OÖ. Heimatblätter 1981, 35. Jahrgang, Heft 1/2

kulturelle Sensibilität, die Breite seiner Kenntnis se, die Tiefe seines Wissens gegenseitig durch dringen. Schiffkorn kann da aus einer großen Fülle schöpfen und wer mit ihm umgehen durfte, hat daraus seinen Nutzen gezogen. Organisation ist für ihn nicht Selbstzweck. Er stellt sein Talent auf ganz organische Weise in den Dienst seiner Absichten, die aus dem reichen Fundus seiner ei genen Bildung gespeist sind. Er versteht sich auf durchdachte Planung und rationelle Durchfüh rung des Geplanten. ,,Wer klar denkt, organisiert gut", sagte mir vor Jahren einmal eine Kollegin. Das mag nicht für jeden gelten, trifft aber auf Schiffkorn zu. Ein Management, nach dem Reiß brettmuster berechnet, ist ihm allerdings fremd, ja in der Seele zuwider. Was er organisiert, steht im Dienst seiner Teilnehmer oder Mitarbeiter, ob es sich darum handelt, den örtlichen Leitern sei nen informativen Vermittlungsapparat zur Ver fügung zu stellen, der ihre Ankündigungen und Berichte an die Medien weitergibt, ob er ihnen mit Rat und Tat zur Seite steht, Themen vor schlägt, Vortragende empfiehlt und vermittelt: man wäre geneigt, von zahllosen Diensten zu sprechen, wenn man nicht wüßte, wie genau in seinem Amt alles registriert wird und in den re gelmäßig erscheinenden Statistiken zu lesen steht. Schiffkorn kann beides: vorausbedenken, Ideen aufgreifen, überlegen, planen einerseits; impro visieren, die Situation, wie sie sich aus dem Au genblick ergibt, erfassen, seine Route ändern, neue Akzente setzen andererseits. Diese Fähig keit hängt eng mit dem Dialogischen seines Den kens, Empfindens und Reagierens zusammen. Jede Art monomanen Programmeschmiedens liegt ihm fern. Er ist seiner Persönlichkeitsstruk tur nach Animateur, anregender und belebender Partner eines Gesprächs, aus dem jeder ihm Be gegnende und Entgegnende Gewinn zieht, bei dem er sich jedoch keineswegs als ausschließlich Gebenden, sondern auch als Empfangenden empfindet. Die Kraft und der Reichtum einer Per sönlichkeit erweist sich nun aber primär im Aus maß seiner Empfänglichkeit für Werte, für Wert echtheit, Wertrang und Wertgehalt. Seine Emp fänglichkeit dafür motiviert seine Antworten in ihren Ausformungen des Betrachtens, Erwägens, Urteilens und Handelns. Schiffkorn hat da die Gabe des unbestechlichen Blicks, er sieht die Dinge im rechten Licht, er läßt sich nicht hinters Licht führen. Gerade in unserer vielfältig ver wirrten Zeit ist das eine für den Erzieher, den er ziehenden Organisator und Administrator un gemein schätzenswerte Eigenschaft. Ein Erzie her, der nicht zu orientieren weiß, oder, was noch bedenklicher ist, falsch orientiert, ist ein schlim mes Übel. Schiffkorn orientiert nun aber nicht nach vorgestanzten Denkmustern, nach zwar einwandfreien, aber abgestandenen Ideen und Maximen. Was ihn vielmehr kennzeichnet, ist seine Aufgeschlossenheit des Denkens, seine Weite des Herzens, seine Unmittelbarkeit des Eingehens auf Dinge und Menschen, seine Ori ginalität des Fragens, seine Kunst des spontanen Formulierens ohne jede Spur von Künstlichkeit, ohne nach der treffenden Pointe zu schielen. Diese von jeglicher Form persönlichen Manie rismus freie Art sich zu geben, verleiht seiner Rede und seiner Schreibe den Zug klassischer Einfachheit und Klarheit, die dem Hörer oder Le ser das beruhigende Gefühl einer sicheren und sichernden Überzeugung vermittelt. Im persönlichen Umgang mit anderen zeichnet ihn Herzlichkeit aus, vermischt mit einer kava lierhaften Höflichkeit, die ihn dem Gesprächs partner nahe kommen, aber nicht zu nahe treten läßt. Seine Herzlichkeit ist frei von indiskreter Vertraulichkeit, aber ebenso weit entfernt von den glatten Umgangsformen des geschmeidig sich Anpassenden, im Grunde jedoch den eignen gesellschaftlichen Erfolg Suchenden, auf sich selbst und nicht auf den andern Zentrierten. Er beobachtet aufmerksam, aber ohne die morali sche Schärfe des kühlen Intellekts. Er beobachtet, um zu helfen. Die Noblesse seines äußerlichen Gehabens vermengt sich mit einem naturhaften Temperament, das noch nicht allemal die Züge unerschütterlich heiteren Gleichmuts trägt, das sich vielmehr gelegentlich erregbar zeigt. Seine Großmut tritt darin zutage, daß er leicht ver söhnbar ist. Schiffkorn hat ein ursprüngliches, durch das Christliche seiner Persönlichkeit über höhtes Verlangen nach dem Frieden zwischen den Menschen, die er bejaht, an denen ihm liegt und die er aus ihren Verstimmungen und Ver krampfungen gelöst sehen möchte. Ihm liegt nicht nur der Friede, sondern auch die Ehre seines Mitmenschen am Herzen. Obgleich er die Überlegenheit aller Eigenschaften, Tugen den, Gesinnungen sieht, die im Inneren des Menschen wohnen, mißachtet er doch nicht die äußere Ehre als wichtige Dimension des sozialen Lebens. Die öffentliche Anerkennung des Ver dienstes derer, die auf dem Feld der Erwachse nenbildung ihre selbstlose, materiell gering be lohnte und von manchen unbedankte Arbeit lei sten, ist ihm ein Anliegen, dem er sich voll zu wendet und das er zielstrebig verfolgt. Er erblickt

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