OÖ. Heimatblätter 1981, 35. Jahrgang, Heft 1/2

Ein neuer Beitrag zur Otto-Bauer-Literatur ist der von Rai mund Löw über Otto Bauer und die russische Revolution. Der Autor behandelt nicht nur die Jahre um 1918, sondern greift weit darüber hinaus. Er berücksichtigt viele der durch die Ok toberrevolution aufgeworfenen Fragen, wie die der Einheit der Arbeiterklasse, der Trennung der,,Zweiten Internationa le" bis hin zur Fragestellung, ob der StaHnismus eine Vorstufe zur sozialistischen Demokratie sei. Beide Bände haben weder ein Personen- noch ein Ortsregi ster, was zweifellos ein wesentlicher Nachteil ist. H. Slapnicka Peter Meusburger: Beiträge zur Geographie des Bildungs- und Qualifikationswesens. Regionale und soziale Unterschiede des Ausbildungsniveaus der österreichischen Bevölkerung (= Innsbrucker Geogr. Studien. Bd. 7), Innsbruck 1980. Textband: 229 Seiten mit 78 Tab. und 13 Abb. Kartenband: 37 Karten. S 375.-. Unter ,,Geographie" verstand man früher schlechthin ,,Erd beschreibung", wenngleich schon lange ein Unterschied zwi schen physischer Geographie und Anthropogeographie ge macht wurde, wobei letzterer Begriff häufig mit ,,Kultur geographie" gleichgesetzt wird. Neben Wirtschafts-, Siedlungs-, Verkehrsgeographie usw. etablierte sich in den letz ten Jahrzehnten auch der Begriff ,,Sozialgeographie", dem die vorliegende Arbeit aber auch nur teilweise zugeordnet werden kann. Umso erfreulicher und bemerkenswerter ist daher dieses Unterfangen, das Ausbildimgsniveau der öster reichischen Bevölkerung in Beziehung zu setzen mit geläufi gen geographischen Faktoren. Bislang wurde ja das Bildimgswesen bestenfalls von Soziologen und Pädagogen aus ihrer Sicht heraus behandelt, nunmehr liegt dieses Problem, das durch die Bildungsexplosion der letzten Jahrzehnte im mer bedeutender wurde, auch mit den wissenschaftlichen Methoden und Möglichkeiten der Geographie behandelt, vor. Die Erfassung der notwendigen Unterlagen für diese umfang reiche Arbeit war nicht nur enorm zeitaufwendig, sondern si cher mitunter auch äußerst schwierig; erste Grundlage hiefür bot die Auswertung auch unveröffentlichter Ergebnisse der Volkszählung 1971. Das Ergebnis rechtfertigt die aufge wandte Mühe, da es nicht für sich allein zu sehen ist, sondern für viele Bereiche der Geographie, aber auch mancher anderer Disziplinen grundlegende neue Erkenntnisse bietet, die für die praktische Bildungsarbeit wie für die Beurteilung des Be schäftigungssystems entsprechende Auswirkungen haben könnte. Aus der Vielfalt dieser Ergebnisse seien im folgenden einige Beispiele herausgegriffen: Der Anteil an Akademikern ist, be zogen auf die Wohnbevölkerung, in Wien am höchsten, im Burgenland am niedrigsten, gefolgt von Niederösterreich, Oberösterreich und Vorarlberg. 9 % der Wohnbevölkerung über 15 Jahre mit mosaischer Religionszugehörigkeit sind Akademiker, während dieser Anteil bei den Katholiken nur 1,9 % beträgt; auch bei den ethnischen Minderheiten ergeben sich ziemliche Unterschiede, wobei dieser Anteil bei Personen mit magyarisch-deutscher Umgangssprache weitaus am höchsten ist. Die zentralörtliche Bedeutung drückt sich ent sprechenderweise auch im Ausbildungsniveau aus, das mit zunehmender Höhenlage des Arbeitsortes abnimmt. Die rela tiv größte regionale Gleichverteilung ist bei den Arbeitsplät zen mit dem niedrigsten Ausbildimgsniveau festzustellen. Sehr interessant ist jeweils auch der Frauenanteil, wobei bei den Höchstqualifizierten die regionale Konzentration beson ders stark ist. Die Gemeinde mit dem höchsten Anteil an Akademikern in Oberösterreich ist Puchenau (21,3 % der männlichen und 12,4 % der weiblichen Bevölkerung) - ähn lich wie in