OÖ. Heimatblätter 1981, 35. Jahrgang, Heft 1/2

Zum Schluß bringt das Buch erstmalig eine große Bibliogra phie, die die Bibliographie in der Dissertation von Dr. Klaus Zelewitz (1970) noch um 83 Nummern erweitert. Möge es dem um Suso Waldeck so verdienten Land Ober österreich, das seit den Tagen von Dr. Heinrich Gleißner sein Ehrengrab hütet, gelingen, wie Landeshauptmann Dr. Josef Ratzenböck andeutete, durch Rettung seines Werkes ein blei bendes Denkmal zu setzen für Heinrich Suso Waldeck. Franz Ser. Brenner Franz Carl Lipp: Goldhaube imd Kopftuch. Zur Geschichte und Volkskunde der österreichischen, vornehmlich Linzer Goldhauben und oberösterreichischen Kopftücher. Linz: OLV-Buchverlag 1980. 196 Seiten mit 42 Färb- und 138 Schwarzweißbildern, 1 Färb- und 3 Schwarzweißtafeln, 42 Zeichnungen. S 548.-. ISBN 3-85214-258-X. Beginnend mit ,,Geschichte, Grundtypen, Sonderformen" der Hauben, wird ein großer Abschnitt speziell der ,,Linzer Goldhaube" gewidmet, ergänzt durch Typentafeln und einer Verbreitungskarte, die das Vorkommen der Linzer Gold haube zwischen Südböhmen und Istrien, Niederbayern und Untersteiermark ausweist. Das Kapitel ,,Von der Herstellung der Linzer Goldhauben" zeigt ihr Innenleben, den mühevol len Weg vom Weben und Besticken des Bandes bis zu dessen Montage auf ein Drahtgerüst. Nach jahrzehntelanger Beschäftigung mit diesem Stoffgebiet hat Franz C. Lipp nun ein großes Werk der Trachtenfor schung herausgebracht. Bis jetzt sind nur vereinzelt Arbeiten zu diesem Thema erschienen. Lipp bringt eine umfassende Darstellung, deren Grundlage die Haubensammlung des Oberösterreichischen Landesmuseums bildet. Vervollstän digt wird das Buch durch viele ausgezeichnete, mit Sorgfalt ausgewählte und in den Text eingefügte Fotografien. Das „Kostüm zur Linzer Goldhaube" und der ,,Schmuck zur Goldhaubentracht" haben ihren Platz; ebenso das ,,Gold haubentragen" und der ,,Goldhaubenbrauch". Weniger Beachtung findet der Einfluß der Goldhaubenbewe gung auf das kulturelle Leben in der Gegenwart. Die Anferti gung einer Haube ist ja nicht Selbstzweck, ihre Trägerinnen möchten sich in der Öffentlichkeit zeigen, was eine verstärkte Gemeinschaftspflege nach sich zieht: die brauchtümlichen Anlässe in der Gemeinde werden festlicher begangen. Jeder Stickkurs wird mit einer Ausstellung abgeschlossen, die ne ben den neu angefertigten Goldhauben, alten Schmuck, Hausrat, Möbel und v. a. m. zeigt, was ganz wesentlich zur Rettung und Wiederentdeckung der Volkskultur von unten her beiträgt. Dr. Katharina Dobler vom Oö. Volksbildungs werk erkannte als erste die Möglichkeiten der Erwachsenen bildung innerhalb der Goldhaubengruppen und begann eine Landesorganisation (derzeit etwa 14.000 Mitglieder) mit Landesobfrau (Anneliese Ratzenböck), Bezirksobfrauen und örtlichen Leiterinnen aufzubauen, über die es möglich ist, sehr wohl auch Gedanken des Ortsbild- und Landschafts schutzes, der Heimatpflege sowie andere kommunale und soziale Aufgaben an die Basis heranzutragen. Der zweite Teil des Buches befaßt sich mit dem Kopftuch, vornehmlich geht es um das ,,Große, schwarze SeidentaftKopftuch", dessen Vielfalt in dem Teil,,Einige Beschreibun gen und Anleitungen, Kopftücher zu binden" sichtbar wird. Erstaunlich die Bindungsunterschiede, die genaue land schaftliche und sogar örtliche Zuordnungen der Kopftuchträ gerinnen möglich machen, die im Attergau die evangelischen Bäuerinnen sich von den katholischen durch die Art, ihre Kopftücher zu binden, unterscheiden lassen. Auch hier fin den Kleidung und Brauchtum gebührende Beachtung. Wie im Klappentext gewünscht, werden sicherlich Mädchen und Frauen, die in Goldhaube und Kopftuch mehr sehen als ein Relikt der Vergangenheit, das in der Tat wertvolle Buch besonders schätzen. Elisabeth Schiffkorn Gudrun Baudisch - Keramik. Von der Wiener Werkstätte zur Keramik Hallstatt. Bearbeitet v. Otto Wutzel, Farbauf nahmen Barbara Pflaum, mit Textbeiträgen von Rudolf Bayr, Erich Boltenstem, Johannes Hohenberg, Clemens Holzmeister. Linz: OLV-Buchverlag 1980. 