Karl Lugmayer und die österreichische Volksbildung Von Franz Lugmayer Zu den charakteristischen Gestalten des neuen Oster reich, das sich in den bewegten Apriltagen des Jahres 1945aus den Trümmern erhob, zu den Repräsentanten eines neuen und gleichzeitig doch uralten Staatswesens darf wohl Unterstaatssekretär Dr. Karl Lugmayer ge zählt werden: Wer einmal die Geschichte der ersten Monate des neuen Osterreich wird schreiben wollen, wird an dem Wirken Dr. Lugmayers nicht vorüberge hen dürfen, ohne es zu würdigen. Es zeigte zweifellos Verantwortungsbewußtsein und Glauben an das Land und seine Zukunft, daß in Wochen des größten Wirr warrs Dr. Lugmayer, alter Förderer und Kenner des gesamten Volksbildungswesens Österreichs, in das Unterrichtsamt eintrat, um gleichsam in erster Stunde schon zu versuchen, Grundlagen für den Neuaufbau des österreichischen geistigen Lebens zu schaffen. Diese Beurteilung seiner Persönlichkeit konnte man bereits am 8. Dezember 1945 in der ,,Fur che" lesen. Nach dem Tod von Karl Lugmayer (16. April 1972) schrieb das „Neue Volksblatt": „Der Le benslauf von Prof. Lugmayer liest sich wie das Tagebuch dreier Professoren." Diesen Eindruck vermittelt auch das Verleihungsdekret des Wür digungspreises für Volksbildung aus dem Jahr 1958. Auf Grund des einmütigen Votums der Jury verleihe ich dem Bundesrat Professor Dr. Karl Lugmayer den Würdigungspreis für Volksbildung, damit öffentlich anerkannt und kund werde, daß er im vergangenen halben Jahrhundert als Student, Mittelschullehrer, Volksbildungsreferent, Unterstaatssekretär, Ministerialrat, Bundesrat, Hochschullehrer, als Politiker, Publizist, Vortragender, Autor sozialphilosophischer Werke und als Vertreter Österreichs im Europarat im mer und in erster Linie vorbildlicher und beispielge bender Volksbildner war, der unerschütterlich an den von ihm als richtig erkannten Ideen festhielt, mannhaft für sie eintrat und dabei in der geistigen Auseinander setzung von echter Toleranz getragen den Weg zum Mitmenschen suchte, ohne die eigene Haltung aufzu geben. Sein Bemühen um die Durchforschung und Lö sung sozialer Fragen, das immer die menschliche Per son zum Kernproblem hatte, bereicherte die Volksbil dung weit über Osterreich hinaus und wies stets von neuem auf die grundlegende Erkenntnis hin, daß die in Freiheit geordnete, nach den überpositiven Normen geprägte Person des Menschen das wichtigste Ziel der Volksbildung ist. Der Bundesminister Dr. Drimmel e.h. Karl Lugmayer - ein Oberösterreicher erblickte am 15. Februar 1892 in Ebensee als er stes Kind von Karl und Katharina Lugmayer das Licht der Welt. Der Vater war in Obernberg, Pfarre Ried in der Riedmark, aufgewachsen. Nach fünfjähriger Militärzeit trat er in den Fi nanzdienst ein. Aus der engsten Verwandtschaft der Mutter stammte der Abt von Kremsmünster Augustin Resslhuber (1808-1875). Dieser war auch Direktor der Sternwarte, Landeshaupt mann-Stellvertreter, Herrenhausmitglied und Präsident der oö. Landwirtschaftsgesellschaft. Im Jahr 1895 wurde der Vater des dreijährigen
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