OÖ. Heimatblätter 1981, 35. Jahrgang, Heft 1/2

REPUBLIK OSTERREICH DER STAATSKANZLER ZI. 4435 -Pr./45. Herrn Dr. ILarl lugme/er D'e Voretonde der antifaschistischen Parteien Österreichs haben Sie am 27. April 1945 zum Unteretaatseekretar in Staatoant für Yolksaufklärung, für Unterrieht und Brziehung und für Xultusangelegenheiten und Ordnung zu beeinflussen. Wir stehen vor der ungeheuren Aufgabe, wie sie der menschli che Geist vielleicht seit Jahrhunderten nicht mehr gehabt hat."^^ Bald suchten auch Raimund Zoder und Dr. Georg Kotek den Unterstaatssekretär am Minoritenplatz auf, um die Gründung des ,,österreichischen Volksliedwerkes" vorzubereiten. Am 15. Juni 1946 wurde Lugmayer von Minister Dr. Hurdes zum ehrenamtlichen Präsidenten des ,,österrei chischen Volksliedwerkes beim Bundesministerixun für Unterricht" bestellt. Das ,,Jahrbuch des österreichischen Volksliedwerkes", Band XI, 1962, war gleichzeitig eine Festschrift für Karl Lugmayer anläßlich seines 70. Geburtstages. 1945 und 1947 erschienen die beiden Bände ,,Sein und Erscheinung"^^. Dieses Werk war offenbar der Befähigungsnachweis für eine Honorarpro fessur für „Philosophie der Natur- und Geistes wissenschaften" an der Hochschule für Boden kultur. Im Anschluß an die Verleihung der Ehrensenatorwürde durch diese Hochschule im Jahre 1946 bekannte er: Die Philosophie ist eine transzendente Angelegenheit. Sie übersteigt die Naturwissenschaften, die Welt der Gesetzmäßigkeit. Diese Transzendenz ist unlöslich mit dem Willen der Entscheidung verbunden: Hier kann niemand erkennen, wetm er nicht erkennen wül. . . . Das Gesetz, das Zwangsverhalten, hat uns Mose gegeben, Jesus Christus den guten Willen und die Erkermtnis der Wahrheit. Aus seinen Vorlesungen und weiteren Studien entstand das letzte Werk ,,Philosophie der Person"^'*. Die Volksbildung stellte er dabei in den Dienst der menschlichen Person. Als Personen sind bei Lugmayer alle Menschen gleich zu wer ten, als Persönlichkeiten sind sie jedoch durchaus verschieden. Wenn es einer Person gelingt, die eigenen menschlichen Anlagen mit der Umwelt in möglichste Übereinstimmung zu bringen, dann fühlt sich der Mensch glücklich. Dann sagt man auch: Er hat seine persönliche Leitlinie ver wirklicht. Kann er es nicht, so leidet er. So gesehen, kann sich jede Volksbildungsarbeit zwei Aufgaben stellen: erstens die persönliche Leitlinie innerhalb des Berufes weiterzubilden und zweitens jenen Teil der Anlagen zu be treuen, die innerhalb der beruflichen Arbeit nicht zur Geltung kommen können. Im Dienste der Volksbildung erschien im Jahr 1953 die 4. Auflage der ,,Rede- und Stilkunst" unter dem Titel ,,Rede und Schrift". Inhaltlich war von der früheren Auflage nicht viel übrigge blieben. Für Lugmayer hat sich der Blickpunkt geändert. Er zeigte nicht nur auf, wie der Redner auf den Hörer wirken soU, sondern er zeigte auch, wie sich der Hörer der Wirksamkeit des Redners entziehen kann. Eingehend wurde die Sprache der Dichter, der Wissenschaftler, die Sprache der Gesetzgebung und die Sprache der Zeitung behandelt. Am 25. Februar 1948 fand die Gründungsver sammlung des Vereines ,,österreichische Ju gendbuchgemeinschaft" im Festsaal des Alten Rathauses in Wien statt. Lugmayer wurde zum Vorsitzenden des Vorstandes gewählt. Am 9. September 1948 nahm der heute so erfolgrei che ,,österreichische Buchklub der Jugend" seine Tätigkeit auf. Anläßlich des 70. Geburtsta ges des Ehrenvorsitzenden Prof. Dr. Lugmayer richteten Dr. Bamberger und Dr. Jambor fol gende Zeilen an den Jubilar: „Ihre Tatkraft und Ihr überlegenes Wissen haben dem Buchklub in den ersten Jahren seiner Tätigkeit außerordent lich große Dienste erwiesen . . ." Der Buchklub stellt heute eine Grundlage für die Erziehung der Jugend zum Buch dar. " Tn: Akademische Rundschau. H. 1/2. Wien 1945. 1. Teil: 2 Aufl., 150 S. 2. Teil: 380 S. Wien: AmandusVerlag 1945, 1947. Salzburg: österr. Kulturverlag 1956. 300 S.

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