nungen auch nach mehr als dreißig Jahren in Oberösterreich noch wirksam sind.®'* Von Anfang an versucht Kriechbaum mit allen Heimatforschern in Oberösterreich persönlich in Kontakt zu treten. Denn aus Erfahrung weiß er, daß sich unter den aktiven Heimatforschern die geeignetsten Volkserzieher im Sinne der Heimat idee befinden. Er will deren Arbeitsgebiete in stofflicher und räumlicher Abgrenzung kennen lernen und diese in einem engeren ,,Kataster" festhalten.®® Zu Heimattagungen und Kultur fahrten sollen die Heimatforscher dann jeweils eingeladen werden. Kriechbaums Streben zielte, im großen gesehen, darauf ab, Verbindungen zwischen den ver schiedenen Zweigen der Heimatforschung, der Heimatpflege und vor allem der Volksbildung auf heimatlicher Grundlage herzustellen. Durch die Einstellung seiner Zeitschrift „Der Heimatgau" verliert er auch das Sprachrohr zu den Heimatforschern und besonders zur Lehrer schaft des Landes. Um diesen Verlust auszuglei chen, verstärkt er vor allem in Oberösterreich seine Vortragstätigkeit. Als Band I der Schriften reihe des Deutschen Volksbildungswerkes kann noch seine Arbeit ,,Wie gestalte ich einen Dorf abend?"®® erscheinen, in der er auch methodisch und praktisch den Heimatabend®'' darstellt. Die Bezeichnung,,Dorfkultur", die das Deutsche Volksbildungswerk in Berlin verwendet, hält Kriechbaum als zu eng gefaßt - das Dorf ist in Oberösterreich nicht die einzige ländliche Sied lungsform - und spricht daher lieber von,,Kultur auf dem Lande", im Gegensatz zur ,,Kultur der Großstadt". Von der damals verbreiteten ,,Pro paganda", besonders in Kulturfragen, rückt er deutlich ab. Ein Kernsatz des Volksbildners Kriechbaum lautet:,,Kultur läßt sich nicht in Koffer packen und aufs Land hinaustragenl" ®®Denn Kultur müsse mit dem Boden verwurzelt sein. Kulturar beit®' sei daher ein Hegen, ein Pflegen und lasse sich am ehesten mit der behutsamen Arbeit des Gärtners vergleichen. Als Gauheimatpfleger hält Kriechbaum Volksbil dungsvorträge in ganz Oberösterreich. Die da raus entstehenden Kosten für Korrespondenz und Reisen bestreitet er aus den Vortragshonora ren. Er verfügt weder über ein Büro noch über eine Schreibmaschine. Der Konflikt mit dem Kreisleiter von Braunau wegen des geplanten Baues des Aluminiumwerkes in Ranshofen bringt ihm als erklärtem Gegner des Projektes ein Redeverbot im Bezirk Braunau ein. Nun beauf tragt ihn die Zentrale des Deutschen Volksbil dungswerkes in Berlin - mittlerweile war er als Gemeindearzt in den Ruhestand getreten - mit Vortragsreisen durch ganz Deutschland. Der fortschreitende Krieg setzt seiner ausge dehnten Reisetätigkeit schließlich ein Ende. Sein Wirkungsbereich reduziert sich so auf Oberöster reich und gegen Kriegsende auf das Innviertel. Durch die zunehmende Papierverknappung - der,, Heimatgau" ist,,bis Kriegsende" eingestellt - nimmt die Möglichkeit auch für andere Veröf fentlichungen rasch ab. Diese beiden Auswirkungen des Krieges auf seine Arbeif treffen Eduard Kriechbaum schmerzlich. Denn neben dem Halten von Vor trägen zählt er Reisen und Schreiben zu seinen Lebenselementen. In seinem Tagebuch findet sich dazu eine Eintragung, aus der tiefe Resignafion spricht:,, Von Anfang an war es mir bewußt, daß meiner völlig ehrenamtlichen Tätigkeit als Gauheimatpfleger die Gefahr drohte . . . Stück werk zu bleiben."'* Verwiesen sei auf die 26 wesenflichsten volks bildnerischen Veröffentlichungen Kriechbaums aus jener Zeit. Bis zum Ende wiU er sich seiner Arbeit als Volks bildner widmen, solange ihm seine innere Kraft erhalten bleibt und er die Möglichkeit hat, nach außen weiterzuwirken. Aber er denkt schon an seine Aufgaben nach dem Krieg, die ihm dann auch, wie anfangs erwähnf, gestellt wurden und die er im Land Oberösterreich in vorbildlicher Weise wahrgenommen hat. Die Aufbauarbeit wird noch schwieriger sein als in den Jahren 1919/20. Nun wird es wieder heißen: kleine Steine des zusammengebrochenen Hauses freizulegen und neue Grundfesten aufzurichten!" Das Kriegsende reißt ihn aus einer Fülle von Ar beiten und Plänen, und er ergreift nun jede Gele genheit, die Arbeit wieder aufzunehmen. Beiden Siehe auch: Lipp, Franz: Im Gedenken an DDr. Eduard Kriechbaum. In: ÖZV. N.S., Bd. XII, H. 4, Wien 1958, S. 336 ff. Kriechbaum, Eduard: An aUe Heimatforscher des Gaues Oberdonau. In: Der Heimatgau, 1. Jg., Linz 1938/39, S. 93f. Hrsg.: Die Deutsche Arbeitsfront. N.S.G. Kraft durch Freude, Linz 1943, 72 S. "In dieser Abhandlung vertritt er unbeeinflußt von den ge änderten äußeren Verhältnissen seine Vorstellungen, die er bereits im Braunauer Heimatverein entwickelt hat. Aus dem Nachlaß: Jahrbuch 1942, S. 87. - Siehe auch: Der Heimatgau, 1. Jg., Linz 1938/39, S. 29. " In der wörtlichen Bedeutung von ,,colere". Vgl.: Der Heimatgau, 4. Jg., Linz 1943, S. 85. Aus dem Nachlaß: Jahrbuch 1944, S. 23. Kriechbaum, Eduard: Aus dem Nachlaß. Jahrbuch 1945, S. 239.
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