und zugleich der Erwachsenenbildung und de ren Organisationen zugewandten Beamten war in Österreich deshalb möglich, weil die Hoheits funktionen, die er auszuüben hatte, bisher mini mal waren. Schiffkorn repräsentierte beide ,,Ge sichter" mit erstaunlicher Gewandtheit. Er paßte seine Rhetorik der RoUe an, die er gerade zu spie len hatte. Er konnte sehr ausgewogen, mit ge messenen, wohlerwogenen Worten, in der Ge dankenführung einem durchdachten Aufbau folgend, seine offiziellen Reden halten und er verstand es ebenso gut, mit Tagungsteilneh mern, Mitarbeitern, Kollegen und Freunden zu diskutieren, wobei seine spontanen Ausdrucks möglichkeiten zum Vorschein kamen. Er konnte sich da besonnen und vehement äußern: immer war man sich bewußt, daß er als Gesprächspart ner wie jeder andere reagierte, unbekleidet mit der Autorität eines Amtes. Was Schiffkorn im Rahmen des Oberösterreichi schen Volksbildungswerkes inhaltlich vermittel te, trug, wie schon gesagt, den Stempel seiner universell ausgerichteten Persönlichkeit: univer sell im Sinne der Weltoffenheit, die sich in seinen internationalen Beziehungen bestätigte und ihn vor einer rein provinziell orientierten Tätigkeits ausrichtung bewahrte; im Sinne eines brüderlich offenherzigen Ökumenismus; schließlich im Sinne der grundsätzlichen Hereinnahme aller re levanten Wissensgebiete in seine Arbeit und die besondere Berücksichtigung der verschiedenen Zweige des Musischen, von der Literaturbetrach tung bis zur musischen Selbsttätigkeit und zur Beobachtung des Sternenhimmels unter wissen schaftlicher Anleitung. Er verband dabei das Sachbezogene und das aufs Werk Gerichtete mit der sozialen Dimension, indem er den gesell schaftlichen und, weit früher als andere, den familienhaften Charakter einiger Veranstaltungs formen unterstrich. Um dem Zweck einer dislo zierten, gut gestreuten Kurstätigkeit den Boden zu bereiten, rief auf seinen Vorschlag die ober österreichische Landesregierung eine Reihe von Kulturzentren in Schlössern und Klöstern ins Le ben, so daß heute dieses Land von einem Netz werk von Stätten der Kultur durchsetzt ist, wo Kurse, Tagungen, Familientreffen stattfinden, und so dem Ideal der flächendeckenden Volks bildung näher gekommen ist. Eine beachtenswerte Leistung hat Schiffkorn auf publizistischem Gebiet erbracht. Die Mitteilun gen des Oberösterreichischen Volksbildungs werkes, die vor allem der internen Information über die in diesem Land geschehenen Ereignisse dienen und Aufsätze, Ankündigungen, Referen tenhinweise, Personalia und Rezensionen brin gen, werden mit sparsamsten finanziellen Mit teln vervielfältigt und erscheinen heuer im 31. Jahrgang! Eine Buchreihe, zum Teil doku mentarischen, zum andern Teil systematisch re ferierenden Charakters, wird fortgesetzt. Ein wichtiges Ereignis im Leben Schiffkorns war die zum Anlaß des 100. Gedenktags der Ernen nung Adalbert Stifters zum Schulrat am 3. Juni 1950 erfolgte Konstituierung des Adalbert-Stif ter-Institutes. Schiffkorn hatte die Initiative dazu ergriffen, den festlichen Akt vorbereitet, und er leitete das Institut, bis es sich in seinem Bestand stabilisiert, durch die Herausgabe seiner Werke, die Veröffentlichung wissenschaftlicher Arbeiten über ihn, die Heranbildung eines an seinem Werk interessierten Nachwuchses, die Herausgabe ei ner Vierteljahresschrift, die Sammlung von Altund Neuerscheinungen über den Dichter, die fachliche Beratung und Förderung der StifterForschung zu internationalem Ansehen gelangt war. Nachdem Schiffkorn bereits nach dem Zweiten Weltkrieg in Trier als Leiter des Städti schen Museums eine Karl-Marx-Gedenkstätte eingerichtet hatte, war der in Graz Geborene in seiner neuen Heimat Linz dem dichterischen Ge nie begegnet, dessen Gedächtnis er nicht nur pie tätvoll dienen woUte, dessen geistige, künstle risch-poetische Welt ihn vielmehr unwidersteh lich in ihren Bann zog. Die Beschäftigung mit dem Dichter und Pädagogen Stifter, den Kurt Gerhard Fischer, einer der engsten Freunde Schiffkorns, als frühen Erwachsenenbildner Österreichs entdeckt hat, kam dem elementaren Interesse des Nadler-Schülers Schiffkorn entge gen, so daß man den Eindruck gewinnen mußte, daß er sich im Stifter-Institut mehr als anderswo in ,,seiner Welt" befand. Der hochintelligente, phantasiebegabte, mit ei nem stupenden Gedächtnis ausgestattete Schiff korn (er ragte aus dem KoUegenkreis hervor, in dem es ihm nicht schwer fiel, aus dem Kopf, ohne irgendwelche Notizen beanspruchen zu müssen, über eine mehrtägige Tagung ein ausführliches Protokoll zu verfassen) wäre nur nach seiner menschlichen Außenseite betrachtet, wenn man die tiefe religiöse Verwurzelung seines Lebens außer acht ließe. Das spirituelle Erbe seiner El tern, die christliche Erziehung im Kindes- und Jugendalter, die Ehe mit seiner ihm im katholi schen Bekenntnis verbundenen Gattin, die Ver antwortlichkeiten, die sie beide für die Erziehung
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