OÖ. Heimatblätter 1981, 35. Jahrgang, Heft 1/2

und Zukunft die Grundlage dazu bilden. Zu sei nem 80. Geburtstag erschienen in den Zeitungen zahlreiche Würdigungen, auch erhielt Lugmayer viele Glückwunschschreiben, eines davon lautet: „Ich bin stolz darauf, daß ich in Deiner geistigen Machtsphäre wirken konnte. Du hast mir mit Deinem Buch ,Philosophie der Person' eine ge sunde Plattform für mein Wirken als Lehrer ge geben. Ich sage auch dafür Dank . . . Dein ge treuer Lichal." Bald darauf schrieb Lugmayer am 11. April 1972 sein letztes Vermächtnis^®. Es soll hier erstmals im vollen Wortlaut veröffentlicht werden: Die Person ist die transzendente Wirklichkeit des Menschen oder: Der Mensch ist eine Person, die teilweise, zeitweise mit der Wirklichkeit der Erscheinungswelt verbunden ist. Die Erscheinungswelt ist gesetzmäßig, unfrei, die Per son unterscheidet und entscheidet und ist daher frei. Zu den Erscheinungen gehören auch die biologischen und psychischen Erscheinungen, aber über diesen steht an sich die Person. Der Materialismus anerkennt nur die Wirklichkeit der Erscheinungswelt, nicht die Wirklichkeit der Person. Die Überordnung der Person ist die Voraussetzung für die Erklärung der Menschenrechte und des Rechtes überhaupt. Die menschliche Person ist Hauptgegen stand des Studiums, der Bildung und der Volksbewe gung, siehe z. B.: Puccetti: Außerirdische Intelligenz in Philosophie und Religion, Singapur, Econ-Verlag. Im englischen, französischen und deutschen Sprachge brauch ist der Begriff Person noch überlagert durch die Denkform nach Kant, Hegel, Freud. Einbeziehung theologischer Denkformen in den BUdungsbegriff: Besonders: Jo 1 (Ebenbüdlichkeit, Beziehung, Theos und pros ton Theon). Jo 6 (Warnung vor Fehldeutung des Abendmahls; Heisch und Geist). Jo (Beschreibung der bisherigen Kulturgeschichte, Sozialgeschichte mit Zuhüfenahme der Plagebilder und der 1000 Jahre). Stärkere Heranziehung der englischen Forschung (Dawson, Toynbee). Am Sonntag, dem 16. April 1972, starb Karl Lugmayer. Die feierliche Einsegnung nahmen sein Bruder P. Josef Lugmayer SJ und P. A. Bre dendick COP. vor. Das Begräbnis am 25. April auf dem Ottakringer Friedhof in Wien war nach dem Wunsch des Verstorbenen still und eirtfach. Das Kreuz, das Lugmayer bereits für seine Eltern entworfen hatte, zeigt die Form eines Dreiecks, Symbol der ebenbildlichen Person: Sein (Ich-)Erkennen-WoUen; die Namenstafel hat die Gestalt eines Vierecks, Symbol der vier Grunderschei nungen der Natur: Kraft - Maß - Raum - Zeit. Im Spiegel der Zeitgenossen Von über 40 vorliegenden Stimmen sollen hier nur einige auszugsweise angeführt werden. Senatsrat Dr. Richard Müller in einem Brief^^ an Lugmayer: Wir verehren in Ihnen einen der verdientesten und be deutendsten VolksbUdner unseres Landes, einen un erschrockenen Denker, einen Mann, der ein Leben lang unehrliche Kompromisse und Oberflächlichkei ten bekämpft hat . . . Nikolaus Eloworka anläßlich des 70. Geburtsta ges von Karl Lugmayer: . . . Versucht man Lugmayer in eine bestimmte Kate gorie einzuordnen, so beginnen die Schwierigkei ten . . . Kritisch gegenüber jedermann, ist er es am kompromißlosesten gegenüber sich selbst. Er trägt keine Maske, ist durchsichtig wie ein Kristall, gibt sich immer und jedem gegenüber so wie er ist, und seine geradezu physische Abneigung gegen Pathetik ver trägt sich harmonisch mit dem hohen Schwung seiner Gedanken und seinem österreichischen Patriotismus, auf den niemals ein Schatten gefallen ist. Unter Aka demikern ob seiner Wissensfülle, seiner messerschar fen Argumentation ein gefürchteter Diskussionspart ner, fühlt er sich am wohlsten im intimen Gespräch mit einfachen Arbeitsmenschen, mit denen er gerne stun denlang in kleinen Beiseln zusammensitzt und die sich mit ihm ausgezeichnet verstehen. Dr. Eugen Hellsberg in seinem Nachruf^^: Obwohl Lugmayer eine starke, ausgeprägte, eigenwil lige Persönlichkeit war, ist er ein einfacher, bescheide ner, selbstloser Mensch geblieben. Daran haben auch die vielen Auszeichnungen und Ehrungen, die ihm zuteü geworden sind, nichts geändert . . . Als Humanist von eigenständiger Prägung war er sein Leben lang bemüht, die hohen Werte der antiken und abendländi schen Philosophie mit den fundamentalen Grundsät zen des Christentums zu verbinden. Auf diesem Boll werk steht sein imbeirrbarer Glaube an den Menschen. Diesen Glauben hat Lugmayer aber nicht nur gelehrt, er hat ihn auch vorgelebt. Es ist nicht möglich, die Per sönlichkeit Karl Lugmayers in einem kurzen Nachruf ausreichend zu würdigen. Diese schöne und wichtige Aufgabe bleibt einer künftigen Forschung vorbehalten. Alle Abbildungen stammen aus dem Nachlaß von Karl Lugmayer. Aus dem Nachlaß. ■Gemeint ist die Geheime Offenbarung des Apostel Johan nes (Anm. d. Red.). Aus dem Nachlaß. In: Furche Nr. 9, Wien 1962. 33 Karl Lugmayer zum Gedenken. In: Jahrbuch des österr. Volksliedwerkes, Bd. XXI. Wien 1972, S. 106.

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