine Herbsttagung. Die Inhalte der Treffen wurden immer von den Problemen, die es gerade zu lösen gab, bestimmt. Sehr oft befaßten sie sich daher mit der Gestaltung der Orte und der Landschaft. ,,Verantwortung gegenüber der Landschaft ist Verantwortung gegenüber der Zukunft" und „Landschaftsfragen gehören zweifellos zu den entscheidenden Lebensfragen, zur Überlebens frage der Gesellschaft" stellte kürzlich bei einem Seminar von PANOB^ Architekt Prof. Dr. Roland Rainer fest. Er scheint auch den richtigen Stel lenwert des Menschen in der Schöpfung erkannt zu haben, denn er sprach von,,unauffälliger Einund Unterordnung im Umgang mit der Natur, sei ^ „Pro Austria Nostra", Landesgruppe Oberösterreich.

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