OÖ. Heimatblätter 1981, 35. Jahrgang, Heft 1/2

Die Vorstandsmitglieder des Heimatvereines ,,Alt-Braunau' im Jahre 1925. Eduard Kriech baum 2. von links im Vorder grund. Foto aus dem Nachlaß Der Heimatverein legt seine Sammlungen nicht an, um möglichst,,alles Schöne aus Bürger- und Bauernhäusern zu entführen und im Heimat hause aufzustapeln".® Nur Bedrohtes und Ge fährdetes soll dort Schutz finden, alles andere sei an Ort und Stelle zu belassen. In ihrer natürlichen Umgebung sprächen die Dinge eine viel ein dringlichere Sprache als im Museum. Ein wirkli cher Heimatfreund sei daher nicht darauf be dacht, alles in einem Museum zu speichern. Kriechbaum will vielmehr die Bevölkerung dazu erziehen, ihre ,,Familienschätze" hochzuhalten, die Liebe und Ehrfurcht davor aber auch den Nachkommenden weiterzugeben. Dieses Prinzip bewußter Heimatpflege wird seither in Ober österreich von den damit betrauten Stellen mit Erfolg angewendet. ,,Als Kustos entwickelte und lehrte Eduard Kriechbaum Grundsätze, die noch immer wei terwirken und Aussicht haben, Allgemeingut der Museumspflege zu werden."'''Mit diesen Worten würdigt Franz Lipp das Wirken Kriechbaums im Braunauer Heimathaus. Voran steht bei Kriech baum der Gedanke der,,Ganzheit", der Berück sichtigung von Natur und Kultur einer Land schaft, der Beschränkung auf Objekte, die ihr tat sächlich entstammen, sowie auf wesentliche Stücke - alles andere soUe in Depots oder in Stu diensammlungen verlegt werden - wobei Model le, Bilder, Karten und auch eine große Zahl von erläuternden Vorträgen das Gegenständliche zu ergänzen hätten. Seine grundsätzlichen Forderungen zur Ausge staltung von Heimathäusern, die heute genau so aktuell® wie vor sechzig Jahren sind, seien er wähnt. So etwa:,,Jedes Heimathaus sollte neben den Schauräumen über einen Vortragssaal, eine Bücherei und ein Bildarchiv verfügen." Beson ders in letzter Zeit stehen ja Fragen der Mu seumsdidaktik wieder besonders im Vorder grund, man begnügt sich nicht mehr mit dem Zur-Schau-Stellen von Objekten, sondern man will beim Besucher bewußtseinsbildend wirken. Neben der Vergangenheit fordern auch Gegen wart und Zukunft ihre Rechte. Alle Überreste der Vergangenheit zu konservieren, könnte Fort schritt und Fntwicklungsmöglichkeiten hem men, eine „Friedhofsstimmung" würde allent halben Platz greifen. Nicht alles sei um jeden Preis zu erhalten.® Auch das reine Sammeln sei zu wenig. Altehrwürdiges und Wertvolles soUe aber nicht beseitigt oder sinnlos zerstört werden; organische Weiterentwicklung - im heutigen Sprachgebrauch des Denkmalschutzes: Revitalisierung - sei vielmehr anzustreben. Heimatliches ' Kriechbaum, Eduard: Das Heimathaus und die Bestre bungen des Heimatvereines in Braunau am Inn. In: Baye rische Hefte für Volkskunde, hrsg. v. bayerischen Lan desverein für Heimatschutz (Verein für Volkskunst und Volkskunde) in München. 7. Jg., München 1920, S. 113ff. ' Lipp, Franz: Im Gedenken an DDr. Eduard Kriechbaum. In: ÖZV. N.S., Bd. XII, H. 4, Wien 1958, S. 336ff. ® Dazu: Schiffkorn, Aldemar: Das Heimathaus - seine Be deutung in der Erwachsenenbildung. In: Amtliche Linzer Zeitung, 351. Jg., F. 5 v. 29. 1. 1981, S. Iff. ' Kriechbaum ist damit anderer Ansicht als der Gründer des Heimatvereines, der akademische Maler Hugo v. Preen, der sich besonders als Sammler und Bewahrer große Ver dienste erworben hat, bei dem jedoch eine ästhetische und historisierende Betrachtungsweise im Vordergrund stand. Kriechbaum hingegen dehnt die enge Vereinstätigkeit rasch zu einer großen umfassenden Heimatbewe gung, dem Inn-Salzachgau, aus, der er seinen persönli chen Stempel aufdrückt.

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