Diese solle beim Inneren und Äußeren des eige nen Hauses beginnen, auf Garten, Blumen, Sträucher und Bäume, auf Platz und Straße, auf Gasthäuser und Gemeindehaus übergreifen. Der geeignetste Träger des Heimatpflegegedankens sei eine örtliche Arbeitsgemeinschaft, die z. B. eine systematische Ortsbildpflege®^ in Zusam menarbeit mit Behörden, Kirche, Schule, unter Einsatz ansässiger Handwerker, Künstler, Archi tekten und Baumeister betreibe. Eine Entschandelung einer wertvollen Hausfassade könne den Stein ins Rollen bringen. Eine besondere Aufgabe sei es aber auch, die Bevölkerung zu sinnvoller Planung von Neubauten zu erziehen. Heimat pflege erstrecke sich keinesfalls auf die Tätigkeit von Verschönerungsvereinen, die Ruhebänke mit WidmungsschUdchen aufstellen; Arbeitsge biet der Heimatpflege sei der gesamte Lebens raum des Menschen. Große Enttäuschungen erlebte Eduard Kriech baum aber gerade auf diesem Gebiet. Mangeln des Wissen der Verantwortlichen wirkt sich da verhängnisvoll aus. Oft war er nahe daran, jede heimatpflegerische Tätigkeit in Braunau einzu stellen und sich ausschließlich Eorschung und Volksbildung zu widmen. ,,Da brachte mich nur Frl. Gnändiger wieder von meinen Büchern weg . . Hedwig Gnändiger arbeitete nicht nur über dreißig Jahre mit Eduard Kriechbaum im Fürsorgewesen zusammen - das Braunauer Für sorgehaus im Palmpark geht auf ihre Anregung zurück^^ sondern auch schon in der Heimat bewegung der Zwischenkriegszeit. Sie war ihm Stütze in allen Fragen der Heimatpflege.®® Er selbst trat auch mit aller Entschiedenheit für das von ihm als richtig Erkannte ein. So bezog er un mittelbar nach dem ,,Anschluß" Österreichs ge gen die Pläne Stellung, in Ranshofen - inmitten dieser alten Kulturlandschaft®® - eine Großindu strie zu errichten. Nach einem kurzfristigen Bau stopp wurden die Werksanlagen dennoch fertig gestellt. Ihn selbst brachte seine offene Gegner schaft um ein Haar ins KZ, er wurde mit einem Redeverbot im Braunauer Bezirk belegt. Dieser Umstand mag auch seinen Entschluß erleichert haben, sich kurz darauf als Gemeindearzt pen sionieren zu lassen. Volksbildung am Lande und in der Kleinstadt Nach Eduard Kriechbaum solle die Bildungs- und Kulturarbeit auf dem Lande drei Bereiche umfas sen: den Körper des Menschen, das seelisch-gei stige Leben und die Umgebung des Menschen. Kulturarbeit beschränke sich nicht auf eines die ser Teilgebiete, sondern strebe danach, die Ganzheit zu erfassen, in deren Zentrum der Mensch stehe. Der Mensch steht also im Mittel punkt der Kultur und damit jeder Kulturarbeit. Gerhart Hauptmann, der deutsche Dramatiker und Nobelpreisträger, meinte einmal treffend: ,,Kultur ist da, wo man den Menschen wichtig nimmt! "10® Kulturarbeit auf dem Lande und in der Kleinstadt solle auf Bodenständigem aufbauen. Einen direk ten Kulturexport -,,KMZtHr läßt sich nicht in Koffer packen und aufs flache Land hinaus tragen!" loi - aus der Großstadt lehnt er daher strikt ab. Vielmehr unterstreicht er die bedeutende RoUe von Bür germeister, Pfarrer, Lehrer und Arzt in einer Landgemeinde. Jede der örtlichen Volksbildungseinrichtungen in Oberösterreich trägt in Organisationsform und Programmgestaltung einer anders gelagerten Be völkerungsstruktur (Landeshauptstadt, Bezirks hauptstadt, Markt, Kurort, Dorf, bäuerliche Schulgemeinde) Rechnung. Die Wege und Mög lichkeiten der Bildungsarbeit in den einzelnen Gemeinden sind auch entsprechend den Bil dungsbedürfnissen und Interessen der einzelnen Berufs- und Altersgruppen verschieden. Diese Notwendigkeiten betont auch Aldemar Schiff korn: ,,Die Erkenntnis, daß ein starres, von einer Zentrale erstelltes Veranstaltungsprogramm Zur aktuellen Diskussion siehe den Beitrag von Friedrich Achleitner in: Planen und Bauen - ein kulturelles Anlie gen. Zum gegenwärtigen Stand der Baugesinnung-Ziel setzungen für eine künftige Baukultur (= Beiträge zum Architekturgeschehen, Bd. 1). Hrsg.: Dr. Aldemar W, M. Schiffkorn, Amt der oö. Landesregienmg, Abt. Kultur, Linz 1979, S. 5-11. Aus dem Nachlaß, Jb. 1952, S. 39. " Kriechbaum, Eduard: 20 Jahre Fürsorgeheim in Braunau. Eine Rückschau. In: Neue Warte am Inn, 1. 12. 1949. Hedwig Gnändiger (1882-1978). Wegen ihrer großen Ver dienste um den Braunauer Heimatverein seit mehr als 40 Jahren wurde sie im April 1959 durch die O.ö. Landesre gierung mit dem Ehrentitel ,,Konsulent für Volksbildung und Heimatpflege" ausgezeichnet. " Ranshofen wird 788 erstmals als Pfalz des Agilolfingers Tassilo erwähnt. Zit. nach: Kriechbaum, Eduard: Ransho fen bei Braunau am Inn. In: Bergland, 12. Jg, Nr. 10, Innsbruck 1930. 100 Vgl.: Ratzenböck, Josef. In: Kulturinformationen für die oö. Betriebe. Hrsg.: Amt der oö. Landesregierung, Abt. Kultur. Folge 9, März 1980, S. 1. Kriechbaum, Eduard: Aus dem Nachlaß. Jb. 1942, S. 87. - Ders.: Der Heimatgau, 1. Jg., Linz 1938/39, S. 29. - Vgl.: Schiffkom, Aldemar W. M.: Kulturarbeit im Dienste des Menschen. In: Oö. Kulturbericht, 34. Jg., F. 20, 1980, S. 175.
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