OÖ. Heimatblätter 1981, 35. Jahrgang, Heft 1/2

Linzer Dienststellen hatte er zunächst vergeblich vorgesprochen. ,,Man trug mir allerlei Stellun gen an und ich stimmte zu . . . danach folgte aber jedesmal das große Schweigen."''^ In Braunau wird Kriechbaum 1946 wieder in den Ausschuß des Heimatvereines gewählt, 1947 zum Obmann. Zeitweise übt er seinen Arztberuf wieder aus, um seine Finanzen etwas aufzubes sern. In seiner Freizeit entsteht eine große Arbeit, als zweibändiges Werk konzipiert, „Erlebtes Deutschland - in 200 Städte- und Landschaftsbil dern", die jedoch nicht im Druck erschien. Neuaufbau ,,Menschen mit brennenden Herzen"'^*, das waren die Männer und Frauen - und das mußten sie sein, denen Oberösterreich den Wiederaufbau einer allgemeinen und freien Volksbildung ver dankt. Das feste Fundament war eine nach leid vollen Erfahrungen wiedergewonnene Humani tät, eine echte Menschlichkeit, die von wahrer Toleranz getragen war. Eine Wesensstärke, die es auch im vierten Jahrzehnt nach dem erfolgrei chen Neuaufbau in Oberösterreich, dem allent halben Respekt und Bewunderung gezollt wur de, täglich aufs Neue zu erhalten gilt. Gedanken über die Aufgaben der freien Volks bildung in Oberösterreich, die Kriechbaum be reits 1947 - im Gründungsjahr des OÖVBW - formuliert, sollen nun auszugsweise wiederge geben werden. Was tut uns heute besonders not? Die Menschen wie der einander näher zu bringen. Brücken zu schlagen zwischen den verschiedenen Parteien, Weltanschau ungen, Wirtschaftsgruppen - zwischen sogenannten Gebildeten und Laien, zwischen Vergangenheit, die wir oft vergessen haben, Gegenwart und Zukunft.'^ Wie soll das Vorhaben verwirklicht werden? Als ein Hauptziel der Volksbildungsarbeit, neben dem Erwecken von Heimatliebe und der Ge sundheitserziehung bezeichnet er; durch volks kundlichen Unterricht zu lehren, wie man am be sten Zugang zum Volk findet. In der Tat ist das eine Aufgabe, die Kriechbaum ganz besonders liegt und der er die folgenden Jahre mit großem Einsatz nachkommt. Als begeisterter Anhänger Wilhelm Heinrich Riehls wird er zum Lehrer ei ner ganzen Generation von oberösterreichischen Volksbildnern. Auf der von ihm begründeten volksbildnerischen Tradition im Oberen Innvier tel baut Eduard Kriechbaum das Bezirksvolksbüdungswerk Braunau am Inn, das er seit Ende des Jahres 1947 leitet, und die örtlichen Volksbil dungswerke Altheim, Obernberg am Inn, Mattighofen und Mauerkirchen auf. '''Als Beispiel für die Wertschätzung, die er als Volksbildner ge nießt, mag das folgende Zitat gelten, das einem Bericht über die Gründungsversammlung des Volksbüdungswerkes Altheim entnommen ist: Der Name Dr. Kriechbaum gibt die sichere Gewähr, daß dieses heikle Amt in die Hände des richtigen Man nes gelegt wurde, der trotz seines großen Wissens - oder vielleicht gerade deshalb - stets der volksverbun dene, liebenswürdige Mensch geblieben ist, als den wir ihn schon alle längst verehren. Nun ist Eduard Kriechbaum wieder ausschließ lich als Volksbildner und Heimatpfleger tätig und erhält ein bescheidenes monatliches Honorar aus dem OÖVBW. Er hält eine große ZahF® von Vor trägen, deren Themen im wesentlichen mit de nen aus der Zeit zwischen 1920 und 1938 ident sind (Gesundheit, Mitmenschlichkeit und Hei matliebe), und leitet Stadtführungen und Kultur fahrten in Oberösterreich. Wege und Ziele Das OÖVBW hatte als umfassende und überparteüiche Volksbildungseinrichtung seine Arbeit begonnen. Von einer vereinsmäßig organisierten Volksbildung hätte damals in öberösterreich Ebenda. Das Originalzitat lautet: „Die Volksbildungsarbeit stellt an uns Aufgaben, die nur von Menschen mit brennenden Herzen gelöst werden können!" Landeshauptmann Dr. Heinrich Gleißner in seiner Festrede anläßlich der Zehnjah resfeier des OÖVBW auf Schloß Tollet am 3. 7. 1957. -Zi tiert nach: Schiffkom, Aldemar: 10 Jahre Oberösterreichi sches Volksbildungswerk. Festschrift des Landesinstitu tes für Volksbildung und Heimatpflege in Oberösterreich (= Schriftenreihe des OÖVBW, Bd. 5). Graz 1957, S. 6. Kriechbaum, Eduard: Das Oberösterreichische Volksbildrmgswerk (unveröffentl. Manuskr.), 1947. Aus dem Nachlaß. Ebenda. " Die rapide Zunahme der Mitgliedeinrichtungen (heute über 700, die mehr als 1,3 Millionen Teilnehmer pro Jahr ansprechen) ist leicht zu ersehen aus: Schiffkorn, Alde mar: Tätigkeitsbericht 1947/48, hrsg. OÖVBW, Linz 1948, 36 S. - Ders.: Das Oberösterreichische Volksbildungs werk 1949. In: Jahrbuch des Oö. Musealvereines, 95. Band, Linz 1950, 6 S. - Ders.: 10 Jahre Oberösterrei chisches Volksbildungswerk. Graz 1957, 132 S. - Hofin ger, Hilde, und Assmann, Dietmar: 25 Jahre Landesinsti tut für Volksbildung und Heimatpflege. In diesem Heft, S. 7, 11. In: Neue Warte am Inn, Nr. 3, 22. 1. 1948, Braunau. " Die Gesamtzahl liegt weit über 2000. - Siehe auch: Kriechbaum, Eduard, in: Biographisches Lexikon von Oberösterreich. Hrsg.: Institut für Landeskunde, bearb. V. Martha Khil. 10. Lieferung, Bl. 5, Linz 1964.

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