OÖ. Heimatblätter 1981, 35. Jahrgang, Heft 1/2

und Herma Schalberger im Bezirk Kirch dorf/Krems. Schon diese bescheidene Auswahl erweist eine breite Streuung reger Mitarbeiter über alle Teile des Landes hin. Oft hängt ja die kulturelle Arbeit auf dem Land davon ab, ob sich eine Persönlich keit findet, die tatkräftig zugreift und andere mit reißen kann. So war ein dichtes Netz der Heimatarbeit übers ganze Land gespannt, das auch der Arbeit am großen Atlas der deutschen Volkskunde, dessen Landesleiter Depiny war, zugute kam, wie auch die oberösterreichische Volkskunde davon ge wann. So wie wir-ich arbeitete 1931 bis 1936 eh renamtlich als Schriftführerin mit - keinen Frage bogen ungeprüft übernahmen, so wurden auch andere Sammelergebnisse überprüft, wo Zweifel auftauchten, wurde rückgefragt oder Depiny fuhr selbst zu den Sammlern und klärte auf. So wurde ein hohes Maß an Genauigkeit erreicht, gleichzeitig wurden die Heimatfreunde zu ver läßlicher Aufnahme und stichhaltiger Mitteilung erzogen. Hervorzuheben ist die Ausstattung der Zeit schrift. Man bedenke: 1919, nach Kriegsende, wo jedes Blatt Papier ein ,,Wertpapier" war, dem Zeitungspapier ähnlich, gelang es, schon das er ste Heft mit Bildern auszustatten, Farbdrucke beizugeben und Format und Umfang so zu ge stalten, daß keine Änderung mehr nötig war. Max Kislinger, dem die oberösterreichische Volkskunde viel zu danken hat, gab der Zeit schrift den künstlerischen Rahmen, durchdacht, gemütstief, zeitgemäß, humorvoll, nüt der Liebe Adalbert Stifters zum Unbedeutenden, das für die Volkskunde oft so bedeutend wird, ein Bei trag zur Kunsterziehung. Kislinger ist in seinen schönen Büchern auf diesem Weg fortgeschritten und hat der Volkskunde und Volkskunst vieles im Bild gerettet, was sonst spurlos verlorenge gangen wäre. 1938 war Depiny die Zeitschrift entzogen wor den, Dr. Eduard Kriechbaum übernahm sie und führte sie unter der Bezeichnung „Der Heimat gau" (des Führers) fort. Sie erschien in vier Jahrgängen von 1938/39 bis 1942/43. In seinem Vorwort schrieb Kriechbaum einleitend: Die Heimatgaue waren beinahe zwei Jahrzehnte hin durch die führende volkskundliche Zeitschrift des Landes Oberösterreich. Es gab zwar daneben noch eine Reihe kleinerer heimatkundlicher Blätter, welche landes- und volkskundliche Stoffe einzelner Landes teile oder Viertel brachten, doch konnten diese weder durch ihren Inhalt noch ihrer Verbreitung nach in einem Wettbewerb die Heimatgaue erreichen. In dieser Landeszeitschrift hat Hofrat Adalbert Depiny vor allem anderen eine überaus ansehnliche Fülle von Stoffen aus allen Gebieten der Volkskunde gesammelt, ja man könnte fast sagen die Heimatgaue sind eine Art Archiv für jede weitere volkskundliche Forschung im Lande geworden. Aus dieser reichen Fimdgrube kön nen auch die kommenden Geschlechter immer wieder schöpfen und bis dorthin vielleicht der Erinnerung entschwundenes Volksgut weiter verarbeiten. Wie sehr aber die Heimatgaue vermißt wurden, zeigt der Umstand, daß schon 1945 Dr. Franz Berger, Dr. Hans Commenda und andere eine Wiederaufnahme erwogen. 1947 begannen die ,,Oberösterreichischen Heimatblätter"^'* ihr Er scheinen, Dr. Franz Pfeffer, damals Leiter des In stitutes für Landeskunde am Oö. Landesmu seum, besorgte die Schriftleitung bis zu seinem Tod 1966. Bewußt änderte er den Namen: die Heimatgaue sollten das Werk Depinys bleiben. Die ersten Seiten der neuen Zeitschrift widmete Pfeffer dem Gedenken Depinys in einem Le bensbild, dessen Zusammenstellung er mir an vertraute. Schon 1942 bat mich der damalige Gau- und spä tere Landeskonservator Dr. Juraschek um ein Gedenken. Er wollte es in einer wissenschaftli chen Zeitschrift unterbringen, kam aber bei den damaligen politischen Verhältnissen damit nicht durch. Im Dezember 1945 hat Dr. Franz Berger die erste Würdigung Depinys seit seinem Tod am 19. De zember 1941, zum Todestag, in den ,,Oberöster reichischen Nachrichten"*^ untergebracht. Eng hing Depinys Arbeit an den Heimatgauen mit seiner Volksbüdungsarbeit zusammen, zog aus den Möglichkeiten des Amtes Gewinn für die Forschung, gab der Volksbildung das Sprachrohr für landweite Wirksamkeit. Sah doch Depiny in der Rückbesinnung auf Volkstum und Heimat die Rettung aus der Not der Zeit, in der Erzie hung zu Volksbewußtsein und Heimatsinn das Ziel seiner Arbeit. Die Heimatgaue haben in letzter Stunde erfassen können, was damals noch Leben hatte, und fort geführt, was Zukunft in sich trug. Die Volkskun- „Der Heimatgau", Zeitschrift für Volks- und Landschafts kunde sowie Geschichte des Oberdonaulandes. Pirngruber, Linz 1938-1942. " Ebenda 1, S. 3. „Oberösterreichische Heimatblätter", hrsg. vom Institut für Landeskunde am Oö. Landesmuseum durch Dr. Franz Pfeffer. Linz 1947 ff. 15 Oö. Nachrichten 1945, Nr. 160 (M. K.).

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