Foto: Hoff sein Geschäft war ein durch und durch humanes. Seine brillante Intelligenz, seine in ernsten Stu dien erworbenen Kenntnisse stellte er in den Dienst der aufs ganze Land verstreuten Mitarbei ter, der Multiplikatoren, aber auch seiner Lands leute insgesamt, deren Auswahl durch sie selbst erfolgte, indem sie sich freiwillig zu den zahllo sen, vom Bildungswerk veranstalteten Kursen meldeten. Er fiel im Kollegenkreis auf durch die Schärfe seiner Problemsichtigkeit, durch ein blitzschnelles Erfassen und Umsetzen neuer Ideen in bildnerische Aktionen, so daß ein breites Spektrum des Wissenswerten und Erlernbaren auf geeignete Weise, systematisch, soweit es dem didaktischen Zweck dienlich war, vermittelt werden konnte. Dabei wußte er sich eines Stabes gediegener Mitarbeiter zu vergewissern, unter denen die charakterlich und hinsichtlich ihrer Tüchtigkeit gleicherweise hervorstechenden Damen Dr. Dobler und Frau Hofinger besondere Erwähnung verdienen. Der Enthusiasmus, der Schiffkorn auszeichnete, verführte ihn nicht zur Verstiegenheit, vor der ihn offenkundig das romanische Erbe, das er im Blut trägt, bewahrte. Seine Begeisterungsfähig keit war immer von einem kritischen Sinn für das Realisierbare, von der Gabe der Unterscheidung der Geister, vom wertenden Verständnis für Rangunferschiede in den Bereichen der Wirk lichkeit, von einem feinen Gespür für das Rechte und Richtige getragen und beherrscht, was ihn davon abhielt, illusionären Utopien nachzuja gen, und ihn und durch ihn andere davor be wahrte, Zeitströmungen zu folgen, die sich avantgardistisch gebärdeten und einen empfind lichen Wertverlust zur Folge hatten. Sein romani scher Realismus verhinderte auch, daß er die selbstgesetzten Ziele absolut setzte. Er weiß nicht nur um das human Relationale alles Wissens, sondern auch um das lediglich relativ Bedeut same mancher menschlicher Bemühungen. Er versank nie in seine Tätigkeiten als solche, ob wohl er sich für die, denen sie galten, restlos ein setzte. Er konnte dabei müde werden und er schöpft wirken. Aber er verzweifelte nicht an der Sache, der er diente. Er schien zu ahnen, daß in jeder menschlichen Bestrebung ein ungeklärter, unausgegorener Rest zurückbleibt, und sein hi storischer Sinn sagte ihm, daß im Leben des Ein zelnen wie der Gesellschaft alles im Fluß ist und der Mensch, wenn er sich versagt und in die Irre geht, immer aufs neue Erfahrungen macht, die ihn zur Besinnung rufen. Gerade die rasche Auf einanderfolge von Generationsmentalitäten in unserer Gegenwart, die der historisch Geschulte beobachtet, hat ihn gelehrt, Phasensymptome nicht überernst zu gewichten und Zeittrends nicht als endlos anzusehen. Auf diese Weise hat er zu jeder Zeit, auch in bedrängenden Augen blicken seines Lebens, den Funken Zuversicht bewahrt, der ihm die Kraft gab, neuen Atem zu schöpfen, Enttäuschungen zu überwinden und am nächstliegenden Punkt möglicher Wirksam keit anzuknüpfen, ohne den Blick vom Pflug zu rückgewendet an dem, was geschehen war, hän gen zu bleiben, statt das Entstandene zum Anlaß eines Neubeginns zu machen. Seine Kenntnis hi storischer Gegebenheiten und Zusammenhänge erlaubte ihm auch, den trügerischen Anschein ideologischer Thesen und Projekte zu durch schauen, die sich modern dünken, aber aUzu oft längst bekannte, später vergessene und wider legte Vorstellungskonstrukte kritiklos reprodu zieren. Das kritische Organ jedes Menschen ist gesteuert aus einem Erlebnishorizont, in dem sich seine
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