72 Seiten Text. 70 Seiten Abb. S 698.-. Drei namhafte Vatergestalten der österreichischen Kunst szene des 20. Jahrhunderts haben daran Anteil, daß die Ke ramikerin Gudrun Baudisch, geb. 1907 in Pöls, Steiermark, ein bekannter und glänzender Name dieses Schauplatzes wurde: Josef Hoffmann, Clemens Holzmeister und Wolfgang von Wersin - aber nur ein Name und ein Begriff haben die seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges im Salzkammergut Ange siedelte zur heimatberechtigten Oberösterreicherin werden lassen, der bereits allgemein verbreitete Begriff HaUstatt-Keramik. Josef Hoffmann, der Gründer der Wiener Werkstätten, hatte die von Hans Adametz in Graz bestens eingeschulte junge Künstlerin 1926 unter seine Fittiche genommen und ihr nicht nur eine feste Anstellung als Entwerferin, sondern auch das „tektonische Moment" gesichert, das ihrer ,,spielerischen Leichtigkeit" das künstlerische Rückgrat sicherte. Wien war in den Jahren von 1926 bis 1936, die Gudrun Baudisch dort verbrachte, gerade wegen der ,,Wiener Werkstätten", ein Mekka der angewandten Kunst und des Kunstgewerbes. Das tektonische Moment wurde vollends zum Fundament ihres Schaffens, als Clemens Holzmeister auf die begabte Kerami kerin, die ja auch eine vorzügliche bildhauerische Ausbildung besaß, aufmerksam gemacht, sie einlud, an der künstleri schen Ausgestaltung des Palais Kemal Atatürk in Ankara und später am österreichischen Pavillon bei der Weltausstellung 1933 in Brüssel mitzuwirken. Die Zusammenarbeit mit Cle mens Holzmeister, der Gudrun Baudisch auf die erfolgreiche Fährte der Keramik am Bau, auf ,,Architektur-Keramik" brachte, dauert seit fünfzig Jahren bis zur Gegenwart. Freundschaftlich wie die künstlerische Zusammenarbeit mit Clemens Holzmeister gestaltete sich auch die Beziehung zu Wolfgang von Wersin. Konnte Josef Hoffmann sie vom neuen Stil in der keramischen Form, Clemens Holzmeister von der Idee des Gesamtkunstwerkes, der Zusammenarbeit aller Künste am Bau und für den Bau begeistern, so bezog Gudrun Baudisch aus ihrer bis in die frühen 50er Jahre zurückreichen den Bekanntschaft mit Wolfgang von Wersin sehr viel kunst philosophische, wie überhaupt geistige Bestätigung ihres Schaffens. Wersin war so wie Josef Hoffmann den Ideen des Werkbundes verpflichtet, der sich seit Beginn des Jahrhun derts von jeglichem historischen Ballast befreite und der rei nen, aus sich selbst bestehenden Form zustrebte. Wersin nun ging einen Schritt weiter und löste sich, besonders in den letz ten Jahrzehnten seines langen Lebens (3. 12. 1882 bis 13. 6. 1976, nicht 1978, wie irrtümlich angeführt ist) immer mehr auch vom Primat des Funktionellen. Nicht das Nur-Zweckmäßige, wie man es zwischen 1910 und 1950 gepredigt hatte, das vor allem Schöne genieße den Vorrang auch in der ange wandten Kunst. Durch Wolfgang von Wersin fand Gudrun Baudisch nach ihren Schaffensjahren in Wien und Berlin (1937 bis 1945) eine neue geistige Heimat im Oberösterreichi schen Werkbund, der 1948 am Oö. Landesmuseum in Linz etabliertwurde. Kurz vorherhatte sich die Künstlerinzu sammen mit ihrem Mann, Karl Heinz Wittke, in einem schon 1937 in Hallstatt erworbenen Hause niedergelassen. Das her-

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