Kämten, wo ebenfalls nicht die Landeshauptstadt, sondern eine bevorzugt gelegene Umlandgemeinde (Krum pendorf) den höchsten Prozentsatz aufweist. Linz hat nach Bregenz übrigens von allen österreichischen Landeshaupt städten die niedrigste Akademikerquote, Innsbruck die höch ste. Während der berufsorientierte Wohnsitzwechsel bei Pflichtschulabsolventen 1977 nur 3,3 % betrug, lag er bei Universitätsabsolventen über 65 % - die regionale Mobilität ist also ebenfalls stark vom Ausbildungsniveau abhängig. Neben den vielen aufschlußreichen Tabellen im Textband ist insbesondere auch der Kartenband hervorzuheben. Beson ders wertvoll ist der Umstand, daß die meisten Aussagen auf Gemeindebasis bezogen sind und damit genaue Aufschlüsse lungen ermöglichen. Der Maßstab der Karten ist nur aus dem beigefügten Bildmaßstab errechenbar, die größten Karten sind 1:1 Mill. Die Lage einiger Bezirkshauptorte (warum nicht alle oder keine?) innerhalb des Gemeindegebietes ist auf die sen Karten durch einen Punkt gekennzeichnet; alle Bezirks hauptorte sind genannt. Bei Vöcklabruck und Grieskirchen ist allerdings sowohl der Punkt wie auch die Ortsangabe nach Westen gerutscht, und zwar nach Timelkam und im anderen Fall nach St. Georgen b. Gr. Der Karteninhalt dürfte jedoch in beiden FäUen im Hinblick auf deren zentralörtliche Funk tionen jeweils die richtige Gemeinde treffen. Die wenigen oben erwähnten Beispiele können nur einen äu ßerst geringen und daher mangelhaften Einblick in die Fülle der vielfältigsten Probleme und Korrelationen ergeben, die der Autor, Assistent am Geographischen Institut der Univer sität Innsbruck, mit dieser Habilitationsschrift genauestens erarbeitet und dargestellt hat. Selbst gewisse erhebungsbe dingte Schwächen der Arbeit, z. B. die Nichtberücksichtigung der beruflichen Qualifikation außerhalb des schulischen Ausbildungsniveaus oder - nicht eigens erwähnt - die Einbe ziehung der beruflichen Erwachsenenbildung, werden in der Abhandlung genannt. Einen ersten Einblick in die Arbeits weise und in die Ergebnisse der Untersuchung bietet die vier Seiten lange Zusammenfassung, die in weiteren Aufgaben der Geographie des Bildungs- und Qualifikationswesens mündet. Aber schon die hier vorgelegten Studien stellen ei nen wesentlichen Beitrag zu diesem relativ jungen Zweig der Geographie dar, der im deutschen Sprachraum gar erst in den sechziger Jahren erste Ansätze dazu erbrachte. D. Assmann Der Weg nach oben. Festschrift zum 80jährigen Bestand der Oberösterreichischen Raiffeisen-Zentralkasse. Linz 1980. 132 Seiten. Zahlreiche Abb. Daß die Festschrift eines Bankunternehmens auch lesbar sein kann, beweist der zum 80jährigen Bestand der Oberösterrei chischen Raiffeisen-Zentralkasse herausgegebene Band ,,Der Weg nach oben". Nach grundsätzlichen Stellungnahmen über die durch 80 Jahre praktizierte Genossenschaftsidee (Generalanwalt Dr. H. Klauhs) und die Praxis in Oberöster reich (Obmann Dipl.-Ing. G. Ritzberger und Generaldirektor Dr. W. Kern) gibt Harry Slapnicka eine Geschichte der Ober österreichischen Raiffeisen-Zentralkasse in den acht Jahr zehnten zwischen 1900 und der Gegenwart. Er schildert nicht nur die Gründung des Instituts auf Grund einer Initiative von Landtag und Landesausschuß. Er bettet die Geschichte dieser Genossenschafts-Zentralbank in die Geschichte Oberöster reichs, wobei er natürlich die Wirtschafts-, Finanz- und So zialgeschichte Oberösterreichs besonders berücksichtigt. Kurze Kapitel und zahlreiche sorgfältig ausgewählte Fotos sollen zum Lesen anreizen. Auch die mustergültige graphi sche Gestaltung durch Gerhard Balder muß erwähnt werden.

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