Lugmayer heraus: ,,Die ganze Welt ist voU von Dummheiten. Aber selbst in der ernstesten Dummheit steckt noch viel Heiteres!^®" In der ,,Monatsschrift für Kultur und Politik" (11. Jg., September 1937) setzte sich Lugmayer in der Abhandlung ,,Volksordnung, Volkstum, Volksbildung" mit seinen Erfahrungen der letz ten Jahre auseinander. Er wandte sich dabei be sonders gegen den Begriff: Mythos Volk. Wört lich schrieb er: ,,Der Ganzheitsanspruch dieser Idee wird immer stärker. Er paart sich mit dem Gedanken des totalitären Staates. Der Kulturbe griff Volk füllt sich mit der politischen Macht. Wir stehen schließlich in einem kollektiven Egois mus, im sacro egoismo des ,Volksstaates'." Lugmayer forderte, daß der Volksbildner vor al lem an der ,,unbedingten Persönlichkeit" des einzelnen Menschen festhalten müsse. Und wörtlich heißt es: ,,Wir müssen schließen, daß der Begriff Volk ein Ordnungsbegriff ist, eine Gemeinschaft, die zu erhalten wertvoll ist." Das ist schon der Stil des Philosophen, den wir nach dem Zweiten Weltkrieg kennenlernen konnten. Noch deutlicher spüren wir den Begründer des philosophischen Personalismus in Österreich in einer Besprechung der Schriften von Th. Haekker in den Wiener Bücherbriefen, März 1938: ,,Allgemeinbildung ist heute der gesicherte und klare Besitz jener letzten allgemeinen Erkenntrüsse, die das Wesen des Menschen ausschöpfen und daher das letzte allgemeine Verständi gungsmittel der Menschen bilden. Dieses Allge meine kann nur philosophischer Art sein." Die Zeit von 1938 bis 1945 Im März 1938 teilte Lugmayer das Los vieler demokratischer Österreicher. Er wurde zum Schweigen gebracht. Es gab kein Rechtsmittel gegen eine Entscheidung des Reichsstatthalters. Trotz seiner eigenen schwierigen Lage begab sich Lugmayereines Tages zum Gaukommissär in das Parlamentsgebäude, um für den nach Dachau gebrachten Volksbildner Matejka zu intervenie ren. Er wurde abgewiesen. Lugmayer verbrachte nun seine erzwungene Freizeit mit dem Studium der Naturwissenschaften an der Hochschule für Bodenkultur. Gleichzeitig betrieb er Garten- und Obstbau. In dieser schöpferischen Pause konnte er in Theologie, Philosophie und Sprachwissen schaften manches aufarbeiten, was in der frühe ren Betriebsamkeit liegengeblieben war. Mit Hilfe der Erkenntnisse der modernen Natur wissenschaften konnte er seine Seinslehre, den Personalismus, zu Papier bringen. Die grauenhaften Geschehnisse des Nazismus faßte er als eine allgemeine Mahnklage an die Menschheit auf, im Sinne der Offenbarung des Johannes mit der Verpflichtung für jeden einzel nen Überlebenden, sein Leben dafür zu verwen den, eine bessere allgemeine Denkgrundlage zu erarbeiten. Bei einem möglichen Neubeginn stellte er sich eine Verwendung als Hochschul lehrer vor. Lugmayer widmete sich auch sehr intensiv dem Studium der slawischen Sprachen, besonders des Russischen. Seine Studierstube in Starchant wurde bald ein programmatisches Zentrum für den kommenden geistigen Wiederaufbau Öster reichs. Lais Weinberger und Felix Hurdes kamen re gelmäßig. Im nahegelegenen Gasthaus Knakal kam es zu einer entscheidenden Begegnung mit Jakob Kaiser, einem Mann aus dem Kreis des deutschen Widerstandes. Sein Entkommen aus der Kriegsmaschinerie ver dankte Lugmayer einem Feldwebel, der einmal bei ihm einen Volkstanzkurs absolviert hatte. Als um den 3. April 1945 der Kampf um Wien be gann, traf Lugmayer im Luftschutzkeller des Lainzer Spitals mit Matejka zusammen. Beide be sprachen die Fragen der kommenden Nach kriegszeit.^" Nach 1945 Gleich nach dem Zusammenbruch wurde Lug mayer Unterstaatssekretär für Unterrichte^ und Matejka Stadtrat für Kultur und Volksbildung in Wien. Bereits im Mai 1945 hatte der Unterstaats sekretär gemeinsam mit Staatssekretär Ernst Fi scher Josef Lehrl für einen Lehrauftrag an der Universität vorgesehen. So kam es in Österreich erstmals zu Vorlesungen über Volksbildung. Der geistige Wiederaufbau war für Lugmayer die wichtigste Aufgabe. Ab 23. Mai 1945 sprach er im Rahmen einer Vortragsreihe der Volkstümlichen Universitätskxrrse in vier Vorträgen über das We sen des Menschen und stellte dabei seine personalistische Philosophie derbreiten Öffentlichkeit vor. ,,Besonders in der Erziehungslehre", so führte Lugmayer am 27. Juni 1945 vor der Fach schaft der Geisteswissenschaften an der Univer sität Wien aus,,,stehen wir vor der Aufgabe, den psychophysischen Apparat im Sinne der Freiheit In: Matejka, Viktor: Ein letztes und sehr einseitiges Ge spräch mit Karl Lugmayer. Niederschrift v. 29. 4. 1972. Ebenda. Dazu: Lugmayer, Karl: Erinnerungen eines Unterstaatsse kretärs. In: österreichischer Standpunkt. Monatszeit schrift für Politik, Wirtschaft und Kultur. H. 4. Wien: Union 1965. S. 3.
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