Reststaates nicht vorstellen. Die Friedens schlüsse versagten den Deutschen, was allen an deren Nationen zugestanden wurde, und es ist wohl auch darüber nachzudenken, welch ver hängnisvolle Grundlagen für die Zukunft da durch geschaffen wurden. Ein Großteil der Bevölkerung stand der Demo kratie, die ihr, viel zuwenig vorbereitet, zugefal len und noch nicht geübt war, ratlos gegenüber, wußte mit ihr nichts anzufangen, mußte zum po litischen Denken und zur Verantwortung politi scher Entscheidungen erst erzogen werden. Täg lich gab es Zusammenstöße radikaler Gruppen, Schießereien, Plünderungen, so in Linz noch im Mai 1920, wo alle Geschäfte der inneren Land straße ausgeräumt und verwüstet wurden und nur allmählich Ruhe eintrat. Dies war andeu tungsweise der Zeithintergrund. Und in dieser wirren Zeit fand ein Mann den Mut, einen Weg aus geistiger und materieller Not zu zeigen in der Rückbesinnung auf die tragen den Werte seines Volkes, in der Hinwendung zu Volkstum und Heimat. Wenn nun mitten in der Zeit des politischen Kampfes, in den grauen Tagen der Not ums Brot und der bitteren Lebenssorge die Heimatgaue ihren Weg antreten, so tun sie es im Vertrauen auf eine glücklichere Zukunft unseres Volkes und im Bewußtsein, daß gerade jetzt not tut, die Heimatfreunde zu sammeln, die Kenntnis der Heimat zu fördem, ihre Eigenart zu schützen und die Liebe zu ihr zu vertiefen. Und weifer: Wie weit auch sonst unsere Wege auseinanderführen, die Heimatliebe ist uns gemeinsam. Sie bleibt aber bloße Schwärmerei, wenn sie nicht Sachkenntnis zur Grundlage hat, und dämm nimmt es sich die Zeit schrift zum höchsten Ziel, durch Heimatkunde Heimatliebe zu wecken und dadurch an der Genesung un seres Volkes mitzuwirken. ^ Und es fand sich in Richard Pimgruber der mutige Verleger, der die kaum hohen Gewinn verspre chende Zeitschrift übernahm und ihr über viele Schwierigkeiten hinweg die Treue hielt. Nur so war es möglich, den wissenschaftlichen Charak ter der Zeitschrift zu wahren und sie nicht, wie manche rieten, in ein leichter verkäufliches Hei matblatt mit Geschichtchen und Gedichtchen ab sacken zu lassen. Die Heimatgaue stehen schon im ersten Jahrgang als Ganzes da, das alles im Keim und Plan ent hält, was später ausgebaut wurde, und versam meln einen beachtlichen Mitarbeiterkreis von Wissenschaftern aller Sparten, aber auch von je nen ,,kleinen Leuten", die als Sammler und Auf spürer der Wissenschaft so unschätzbare und unersetzbare Dienste leisten. Gerade die Volks und Heimatkunde bedarf dieser Mitarbeit im en geren Kreis, die aber durch Zusammenfassung ihrer Ergebnisse in immer umfassendere Befrach tung und Überschau hineinführen muß. Depiny bemühte sich, die Mitarbeit aller zu ge winnen, die schon bisher sich um Volksbildung auf heimatkundlicher Grundlage bemüht hatten; und es war gar nicht so leicht, diese Kreise zu ge winnen. Ich denke da z. B. an das Innviertel oder an Steyr, wo bedeutende und oft eigenwillige Persönlichkeiten arbeiteten, so Franz Berger (der ,,Schöpfer der Innviertier Heimatbewegung")®, die Brüder Eduard und Wilhelm Kriechbaum, Wilhelm Gärtner, der Maler Hugo v. Preen im Innviertel, Gregor Goldbacher, Hans Commenda in Steyr, um nur einige zu nennen. Es gab heimatkundliche Zeitschriften, als älteste 1840 die Beüage zum 4. Bericht über das Museum Francisco Carolinum,, Bei träge zur Landeskunde von Österreich ob der Enns und Salzburg", die sich im Laufe der Zeit zu den stattlichen Bänden des Musealjahrbuches ausgewachsen haben. Das Innviertel war besondern reich an heimatkundli chen Blättern: die ,,Braunauer Heimatkunde" 1909 ff., ,,Rieder Heimatkunde" 1909 ff., die Schärdinger ,,Heimat" 1910-1913, ,,Der Samm ler", Schärding 1905 ff., „Innviertier Heimatka lender" 1910 ff.; aber auch sonst gab es im An schluß an Museen und Vereine Zeitschriften, so die Jahrbücher des Vereines ,,Heimatbund" Eferding 1911-1913, Mitteilungen des Museal vereines ,,Lauriacum" in Enns 1918-1920, ,,Bei träge zur Landes- und Volkskunde des Mühlvier tels" 1912 ff., die,,Unterhaltungsbeilage der Lin zer Tages-Post" 1901—1914. Gerade durch Anerkennung dieser wertvollen Vorarbeiten und ihre Einbeziehung in den größe ren Umkreis einer Landeszeitschrift mit ihrer weiten Ausstrahlung gewann Depiny diese Mit arbeiter. Die Landeszeitschrift wollte ja nicht die örtlichen Heimatzeitschriften überflüssig ma chen und ersetzen, sondern alle heimatkundlich arbeitenden Kreise des Landes zusammenfassen, um durch diese Zusammenarbeit zu einer wis senschaftlich stichhaltigen und umfassenden Heimatkunde von Oberösterreich zu gelangen. Ich glaube, diese Deutung der Arbeit an den Heimatgauen aussprechen zu dürfen, weü ich ih ren Ausbau von Anfang an miterlebt habe, da2 Hmtg. 1, S. 1. 3 Ebenda, S. 71. " Ebenda 8, S. 122 f.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2