Die Bildungszentren des OÖ.Volksbildungswerkes Von Katharina Dehler Ein Bildungszentrum soll den heutigen Men schen all das bieten, was sie als Ergänzung zum oft einseitigen Berufs- und nicht selten verein samten Privatleben brauchen, um ein befriedi gendes Leben führen zu können. Dazu sind vor allem vier Dinge notwendig: 1. Gespräche und Gemeinschaft mit anderen strebenden und suchenden Menschen zum Zweck der gegenseitigen Förderung auf dem Weg der Selbstfindung und -Verwirklichung, aber auch zur rechten und verständigen Ein ordnung in Umwelt und Schöpfung. 2. Ein Lebensstil, in dem der ganze Mensch mit Verstand, Seele, Herz und Gemüt zur Entfal tung gelangen kann. 3. Der beglückende Umgang mit den hohen Werten der Religion, der Kunst und Kultur und mit allem Schönen aus dem Bereich des Musischen und der Volkskultur. 4. Eine sinnvolle und befriedigende Freizeitbe schäftigung, durch die Phantasie, Verstand und Gemüt in gleicher Weise gefördert wer den und auch dem Menschen Freude aus dem eigenen Schaffen und am Leben erwachsen kann. Die Bildungszentren sollen es durch ihren Heim charakter jedem Menschen möglich machen, sich jederzeit für einige Tage aus seiner Verhaftung im Alltag, in Arbeit und Familie freizumachen und durch das Hineingenommenwerden in eine be hagliche Atmosphäre mit Menschen gleicher Neigung bei einer geistigen oder manuellen Be schäftigung, die ihm Freude macht, abzuschalten und einmal ganz so sein zu dürfen, wie er gerne möchte. Damit sich die Teilnehmer ohne Vorur teile angenommen fühlen und für einige Tage der beruflichen Belastung und der gesellschaftlichen Abstempelung entrinnen, wird auf eine Vorstel lung am Beginn des Kurses verzichtet. Dadurch werden auch weitgehend Komplexe und Erustrierungen ausgeschaltet und das Einsteigen in eine neue Arbeit und in eine neutrale Umgebung erleichtert. Jeder soll im Sinne von Paul Kellers „Ferien vom Ich" die Möglichkeit des neuen Be ginnens haben, zumindest aber neuen Menschen begegnen und sich Fertigkeiten, die zu einer sinnvollen Freizeitgestaltung beitragen, erwer ben können. Bei der Wahl der Bildungszentren wird immer auch darauf gesehen, daß die Teil nehmer die Möglichkeit haben, neben dem ange strebten Kursziel auch ihr Kunst- und Kulturver ständnis zu erweitern. Aber das Wesentlichste ist wohl die persönliche Betreuung der Gäste im Haus. Den Teilnehmern soll durch Wort und Tat das Gefühl vermittelt werden, ein persönlich gern gesehener Gast zu sein. Der Betreuer der Kurse muß versuchen, mit jedem ins Gespräch zu kommen, ohne aufdringlich zu sein. Er muß immer hilfsbereit und wohlwollend sein und auch Kontaktarme zu integrieren versuchen. Oft übernehmen auch Kursleiter einen Teil dieser Aufgaben, so daß sich Kursgemeinschaften bil den, die jahrelang immer wieder zusammen kommen wollen, oder es entstehen MeisterSchüler-Beziehungen, die zu Treffen führen und manchmal auch zur Erbringung gemeinsamer Leistungen, z. B. zur Ausgestaltung des Bil dungszentrums durch Weberinnen und Schnit zer, durch Maler und Keramiker, oder zu ge meinsamen anderen kulturellen Veranstaltungen und Reisen. Vielen Menschen ist es unmöglich, ein Seminar oder einen Abendkurs an einer Volkshochschule oder anderen Bildungseinrichtungen zu besu chen, weil sie einen unregelmäßigen Dienst ha ben, im Anschluß an die Dienstzeit sich der Fami lie zu widmen haben, eine zusätzliche Belastung nicht mehr verkraften oder fernab wohnen. Um allen die gleichen Bildungsmöglichkeiten zu ge ben, auch den Menschen auf dem Land, wurden die Bildungszentren eingeführt und die Kurse so angesetzt, daß sie den Besucher möglichst wenig belasten, ihn vor allem keinen Urlaub kosten, es sei denn, er besucht eine Urlaubswoche, aber da wird er ja wahrscheinlich auch die ganze Familie mitanmelden. Drei Veranstaltungsformen haben sich als be sonders günstig erwiesen; a) Wochenendseminare: (zweitägige Kurse von Freitag, 14 Uhr bis Sonn tag, 12 Uhr) - dieser Zeitraum reicht, um ungefähr jenen Stoff zu behandeln, der an den übrigen Volksbil dungseinrichtungen an zwölf Kursabenden
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